Berlin (dpa) - Die geplante Abwicklung des im Moment zahlungsunfähigen Coast-Teams nimmt mehr Zeit in Anspruch als von einigen erwartet. Damit bleiben die Fahrer um ihren Kapitän Jan Ullrich weiter zur Untätigkeit verurteilt.
«An der Aufrechterhaltung der Coast-Sperre hat sich nichts geändert. Falls es neue Geldgeber gibt, müssten wir natürlich genau prüfen, ob sie die Fahrer-Gehälter bis zu Jahresende auch wirklich garantieren können», sagte Enrico Carpani, Sprecher des Weltverbandes UCI.
Olaf Ludwig gab als Mitglied des Vertragssport-Gremiums CCP, das wahrscheinlich über die Übernahme der Coast-Lizenz durch eine neuen Sponsor (Bianchi und weitere) und eine neue Betreiber-Gesellschaft (Cycle BV) entscheiden wird, zu bedenken: «Das könnte zu einem Präzedenzfall werden. Die Frage ist, ob ein neues Team ohne Einwilligung des alten Besitzers von neuen Betreibern übernommen werden darf und dadurch alle Rechte, also auch das des Tour de France-Starts, erhält.»
Nach Meinung des Telekom-Sprechers Ludwig könnte diese Klärung «noch einige Zeit in Anspruch nehmen», aber es sei klar, dass spätestens bis zum Beginn der Deutschland-Tour am 3. Juni das Startrecht für die Coast-Fahrer wieder vorhanden sein muss. Möglich wäre laut Ludwig auch, dass das neue Team mit in den Topf der Tour-Wildcards wandern würde. Am 19. Mai will das Direktorium in Paris die letzten vier Starter benennen.
Coast war neben Gerolsteiner und Telekom auf Grund seines Weltranglisten-Status' bereits seit vergangenem Oktober offiziell startberechtigt. Tour-Chef Jean-Marie Leblanc hat mehrfach klargemacht, dass er ab 5. Juli sehr interessiert an einem Ullrich-Start bei der 100. Geburtstags-Tour wäre.
Inzwischen gab sich der umstrittene Coast-Chef Günther Dahms kämpferisch. Das angekündigte Treffen mit Bianchi-Vertretern fand nicht statt, die angekündigte Pressemitteilung fiel ebenso aus. «Vielleicht gibt es eine Lösung ohne Bianchi. Herr Dahms hat mit drei Interessenten verhandelt und positive Signale erhalten», erklärte ein Dahms-Sprecher.
Die Frist der Insolvenzprüfung bei der Coast-Betreiber-Gesellschaft RSM, von der die Fahrer bis März bezahlt wurden, laufe Ende der Woche aus. Das Finanzamt Wesel fordert von der Radsport- und Service-Marketing-Firma nach Worten des Sprechers die Begleichung von Steuerschulden in Höhe von 190 000 Euro.