Karlsruhe (dpa) - Die Deutschland-Tour hat wieder eine Zukunft - Fritz Pleitgen sei dank. Der WDR-Intendant nahm den «Runden Tisch» zur Doping-Prävention zum Anlass, der auf der Kippe stehenden Rundfahrt mit dem Satz «die ARD überträgt weiter Radsport» wieder Leben einzuhauchen.
«An diesem Ausspruch muss er sich messen lassen, auch, wenn wir erst die fälligen Vertragverhandlungen Ende des Monats abwarten», sagte Tour-Direktor Kai Rapp, der weiß, dass bei seiner 3,5 Millionen-Veranstaltung alles mit dem Fernsehen steht und fällt: Ohne TV keine Sponsoren-Gelder und kein Gedränge bei den Etappen- Bewerbungen der Städte, die dafür rund 150 000 Euro Lizenzgebühren springen lassen müssen.
Rapp will mit der ARD, die sich trotz der Stimmungs-Killer Jan Ullrich und Floyd Landis über die gleichen Zuschauer-Quoten wie im Vorjahr freute, wieder einen Dreijahresvertrag. Auch die Fans am Straßenrand ließen sich in den vergangenen neun Tagen offensichtlich weder vom fast wieder durchweg schlechten Wetter noch von den Doping-Nachrichten abschrecken. Nach Veranstalter-Angaben gab es an allen Tagen wieder vielfach Gedränge.
«Bei den ganzen Problemen im Vorfeld und dem nicht optimalen Fahrerfeld war das die emotionalste Deutschland-Tour mit einem - wenn auf der letzten Etappe nichts mehr passiert - idealen Sieger Jens Voigt, der für Leidenschaft und aktiven Anti-Doping-Kampf steht», sagte der Hamburger Tour-Veranstalter Rapp, der sicher ist, dass auch «seine» Rundfahrt nicht zuletzt durch die Beschlüsse des «Runden Tisches» in Zukunft «noch sauberer» werden wird. Aber das sei «ein langer Prozess».
Die erstaunliche Leistungsexplosion Voigts auf allen Terrains, der immerhin die mit hoher Intensität gefahrenen Rundfahrten Giro und Tour de France in den Beinen hat, erzeugte hier und da auch Misstrauen. «Jeder, der gut fährt, muss jetzt mit dieser Skepsis leben. Die Leute können reden, was sie wollen, reden kostet ja nichts. Ich weiß, was ich mache», erwiderte dazu der Berliner, der sich in der Doping-Diskussion oft und eindeutig zu Wort gemeldet hat.
Der Parcours für die kommende Deutschland-Tour vom 8. bis 16. August 2007 steht. Österreich - der Fremdenverkehrsverein Tirol ist Sponsor - ist wieder mit Berg-Etappen vertreten. Vorliegende Bewerbungen aus der Schweiz oder Liechtenstein könnten frühestens 2008 berücksichtigt werden. Im Olympia-Jahr rückt die 1999 wieder belebte, 1911 zum ersten Mal gefahrene nationale Rundfahrt weiter nach hinten im Kalender.
«Unser Lieblings-Termin wäre vor der Tour der Platz, auf dem Tour de Suisse oder Dauphiné Libéré stehen. Aber es ist nicht realistisch, dass wir da hin kommen, außerdem wollen wir Konfrontationen mit den Veranstalter-Kollegen vermeiden», sagte Rapp, der nach wie vor am etwas hochtrabenden Anspruch «wir wollen die Nummer zwei hinter der Tour de France» sein, festhält. Termin-Präferenzen brachte Rapp bereits bei einem Treffen mit dem Weltverbands-Präsidenten Pat McQuaid aus Irland vor: «Wir haben einen guten Whiskey besorgt.»