Los Angeles (dpa) - Das deutsche Sprint-Team ist auch ohne den zurückgetretenen Jens Fiedler weiter Weltklasse. Sieben Monate nach dem Olympiasieg gewannen Stefan Nimke (Schwerin), Rene Wolff und Fiedler-Ersatz Matthias John (beide Erfurt) bei der Bahnrad-WM in Los Angeles Bronze.
Das Trio entschied zum Auftakt des Championats das «kleine» Finale in 44,790 Sekunden gegen den Titelverteidiger und Olympia-Dritten Frankreich (44,835) für sich. Weltmeister wurde Großbritannien in 44,379 Sekunden im Endlauf gegen die Niederlande (44,713). Eine gute Vorstellung bot auch der Olympia-Dritte Guido Fulst (Berlin) im Punktefahren über 40 km als Fünfter.
«Als Olympiasieger und Weltmeister von 2003 war eine Medaille Pflicht gewesen. Auch wenn Jens nicht mehr dabei ist. Matthias John hat seine Aufgabe als sein Nachfolger sehr ordentlich gelöst», lobte Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel seine auf der Anfahrposition neu besetzte Mannschaft. Der 26-jährige John drückte seine Bestzeit um drei Zehntelsekunden auf 17,5 Sekunden, womit der Thüringer die Grundlage für den Erfolg legte. «Das ist ein Quantensprung und lässt für die Zukunft noch viel erhoffen», frohlockte Uibel.
Die deutsche Equipe hatte in der Qualifikation vor gut 1 500 Zuschauern mit der viertbesten Zeit das anvisierte Finale verpasst. Als Schwachpunkt erwies sich dabei der an Position zwei fahrende Wolff. «Ich war ein wenig verkrampft. Wenn du Olympiasieger bist, sind doch viele Augen auf dich gerichtet. Das bin ich noch nicht so gewöhnt», begründete der Ex-Weltmeister seine große Nervosität.
«So wie sich die Jungs noch einmal zusammengerissen haben und als echtes Team gefahren sind, haben sie sich die Medaille echt verdient», befand Jens Fiedler. Der dreimalige Olympiasieger zählt zur offiziellen Delegation des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). «Er wird der gute Geist der Mannschaft sein», hatte Uibel vor Beginn der viertägigen Wettbewerbe in Nordamerikas einzigem überdachten Velodrom prophezeit, womit er Recht zu haben scheint. Fiedler machte sich für seine ehemaligen Mannschaftskameraden als Motivator und Handlanger nützlich. «Die Rolle fülle ich liebend gern aus und ich hoffe, damit zu weiteren Medaillengewinnen beizutragen», sagte der Sachse.
Grund zur Zufriedenheit hatte auch Fulst, der sich mit 31 Punkten den fünften Platz sicherte. Der Olympiasieger von Sydney in der Mannschaftsverfolgung steht nach seinem im Oktober erlittenen Oberschenkelhalsanbruch erst seit Januar wieder im Training. «Das war ein unheimlich schnelles Rennen. Zwischendurch hatte ich einen ganz schönen Hänger. Mir ging fast die Puste aus. Da war zu spüren, dass mir durch den langen Ausfall Grundlagen fehlten», sagte Fulst, der noch in der Mannschaftsverfolgung und im Madison um Medaillen fahren wird. «Hier waren keine Turnschuhe am Start. Sein fünfter Platz ist astrein», sagte Bundestrainer Bernd Dittert. Weltmeister wurde der Ukrainer Wolodimir Rybin (38) vor Ioannis Tamouridis (Griechenland/ 36) und dem Olympia-Dritten Juan Llaneras Rossello (Spanien/34).
Susann Panzer belegte im 500-Meter-Zeitfahren der Damen in 36,122 Sekunden den 14. Rang. Ihre Cottbusser Mannschaftskameradin Christin Muche konnte wegen einer fiebrigen Magen-Darm-Grippe nicht am Wettbewerb teilnehmen. Zu WM-Titelehren kam die Olympia-Dritte Natallia Tsylinskaja (Weißrussland) in 34,738 Sekunden vor der Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin Anna Meares (Australien/ 34,752) sowie der Niederländerin Yvonne Hijgenaar (34,928).