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Das Feld der Fahrer passiert während der 10. Etappe im südfranzösischen Sisteron eine Brücke.
15.07.2003 17:20
Ausreißer Däne Piil Etappensieger in Marseille

Marseille (dpa) - Die Tour-Favoriten schienen den ersten Ruhetag um 24 Stunden vorverlegt zu haben. Die 10. Etappe von Gap nach Marseille, wo die zweite Etappe der ersten Tour 1903 endete, nutzten neun Ausreißer für ein eindrucksvolle Alleinfahrt. Der Jakob Piil aus dem CSC-Team von Bjarne Riis war nach 219,5 Kilometern der schnellste von ihnen.

Der Däne sicherte sich in der Mittelmeer-Metropole seinen ersten Tagessieg überhaupt vor dem Italiener Fabio Sacchi. Die beiden hatten sich wenige Kilometer vor dem Ziel von der Ausreißer-Gruppe abgesetzt. Im Gesamtklassement änderte sich einen Tag vor dem richtigen Ruhetag in Narbonne nichts, obwohl das Feld erst 21:23 Minuten später eintraf.

Der vierfache Toursieger Lance Armstrong sicherte seinen am Vortag nach seiner Querfeldein-Einlage auf 21 Sekunden geschrumpften Vorsprung auf Alexander Winokurow (Kasachstan) aus dem Team Telekom. Jan Ullrich, der ebenso wie der Texaner einen realtiv ruhigen Tag verlebte, behauptete Rang sechs mit 2:10 Minuten Rückstand. «Das erste Einzelzeitfahren über 47 Kilometer wird zur Schlüsselstelle der Tour. Danach sehen wir, wie es weiter geht», meinte Telekom-Manager Walter Godefroot.

Die neun Fahrer, darunter der Gerolsteiner-Sprinter René Haselbacher, hatten nach 16 Kilometern attackiert und waren auch weg gekommen. Auf der Hitzefahrt durch die Provence hatten sie einen Maximal-Vorsprung von 24:09 Minuten - Rekord für dieses Jahr. Diese Marke schmolz zwar - die Topfahrer rissen sich aber nach den Anstrengungen der Alpen kein Bein aus. Die Ausreißer, die im Stadtgebiet Marseilles in einzelne Gruppen zersplitterten, bildeten im Gesamtklassement keine Gefahr.

Zusätzlich zu den Ausreißern mussten sich die Verfolger bei Kilometer 147 auch gegen Demonstranten durchsetzen, die das Tour-Feld stoppten. Bauern demonstrierten gegen die Verbreitung von Gen manipuliertem Getreide. Nach einem kleinen Handgemenge mit Polizisten auf der einen und Demonstranten auf der anderen Seite konnten die Profis nach rund zwei Minuten Unterbrechung ihre Fahrt fortsetzen. Die Jury entschied wie vor Wochenfrist, als das Feld an einer Bahnschranke stoppen musste, dass es keinen Zeitausgleich für die verlorene Zeit gibt. Die Ausreißer - der im Gesamtklassement am besten Platzierte von ihnen, der Spanier José Gutierrez, belegte beim Start Rang 61 mit 47:04 Minuten hinter Armstrong - hatten es mit Genugtuung vernommen.

Haselbacher befindet sich seit seinem Sturz in aussichtsreicher Position kurz vor dem Ziel der Etappe nach Sedan seit einer Woche «auf einem Kreuzweg», wie die «L'Equipe» seine Schmerzen nach den Sturzverletzungen beschrieb. Trotzdem wagte der Österreicher den Sprung nach vorn, wurde Fünfter und hofft auch noch auf die Flachetappen der letzten Tour-Woche. «Auch beim Giro ist er 2002 mit steigender Dauer immer stärker geworden», setzt sein Teamchef Hans-Michael Holczer weiter Hoffnungen auf «Hasi», der nach seinem Sturz fast am ganzen Körper verpflastert war.

Der Vorjahres-Zweite Joseba Beloki, der am Vortag vier Kilometer vor dem Ziel genau vor Armstrong schwer gestürzt war und den Texaner damit zu dem Umweg über ein abgemähtes Feld gezwungen hatte, liegt inzwischen in einem Krankenhaus in Vitoria/Spanien. Am Dienstag erhielt er sogar ein Telegramm von Spaniens König Juan Carlos, der ihm Mut machte: «Im nächsten Jahr bist du wieder dabei.» Beloki aus der Jörg-Jaksche-Mannschaft Once erlitt Brüche am rechten Oberschenkel, am Handgelenk und am Ellenbogen.


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