Mailand/Berlin (dpa) - Das Pokerspiel um eine Neuverpflichtung von Jan Ullrich geht weiter. Einen Tag nach Bekanntwerden des Telekom- Angebots für den Olympiasieger haben die beiden italienischen Rennställe Saeco und Bianchi mit der Aufnahme von Fusions- Verhandlungen neue Tatsachen für eine Verpflichtung des prominentesten deutschen Rad-Profis geschaffen.
Ullrichs persönlicher Betreuer Rudy Pevenage bestätigte der dpa Verhandlungen der beiden Rennställe über eine anstehende Fusion. «Es gab zwar Verhandlungen mit mehreren Teams und Sponsoren in den letzten Wochen, aber eine Teamfusion von Saeco und Bianchi ist eine realistische Variante», sagte der belgische Bianchi-Teamchef. Die Spekulationen um eine mögliche Rückkehr von Ullrich zum Team Telekom scheinen damit vorerst einen Dämpfer erhalten zu haben.
Telekom-Teamchef Walter Godefroot sieht hingegen in einer möglichen Fusion noch keine Vorentscheidung im Rennen um Ullrich. «Alles, was sich da in Italien tut, ist noch Spekulation. Wir bemühen uns weiter intensiv um Jan», sagte der Belgier der dpa. «Wir haben ihm ein Angebot gemacht, andere machen ihre Angebote. Die Entscheidung liegt allein bei Jan», erklärte er. Der Sportliche Leiter des Telekom-Teams, Mario Kummer, erklärte hingegen, dass es kein Geheimnis ist, dass Ullrich gern bei Bianchi bleiben will, wenn sich dort entsprechende Rahmenbedingungen ergeben.
In einem Saeco-Binachi-Team würde der Tour-de-France-Sieger von 1997 zusammen mit dem zweifachen Giro d'Italia-Gewinner Gilberto Simoni und dem italienischen Radstar Danilo di Luca starten. Mit diesen Teamkollegen könnte Ullrich seine Ziele für die nächste Saison realisieren. «Ich will 2004 ein starkes Team haben, mit dem ich die Tour gewinnen kann», sagte der Wahl-Schweizer auf der Radsport-Messe in Mailand. Dort hatten die Team-Finanziers von Bianchi und Saeco über ein mögliches Zusammengehen verhandelt, bestätigte Ullrichs Manager Wolfgang Strohband.
«In der nächsten Woche soll es ein Treffen mit den Saeco- Verantwortlichen, Jan und mir geben», kündigte Pevenage in Spanien während der Vuelta die nächsten Schritte bei den Fusionsverhandlungen an. Das Team Saeco beschäftigt laut Pevenage derzeit nur 18 Profis, so dass laut Reglement noch Platz für bis zu sieben Fahrer wäre. Damit könnte Pevenage einen Teil seiner Fahrer in das neue Team integrieren. Zu den neuen Team-Mitgliedern sollen laut «La Gazzetta dello Sport» auch Ullrichs Bruder Stefan als Mechaniker sowie sein Teamkollege und Freund Tobias Steinhauser gehören.
Auf der Messe in Mailand kündigte Ullrich zudem an, sich bis Ende Oktober erholen zu wollen. «Danach werde ich wahrscheinlich für den Winter zur Saisonvorbereitung in die Toskana umziehen», sagte er. Gleichzeitig bekräftigte er, in den nächsten Jahren auch einmal zum Giro d'Italia zurückkehren zu wollen. «Ich werde beim Giro auf Sieg fahren», versprach Ullrich den Fans in Italien. Für den Küchenmaschinen-Produzenten Saeco wäre Ullrich als Aushängeschild besonders für den deutschen Markt wichtig. Der bekannte Kaffeeautomaten-Hersteller erzielt laut «La Gazzetta dello Sport» einen Drittel seines Gesamtumsatzes in Deutschland.