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Die Mannschaftsärzte des T-Mobile Teams, Lothar Heinrich (l) und Andreas Schmid.
03.05.2007 18:37
T-Mobile suspendiert Teamärzte Schmid und Heinrich

Freiburg (dpa) - Nach den schweren Doping-Vorwürfen des früheren Masseurs Jef d'Hont hat der Rad-Rennstall T-Mobile seine Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich suspendiert.

Das Bonner Team reagierte damit umgehend auf die Einleitung der Ermittlungen durch die Freiburger Staatsanwaltschaft gegen die beiden Mediziner einen Tag zuvor. Schmid und Heinrich stehen im Mittelpunkt der Anschuldigungen von d'Hont. «Nach Gesprächen mit Prof. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich sind wir überein gekommen, die Zusammenarbeit mit beiden bis auf weiteres ruhen zu lassen», teilte Teammanager Bob Stapleton mit.

Zugleich begrüßte Stapleton die Aufnahme der Ermittlungen gegen die Freiburger Ärzte. «Wir gehen davon aus, dass die zuletzt gegen die Universitäts-Klinik Freiburg erhobenen, nicht nachgewiesenen Behauptungen dadurch lückenlos aufgeklärt werden können», sagte er.

Schmid und Heinrich waren von d'Hont, der in den 90er Jahren beim T-Mobile-Vorgänger Team Telekom gearbeitet hatte, beschuldigt worden, an organisiertem Doping in großem Stil mitgewirkt zu haben. Daraufhin erstattete der Heidelberger Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke Anzeige wegen Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, wegen Rezeptbetrugs sowie wegen versuchter Körperverletzung. Die beiden beschuldigten Ärzte bestreiten die Vorwürfe.

Franke wirft den beiden Freiburger Sportmedizinern «systematische Verstöße gegen alle medizinische Ethik» vor. Die Anschuldigungen, die d'Hont gegen die Mannschaftsärzte des damaligen Radrennstalls Team Telekom erhebt, seien «gravierender als alles, was wir bisher an Vorwürfen hatten». Dies sagte der Heidelberger Wissenschaftler in einem Interview mit der «Badischen Zeitung» in Freiburg.

«Bisher ging es um eine Art Radsport-Mafia. Hier aber werden als Beteiligte bei schon eigentlich ruchlosen Handlungen akademische Täter genannt - und das im Zusammenhang mit einer medizinischen Fakultät: Ärzte verstoßen systematisch gegen alle medizinische Ethik! Das ist ja das Unheimlichste, was in der Bundesrepublik je behauptet worden ist», erklärte Franke. Es sei genau das, was der Sportmedizin der DDR jahrzehntelang vorgeworfen wurde.

D'Hont berichtet in seinem Enthüllungsbuch, aus dem der «Spiegel» in dieser Woche vorab Auszüge veröffentlichte, dass beim Team Telekom das Blutdoping-Mittel EPO intensiv zur Leistungssteigerung eingesetzt worden sei. Die Vorwürfe richten sich auch gegen die früheren Profis Jan Ullrich und Bjarne Riis, die damals bei den Bonnern unter Vertrag standen, sowie gegen den damaligen Manager Walter Godefroot. Bei der Tour de France 1996 sollen sowohl der Sieger Riis, damals Kapitän bei Telekom, als auch Ullrich, der Zweiter wurde, gedopt gewesen sein.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung», wonach ein Anfangsverdacht gegen die Ärzte vorliege und deshalb das Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Zugleich kündigte er an, dass d'Hont im Zuge der Ermittlungen vernommen werden solle. Die Staatsanwaltschaft habe bereits Kontakt mit den belgischen Behörden aufgenommen.

Die Freiburger Uni-Klinik hatte bereits nach der Veröffentlichung im «Spiegel» angekündigt, eine unabhängige Kommission zur Klärung der Vorwürfe einsetzen zu wollen. Nachdem die Klinikleitung die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen hatte, sagte Hans-Hermann Dickhuth, der Leiter der sportmedizinischen Abteilung, der «SZ»: «Ich kann jetzt nicht mehr ausschließen, dass die Vorwürfe gegen die beiden Ärzte ein großes Problem werden. Denn das sind doch relativ konkrete Vorhaltungen, und wenn nur ein Zehntel davon stimmt, ist das der worst case für beide.» Am Tag der Suspendierung war Dickhuth wegen einer Auslandsreise für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) begrüßt die Bemühungen der Freiburger Klinik. «Nur die Offenlegung aller Fakten macht die Bemühungen des Sports glaubwürdig, das Doping-Problem ernsthaft zu bekämpfen», sagte Armin Baumert, der Vorstandsvorsitzende der NADA. «Es sind massive Vorwürfe, die den Ruf des Sports in Gefahr bringen. Die Sportmedizin in Freiburg betreut schließlich zahlreiche Sportler aus Bundes- und Landeskadern», sagte Baumert. Auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Freiburg sowie die Konsequenzen, die das T-Mobile-Team durch die Suspendierung der beiden Ärzte gezogen hat, finden bei der NADA Anerkennung.

T-Mobile-Teamchef Stapleton sagte: «Wir hoffen, dass die unabhängigen Experten die Vorwürfe gegen die Universitäts-Klinik Freiburg entkräften können.» Der Rennstall bekräftigte zugleich seine «Null-Toleranz-Politik in Sachen Doping». Schon unmittelbar nach der Veröffentlichung im «Spiegel» hatte Stapleton eine Zusammenarbeit mit belasteten Medizinern ausgeschlossen.

D'Hont war im Doping-Prozess gegen das Festina-Team im Oktober 2000 wegen Mittäterschaft zu neun Monaten Haft auf Bewährung und 3000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Belgier hatte bereits vor einigen Wochen Riis belastet, er sei bei seinem Tour-Sieg vor elf Jahren «randvoll mit EPO» gefahren, und die Doping-Beschaffung sei über «die Freiburger Ärzte» gelaufen. Beweise für seine Anschuldigungen konnte er bislang nicht vorlegen.


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