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Vincenzo Nibali trägt bei der Vuelta das Rote Trikot des Führenden.
16.09.2010 11:47
Vuelta: Sizilianer will spanische Fiesta verderben

Madrid (dpa) - Radprofi Vincenzo Nibali steht kurz vor dem größten Erfolg seiner Laufbahn und könnte den Einheimischen ihre Fiesta zum 75. Geburtstag der Spanien-Rundfahrt verderben.

Der 25-jährige Sizilianer holte sich beim Zeitfahren das Rote Trikot des Gesamtführenden der Vuelta zurück und könnte 20 Jahre nach dem Erfolg Marco Giovannettis erneut die Italiener in Madrid jubeln lassen. Er muss sich bis zum Finale am Sonntag allerdings einer spanischen Armada erwehren.

Beim vorentscheidenden Zeitfahren in Penafiel kam es zum Königstreffen: Toursieger Alberto Contador war am Ziel, um seinem Landsmann Joaquin Rodriguez das Weiße Trikot der Kombinationswertung zu überreichen. Miguel Indurain, Seriensieger der 90er Jahre, gab dem nach dem Kampf gegen die Uhr wieder an die Spitze gelangten Nibali das Rote Leibchen. Die beiden größten spanischen Radprofis der letzten 20 Jahre drücken allerdings einem Dritten die Daumen.

«Ezequiel Mosquera ist stark», meinte Indurain. «Er hat Chancen, Nibali zu schlagen. Er muss nur die Trumpfkarte in seinem Hinterhof ausspielen», verlangte Contador. Der dreifache Tour-de-France- Gewinner spielte auf die Etappe am Samstag durch die Sierra de Madrid an. Das von der 2265 Meter hohen Bola del Mundo gekrönte Gebirge ist ein bevorzugtes Trainingsgelände der spanischen Radelite.

Mosquera (Team Xacobea Galicia) ist der einzige aus diesem Kreis, der dem Italiener Nibali noch zusetzen kann. Der antrittsschnelle Bergfahrer dürfte Unterstützung bei Katjuscha-Kapitän Rodriguez finden, der sich ebenfalls durch harte Attacken auszeichnet und verzweifelt um einen Podiumsplatz ringt. Je unruhiger der Kurs, umso größer sind Mosqueras Chancen.

Nibali lässt sich allerdings nicht schrecken. Der Liquigas-Kapitän hat eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. Zeichnete er sich in den letzten Jahren noch als tollkühner Angreifer aus, so ist er jetzt ganz der kluge Kalkulierer. Er konnte Mosquera weder beim Aufstieg zum Lagos de Covadonga noch Mosquera und Rodriguez beim Ritt zum Cotobello folgen, hielt aber den Rückstand in Grenzen. Beim Zeitfahren blieb er trotz eines Defekts nach acht Kilometern extrem ruhig und legte die beste Zeit der Klassementfahrer hin.

«Ich weiß, wie man durch ein dreiwöchiges Rennen kommt. Ich habe die Qualitäten, diese Vuelta zu gewinnen», sagt er selbstbewusst. Seit einigen Jahren gilt Nibali als der kommende Mann der Azzurri. «Er hat das Zeug dazu, auch bei der Tour eine große Rolle zu spielen», ist etwa Tour-, Giro- und Vuelta-Sieger Felice Gimondi überzeugt.

In dieser Saison war Nibali in Frankreich als Helfer des zurückgekehrten Dopingsünders Ivan Basso eingeplant. Weil Teamkollege Franco Pellizotti wegen Dopingvorwürfen nicht am Giro teilnehmen konnte, sprang Nibali dort kurzfristig ein. Er unterbrach sein Training in Sizilien, fuhr zur Wallfahrtsstätte der schwarzen Madonna von Tindari und verhalf nach inbrünstigem Gebet Basso zum Giro-Sieg und sich selbst zu einem beachtlichen dritten Rang. Die Frankreich- Rundfahrt ließ er aus.

Seinen ersten Auftritt als alleiniger Kapitän gestaltet er in Spanien überzeugend. Die Karten für die neue Saison werden bei Liquigas nun neu gemischt. Das kommt schneller, als es Basso lieb sein kann. «Er ist der kommende Champion», pflegte Basso über seinen Teamkollegen zu sagen - und bezog das Attribut kommend auf die nächsten zwei, drei Jahre. Doch schon jetzt streift sich der einstige loyale Helfer den Pelz des Leitwolfs über.


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