Athen (dpa) - Am Südhang des Parnitha-Berges wollen die deutschen Mountainbiker in Athen aus dem Schatten der Straßen- und Bahnfahrer treten. In den letzten olympischen Radsport-Disziplinen können sie für einen glänzenden Abschluss sorgen und die Gesamtbilanz des Verbandes von bisher ein Mal Gold, ein Mal Silber und drei Mal Bronze weiter verbessern.
«Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern haben wir reelle Medaillenchancen», so Bundestrainer Frank Brückner zu den Aussichten seiner Athleten.
Hinter der unantastbar scheinenden Norwegerin Gunn-Rita Dahle - sie gewann die vergangenen zehn Weltcup-Rennen - wird Weltmeisterin Sabine Spitz als ernsthafteste Herausforderin gehandelt. «Sie muss gewinnen - ich kann gewinnen. Der Druck kann Gunn-Rita zu schaffen machen», sagte Sabine Spitz, die erst mit 22 Jahren anfing, Mountainbiking als Spitzensport zu betreiben. Davor spielte sie Eishockey in einer Männermannschaft. Der erstaunliche Aufstieg der ehemaligen Chemie- Laborantin aus Murg-Niederhof erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt bei den Titelkämpfen in Lugano 2003, wo die Deutsche den Weltmeistertitel erringen konnte.
Dagegen lief die Weltcup-Saison aus Krankheitsgründen nicht nach Wunsch. Nach Platz 13 im dritten Rennen änderte Spitz ihre Vorbereitung, ließ die Wettkampf-Serie links liegen, bezog ein mehrwöchiges Höhen-Trainingslager in St. Moritz und begab sich mit ihrem Ehemann und Manager auf eine anstrengende Bergtour. In acht Tagen meisterte das Ehepaar auf dem Rad eine Alpen-Passage von Garmisch nach Riva am Gardasee über 660 JKilomter und bewältigte dabei 22000 Höhenmeter. «Das hat was gebracht», sagte Ehemann Ralf Schäuble.
Ein erfolgreicher Auftritt bei Olympia würde zudem die Sponsoren-Suche erleichtern: «Als Weltmeisterin kann man vom Mountainbike leben, reich wird man nicht.»
Ähnlich gute Chancen auf eine Olympia-Medaille hat bei den Männern der in Kroatien geborene Lado Fumic aus Kirchheim/Tek. Er will in Athen «ein großes Ding abschießen». Nach dem überraschenden fünften Platz von Sydney und kontinuierlicher Steigerung bis zum kürzlich errungenen Vize-Europameister-Titel ist dem 28-jährigen Schwaben das zuzutrauen. Sein Bruder Manuel, von einigen Experten als noch größeres Talent gepriesen, soll ihm im Olympia-Rennen auf dem kraftraubenden Geröll-Kurs den Rücken frei halten.
Die Rennen sollen zwischen 1:45 und 2:15 Stunden dauern. Wie viele 5,5 Kilometer lange Runden dafür nötig sein werden, wird kurzfristig festgelegt. Der ursprüngliche Parcours musste nach einem Brand der Pinienwälder zu Beginn der Spiele leicht verändert werden.