Berlin/Valencia (dpa) - Die 57. Spanien-Rundfahrt, die in Valencia mit einem Mannschaftszeitfahren über 24,8 km beginnt, verspricht mehr Spannung und Abwechslung als die Tour de France. Im Gesamt-Klassement steht ein Duell Spanien gegen Italien mit mehr als einer Hand voll Favoriten bevor.
Die versammelte Sprinter-Elite um Erik Zabel (Unna), Mario Cipollini (Italien) und Oscar Freire (Spanien) nutzt die Vuelta beim Kampf um Etappensiege und das Punkte-Trikot auch als Warmfahren für die WM am 13. Oktober, denn in Zolder/Belgien wartet ein «Sprinter-Kurs».
Weltranglisten-Spitzenreiter Zabel, im Vorjahr bei der Vuelta mit drei Tagessiegen erfolgreich und erst im Endspurt knapp am Trikot für den Punktbesten vorbeigefahren, hat noch weitere Interessen. Wenn der 32-Jährige die dreiwöchige Rundfahrt über insgesamt 3100 km mit vier Bergankünften als Ranglisten-Erster übersteht, ist die Chance groß, dass er diese Pole Position bis zum Jahresende halten kann. «Die Weltrangliste ist mir sehr wichtig. Sie drückt in Zahlen aus, was man investiert hat», sagte Zabel.
Wie bei der Tour hat sein Telekom-Team trotz der Rückkehr von Alexander Winokurow und Andreas Klöden kaum mehr Möglichkeiten, als sich wieder ganz auf seinen Kapitän zu verlassen. «Wir sind voll konzentriert auf die ersten Flachetappen», sagte Teamchef Rudy Pevenage, der von den olympischen Medaillengewinnern nach Krankheiten und Verletzungen noch nicht erwartet, dass sie in den Kampf um das Gelbe Trikot eingreifen: «Winokurow hat die Beckenverletzung seines Sturzes bei der Tour de Suisse zwar auskuriert und Klöden ist auch wieder gesund, aber wir haben keine Ambitionen auf das Gesamtklassement. Unsere Motivation beschränkt sich in erster Linie auf Erik.»
Der nationale Telekom-Konkurrent Coast, der die Vuelta auch nutzt, um im Hinblick auf die nächste Tour-Nominierung weitere Weltranglisten-Punkte zu sammeln, hat mit dem ausgeruhten Vorjahres- Sieger Luis-Angel Casero einen heißen Favoriten am Start. Der Spanier, nach überstandener Knie-Operation vor seiner ersten großen Bewährungsprobe 2002, hat eine super-starke Mannschaft im Rücken. «Er muss die erste Woche mit den ersten beiden Bergankünften ohne große Zeitverluste überstehen - dann kann sich Angels Frische als Riesen- Vorteil erweisen», meinte Coast Manager Marcel Wüst, in Spanien 12facher Etappensieger.
Caseros Landsleute Joseba Beloki, Oscar Sevilla und Roberto Heras, Lance Armstrongs rechte Hand, haben alle schon die Tour in den Knochen, aber sicher genauso viel Aussichten auf den am 29. September feststehenden Sieg. Die letzte Etappe, ein 41,2 km langes Zeitfahren, endet anlässlich des 100. Geburtstages von Real Madrid vor der Haupttribüne des Bernabeu-Stadions.
Hoffnungen, dort ganz vorne mitzufahren, haben auch die aus dem Giro d'Italia mit Schimpf und Schande ausgeschlossenen Italiener Gilberto Simoni (Kokain-Doping) und Francesco Casagrande (Tätlichkeit). Auch der in deren Vertretung zum diesjährigen Giro- Gewinner aufgestiegene Paolo Savoldelli, im kommenden Jahr in Telekom-Diensten, will in Spanien glänzen und sich empfehlen. Eurosport überträgt täglich live.