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Floyd Landis feiert auf dem Podium in Morzine seinen überragenden Sieg auf der 17. Etappe.
20.07.2006 18:54
Landis schlägt zurück und siegt - Klöden Vierter

Morzine (dpa) - Floyd Landis startete ein sagenhaftes Comeback, Carlos Sastre verpasste Gelb um zwölf Sekunden, und Andreas Klöden rutschte auf der letzten Alpenetappe auf Rang vier zurück. Die Ergeignisse haben sich auf der 17. Etappe der 93. Tour de France erneut überschlagen.

Einen Tag nach dem Totaleinbruch von Landis hat sich der Amerikaner sensationell zurückgemeldet und greift sogar wieder nach dem Gelben Trikot. «Ich bin hergekommen, um die Tour zu gewinnen. Das will ich nach wie vor. Wenn ich einen schlechten Tag habe, muss ich eben einen guten dranhängen», sagte der US-Radprofi vom Phonak-Team.

Im Ziel konnte der Spanier Oscar Pereiro seine Spitzenposition nach 200,5 Kilometern im Wintersport-Paradies Morzine nur hauchdünn vor seinem Landsmann Sastre und 30 Sekunden vor dem Stehaufmännchen Landis behaupten. Klöden liegt mit nach wie vor mit 2:29 Minuten Rückstand auf Pereiro vor den letzten drei Etappen jetzt auf dem vierten Platz. Bei der gefährlichen Abfahrt ins Ziel hatte Pereiro Kopf und Kragen für sein Trikot riskiert.

Landis holte den ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere. Die Tour verspricht bis zum Zeitfahren am Samstag weiter höchste Spannung. Der Phonak-Kapitän wurde nach 5:23:36 Stunden im Alleingang Tagessieger, 5:43 Minuten vor dem CSC-Chef Sastre, Landis stundenlanger Begleiter Patrik Sinkewitz vom T-Mobile-Team war von dem Amerikaner am Joux Plane 25 Kilometer vor dem Ziel «abgelegt» worden. «Das wird am Samstag ein Knaller - das spannendste Zeitfahren der letzten zehn Jahre. Ich rechne stark mit Sastre», sagte Jens Voigt, Team-Kollege des Spaniers.

«Heute war leider nicht mehr drin. Morgen lasse ich es ruhiger angehen, um mich für das Zeitfahren zu schonen», sagte Klöden. Sein Team-Kollege Michael Rogers vermisste eine durchdachte Marschroute: «Wir haben alles gegeben. Wir hatten keine Taktik. Von Anfang an haben wir die vorherige Etappe in den Beinen gemerkt.» Landis' Rechnung war aufgegangen: «Als ich so früh weggegangen bin, herrschte Chaos bei der Konkurrenz. Ich wollte zeigen, dass ich kämpfen kann. Dass das Ergebnis so erfreulich für mich wird, hätte ich nicht gedacht.»

Landis, durch seinen Einbruch vom Vortag tief im Innersten getroffen, hatte eine unglaubliche Wiedergutmachungs-Tour durch die Savoier Alpen hinter sich. Seine Attacke 60 Kilometer nach dem Start am ersten von fünf harten Anstiegen schien ein Himmelfahrts-Kommando zu werden und wurde von vielen im Peloton belächelt. Aber der Konkurrenz verging bald das Lachen: Wie mit Flügeln schwebte Landis, von Sinkewitz begleitet, die Berge hoch. 59 Kilometer vor dem Ziel hatte sich der gläubige Mennonit theoretisch das Gelbe Trikot von Pereiro zurückgeholt. In Morzine reichte es am Ende nicht ganz.

In Landis' Rücken blieb das Feld mit Pereiro und Klöden noch ruhig. Erst bei der Abfahrt vom Colombière 52 Kilometer vor dem Ziel forcierte CSC (für Sastre), T-Mobile (für Klöden) und endlich auch Caisse d'Epargne (für Pereiro) - aber zu spät. Die wundersame Aufholjagd erlaubte Landis den Sprung von Platz elf auf den dritten Rang mit wieder klarer Sicht auf das Gelbe Trikot. Das will er spätestens am Samstag zum dritten Mal während dieser Tour holen. Im 57 Kilometer langen Zeitfahren in Le Creusot kommt es zum Showdown dieser abwechslungsreichen Tour, die sich vom Patronat des Seriensiegers Lance Armstrong befreit hat.

«Alles ganz ruhig, wir haben die Sache im Griff. Die letzte Steigung ist sehr schwer», hatte T-Mobile-Sportchef Valerio Piva noch 45 Kilometer vor dem Ziel beschwichtigt. Tatsächlich entbrannte hinter Landis und Sinkewitz im ersten Verfolgerfeld mit den Topfahrern auf dem 11,8 Kilometer langen Schlussanstieg auf den Joux Plane, dem eine neun Kilometer lange Abfahrt ins Ziel nach Morzine folgte, ein unbarmherziger Schlagabtausch. Aus dem ging Sastre als der große Sieger hervor.

Klöden hatte keine Kraft mehr, sich von Pereiro zu lösen - er hofft jetzt auch auf das Zeitfahren. Aber das Podium in Paris ist weiter entfernt als am Mittwoch. «Wäre ich mit Landis mitgegangen, wäre das für mich nach hinten losgegangen», sagte Klöden. «Ich konnte mich nur noch ins Ziel retten.»


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