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Beendet ihre Karriere als Radsportlerin: Lisa Brennauer. Foto: David Inderlied/dpa
03.08.2022 10:21
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: «Mutti» Brennauer hört auf

Berlin (dpa) - Lisa Brennauer erinnert sich noch bestens an den Schlüsselmoment im Sommer 2018 in Glasgow. Ihre Straßenrad-Karriere war ein wenig ins Stocken geraten, Olympia in Rio 2016 war mehr oder weniger zum Vergessen und die Rückkehr auf die Bahn lief auch noch nicht wie gewünscht.

«Wenn ich Kristina Vogel nehme: Ich erinnere mich an all die Bilder, wie sie jubelnd um die Bahn gefahren ist. Ich habe halt nie etwas gewonnen», erzählt die Allgäuerin im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Doch in Glasgow platzte der Knoten, Sieg bei der EM in der Einerverfolgung, ihr erster Erfolg auf dem Holzoval. Sie habe danach gleich Kontakt zu Vogel aufgenommen, die einige Wochen zuvor ihren schlimmen Unfall hatte, und ihr gesagt: «Ich wollte auch mal so jubelnd um die Bahn fahren wie du.»

Das Super-Jahr 2021 als Höhepunkt

Seitdem fährt Brennauer eigentlich nur noch jubelnd um die Bahn - mit dem Super-Jahr 2021 als Höhepunkt: Olympia-Gold im Frauen-Vierer, dazu jeweils der WM- und EM-Titel in der Einer- und Mannschaftsverfolgung. Auf der Straße gab es auch noch WM-Gold im Mixed. Gemessen an den Erfolgen steht sie längst auf einer Stufe mit den besten deutschen Radsportlerinnen wie eben Vogel und Judith Arndt. «Das sind Leute, zu denen habe ich aufgeschaut», sagt Brennauer: «Wenn man mit solchen Leuten auf eine Stufe gestellt wird, das macht schon stolz.»

Was soll also da noch kommen? Brennauer hat lange überlegt und viele Gespräche geführt - mit dem Ergebnis, dass der «richtige Zeitpunkt» für das Ende ihrer sportlichen Laufbahn gekommen ist. «Man hat mir immer gesagt: Beim Karriereende fühlst du, wenn es der richtige Moment ist. Ich habe das nie so verstanden, aber jetzt verstehe ich es», berichtet die 34-Jährige, die froh ist, dass sie den «Zeitpunkt selber wählen konnte und nicht dazu gezwungen wurde».

«War sie am Start, dann wusste man, es läuft»

Im Bahn-Vierer werden sie Brennauer vermissen, «die Mutti», wie Teamkollegin Franziska Brauße sagt und Lisa Klein ergänzt: «War sie am Start, dann wusste man, es läuft. Was sie für den deutschen Radsport getan hat, ist unerreicht. Dass sie geht, ist echt schade. Aber unsere gemeinsamen Erfolge werden uns für immer verbinden.» Ein gemeinsamer Auftritt bleibt aber noch, bei den anstehenden Europameisterschaften in München.

Sie nehme dort noch mal alles mit, sagt Brennauer. Auch auf der Straße werde sie an den Start gehen. Dass sie auf dem Asphalt auch noch richtig schnell ist, hat die Zeitfahr-Weltmeisterin von 2014 gerade erst bei der DM bewiesen, als sie sich das Meistertrikot geholt hatte. Und die nötige Grundlage hat sie mit über 1000 Kilometern bei der gerade wiederbelebten Tour de France auch in den Beinen. Das sei «richtig cool» gewesen, sagt Brennauer und schwärmt von der Atmosphäre am Straßenrand in Frankreich.

Das sei «ein Schub» gewesen, «den der Frauen-Radsport gebraucht hat», so die Allgäuerin. Ihre Sportart sei noch lange nicht da, wo sie sein könnte, so Brennauer, auch wenn das «Exotendasein» abgelegt worden sei. «Es gibt auch Umfragen, dass nicht jeder von dem Sport leben kann. Da sind noch Wege zu gehen.»

Brennauer muss sich finanziell keine Sorgen machen. Seit letztem Jahr ist sie Berufssoldatin bei der Bundeswehr - Dienstgrad Hauptfeldwebel. Sie wolle dort dem Sport verbunden bleiben. «Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit bekomme, viel von meinem Wissen und meiner Erfahrung weiterzugeben», sagt Brennauer. Auch eine Rolle als Trainerin sei vorstellbar.


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