Bonn (dpa) - Erik Zabel hat sich als erster noch aktiver Radprofi als Doping-Sünder geoutet. Bei einer Pressekonferenz in Bonn gab der 38-Jährige unter Tränen zu, vor und in der ersten Woche der Tour de France 1996 mit EPO gedopt zu haben.
«Ich habe gedopt, weil es ging», sagte Zabel, «das war ein Test, das war einmalig.» Zuvor hatte der Teamchef des Bonner Radrennstalls T-Mobile, Rolf Aldag, Doping mit EPO eingeräumt.
Zabel, der nach seinem Abschied vom Bonner Rennstall für das Team Milram fährt, droht damit eine automatische Zwei-Jahres-Sperre wegen Dopings. «Ich bin bereit, Konsequenzen zu tragen», sagte der gebürtige Berliner. Wie Aldag entschuldigte sich Zabel, der jahrelang an der Seite von Jan Ullrich für den T-Mobile-Vorgänger Team Telekom gefahren war, öffentlich für seine Verfehlungen.
Aldag erklärte: «Ich habe im Vorfeld der Tour de France 1995 mit EPO-Doping begonnen.» Aldag und Zabel sind nach Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts die Profis vier und fünf des früheren Telekom-Rennstalls, die Doping zugegeben haben.
Aldag entschuldigte sich auch dafür, dass er jahrelang gelogen habe. «Das war sicher das Schwerste überhaupt, was ich je getan habe und sicherlich genauso falsch wie Doping», sagte Aldag.
Ungeachtet der Geständnisse wird die Deutsche Telekom nicht aus dem Radsport-Sponsoring aussteigen. «Wir bleiben drin», sagte Konzernsprecher Philipp Schindera am Donnerstag der dpa. In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Vermutungen über einen bevorstehen Ausstieg des Sponsoring gegeben.
Die Welle der Doping-Geständnisse hatte am Vorabend der frühere Telekom-Profi Bert Dietz ausgelöst, der sich in der ARD-Sendung «Beckmann» selbst als Doping-Sünder geoutet und die Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid schwer beschuldigt hatte. Nach ihm gestanden auch seine früheren Teamgefährten Christian Henn und Udo Bölts Doping-Missbrauch. Am Abend vor den Geständnissen von Zabel und Aldag räumten Schmid und Heinrich ein, im Bonner Rennstall Telekom Doping-Praktiken unterstützt zu haben. Die Universität Freiburg hat sich mit sofortiger Wirkung von den beiden Medizinern getrennt.
BDR-Präsident Scharping schloss bereits eine generelle Amnestie für Dopingsünder aus. Im Radio-Informationsprogramm NDR Info schränkte er allerdings ein, dass derjenige, der bei der Aufklärung behilflich sei, mit einem gewissen Entgegenkommen und einer gewissen Milde rechnen könne. «Ich bin der Auffassung, dass Vorgänge, die mehr als zehn Jahre zurückliegen, nicht dazu führen dürfen, dass wir alle ans Kreuz schlagen, die reinen Tisch machen wollen», sagte Scharping. Zugleich nannte Scharping Fristen für reuige Dopingsünder. In Doping-Machenschaften verwickelte Personen hätten bis Ende Mai die Möglichkeit, sich gegenüber dem BDR zu erklären.