Kvam (rad-net) - Der Portugiese Tiago Ferreira und die Italienerin Mara Fumagalli haben sich im norwegischen Kvam die Jerseys der Marathon-Europameister übergestreift. Ferreira gewann nach 90 Kilometern ein enges Rennen nach 3:47:59 Stunden mit vier Sekunden Vorsprung auf den Italiener Samuele Porro und elf Sekunden vor dem Letten Petter Pruus. Bei den Damen siegte Fumagalli. Jeweils auf Platz zehn Simon Stiebjahn und Stefanie Dohrn.
Für Simon Stiebjahn (Team Bulls) wurde ein Ast zum Spielverderber. Bei kühlen Temperaturen um zehn Grad lag der Schwarzwälder in der zu diesem Zeitpunkt fünfköpfigen Spitzengruppe, als sich etwa bei Kilometer 40 in seiner Schaltung ein Ast verfing. «Wir haben den an der Technischen Zone dann raus gemacht. Später, als es mit der Schaltung nicht besser wurde, habe ich noch mal angehalten, weil ich dachte, es ist noch was drin», berichtet Stiebjahn.
So verlor er den Anschluss an die Gruppe. Es waren nur vielleicht fünf Sekunden, doch vorne machte jetzt Tiago Ferreira Druck. «Da wusste ich, es wird schwer wieder ran zu kommen», so Stiebjahn. Er schaffte den Anschluss nicht mehr und war fortan alleine unterwegs. Davor hatten schon drei weitere Fahrer aufgeschlossen und Stiebjahn dann abgehängt.
Die Alleinfahrt kostete Körner, so dass er auch noch den Niederländer Hans Becking (DMT) und den Portugiesen José Dias vorbei ziehen lassen musste. Den Sprint um Rang zehn gewann er gegen den Tschechen Filip Adel. «Ich war schon am oberen Limit, aber im Windschatten wäre es vielleicht noch gegangen vorne mitzukommen», meinte Stiebjahn resümierend, «aber egal wie, ich bin zufrieden mit dem Top-Ten-Platz und das Wichtigste in Richtung nächste Woche ist, dass die Beine gut waren und ich die Bestätigung bekommen habe, dass das Training gut war.» Nächste Woche beginnt die Bike Transalp.
Bulls-Teamkollege Simon Schneller reihte sich vor dem langen Anstieg auf schwerem Gelände in den Top-Ten ein. «Dann bin ich meinen Rhythmus gefahren und habe mich in den Top 15 gehalten, mit Anschluss an die Gruppe vorne», so Schneller. Leider sei dann eine Gruppe von Masters-Fahrern vor ihnen unterwegs gewesen, die früher gestartet waren.
«Etwa bei Kilometer 25 musste ich beim Überholen die Linie verlassen und hatte direkt einen Plattfuß», so Schneller. Er habe sich mit einem Plug beholfen, doch bei Kilometer 39 erlitt er erneut Defekt. So wechselte er dann nach 42 Kilometern in Kvam das Laufrad. «Anschließend ging es nochmal gut in Richtung Ziel und ich konnte mit Alban (Lakata) zusammen noch einige Fahrer einholen. Am Ende bin ich mit der Leistung sehr zufrieden, auch wenn der Rennverlauf eventuell besser hätte sein könne«», meinte Schneller, der mit 8:15 Minuten Rückstand als 13. das Ziel erreichte und damit auch bester U23-Fahrer im Feld war.
Martin Frey (Team Bulls) erreichte 26 Sekunden später das Ziel als 14.
Sascha Weber (Maloja-Rocky Mountain) wurde ebenfalls Opfer der Defekt-Orgie. Er gehörte zur Spitzenformation als ihn ein doppelter Plattfuß ereilte. «Nachdem ich den zweiten Plattfuß nicht flicken könnte, musste ich mit dem platten Reifen zur Technischen Zone», erzählte Weber, der später aufgab.
Damen: Dohrn riskiert nichts in den Abfahrten
Bei den Damen bildete sich am längsten Anstieg von Kilometer fünf bis zwölf eine vierköpfige Spitzengruppe. Die Finnin Sina Alusniemi, die Slowenin Blaza Klemencic, die Italienerin Mara Fumagalli und die Schwedin Jennie Stenerhag fuhren als Quartett vorne weg und blieben in dieser Formation bis Kilometer 60 zusammen.
Am letzten Anstieg gelang es der italienischen Meisterin Fumagalli eine Lücke zu reißen und sich nach 70 Kilometern in 3:26:49 Stunden zum ersten Mal den EM-Titel unter den Nagel zu reißen.
Die überführte Dopingsünderin Blaza Pintaric holte mit 14,5 Sekunden Rückstand Silber, während Jennie Stenerhag mit 30 Sekunden Differenz Bronze gewann. Alusniemi blieb mit 57 Sekunden Differenz nur Rang vier.
Stefanie Dohrn (Centurion-Vaude) lag bis Kilometer 20 in einer Verfolgergruppe ab Platz sieben. Bis zur dritten Verpflegungszone bei Kilometer 46 verlor Dohrn einige Positionen. «Ich habe in den technischen Abfahrten nichts riskiert», erklärte Dohrn. «Ich kenne mich und wollte es mir nicht mit einem Defekt vermasseln.» Viele scharfkantige Felsen machten den Kurs zu einer defektanfälligen Angelegenheit.
Dohrn rangierte zwischenzeitlich auf Position 14, doch in den folgenden Anstiegen machte sie wieder Boden gut. «Da konnte ich noch mal richtig Gas geben», so Dohrn, der am Ende noch 30 Sekunden auf die EM-Dritte des Vorjahres, Ariane Lüthi aus der Schweiz, fehlten. «Platz zehn ist gut, ich bin sehr zufrieden», bilanzierte Dohrn, die mit 10:47 Minuten Rückstand die Ziellinie überquerte.