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Ein Mechaniker justiert das Rad von Erik Zabel.
19.03.2006 12:28
Milram will Taktik ändern: Petacchi für Zabel

San Remo (dpa) - Den Überraschungssieg des Italieners Filippo Pozzato im Massensprint konnte der zeitgleiche Erik Zabel auf der Via Roma von Rang 21 aus begutachten. Die Perspektiven bei seinem Lieblingsrennen Mailand-San-Remo haben sich für den 35-jährigen Berliner verändert.

Beim Frühjahrsklassiker sollte Zabel Vorjahressieger und Platzhirsch Alessandro Petacchi zum erneuten Erfolg pilotieren. Aber die Milram-Taktik, ausschließlich auf die Sprinter-Fraktion ausgerichtet und deshalb leicht auszurechnen, ging nach 294 Kilometer gründlich daneben.

Das lag nicht an dem vierfachen San-Remo-Sieger Zabel, der in der entscheidenden Phase mit großem Herz ein Loch zu einer Spitzengruppe zufuhr. Und es lag vielleicht auch nicht an Petacchi, der sich - den Tränen nahe - im italienischen Fernsehen bei Zabel entschuldigte.

Trotzdem kündigte Milram-Manager Gerry van Gerwen für die Flandern-Rundfahrt in 14 Tagen eine geänderte Marschroute an: «Da fahren wir für Zabel.» Neun Mal fuhr das neue Tandem Zabel/Petacchi bisher unter gemeinsamer Flagge. In der Bilanz stehen dabei zwei Siege und drei zweite Plätze für den Italiener, als sich Zabel vor ihn spannte. Bei umgekehrter Konstellation - Petacchi als Helfer - fuhr Zabel zwei Mal auf Rang zwei. Auch in Flandern dürfte es für den Milram-Express kaum um den Sieg gehen. Im «Boonen-Land» scheint kein Kraut gegen den Weltmeister und Vorjahressieger mit seiner Quick- Step-Armada gewachsen zu sein. Beim anschließenden Paris-Roubaix soll es Zabel ohne Petacchi auf eigene Faust versuchen.

Pozzato, im Vorjahr auch überraschend Sieger der HEW-Cyclassics in Hamburg, hat allen ein Schnippchen geschlagen. Weltmeister Boonen, neben Petacchi der zweite geschlagene Topfavorit, konnte wenigstens noch jubeln. Pozzato kommt aus seinem Quick-Step-Team, das seinem Ruf als «Klassiker-Killer» wieder alle Ehre machte. Pozzato löste sich 350 Meter vor dem Ziel von einer sechsköpfigen Spitzengruppe, die nahezu von den Verfolgern mit Zabel an der Spitze eingeholt war. Mit mächtigen Tritten verkürzte Petacchi noch den Abstand zu Pozzato. Doch der Italiener - von «Il Giornale» die «blonde Rakete» genannt - flog drei, vier Meter vor seinem Landsmann Petacchi über die Ziellinie in San Remo.

Zabel versuchte nach einer Dusche im Mannschaftsbus eine Erklärung. «Drei Kilometer vor dem Ziel habe ich Alessandro gesagt: Ich gebe alles für dich - und habe die Lücke zu der Ausreißergruppe geschlossen. Danach stellte sich für mich nicht mehr die Frage, selbst noch um den Sieg zu sprinten. Pozzato hat unsere Taktik über den Haufen geworfen, nachdem wir die einzige Mannschaft waren, die den ganzen Tag hart arbeiten musste, um die erste Ausreißergruppe zu stellen, die sich schon kurz nach dem Start gebildet hatte», sagte ein trauriger Zabel, der unmittelbaren Trost von Ehefrau und Sohn im Wolken verhangenen San Remo erhielt. «Das war das schwerste Rennen, das ich je gefahren bin», sagte Zabels Bonner Team-Kollege Christian Knees, der zum ersten Mal die harte ProTour-Realität zu spüren bekam.


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