Hamburg (dpa) - Die Deutschland-Tour wird von einer Absage-Flut der Lokalmatadoren heimgesucht. Als dritter deutscher Spitzenfahrer nach Erik Zabel und Stefan Schumacher gab Andreas Klöden seinen Verzicht auf die in Kitzbühel beginnende D-Tour bekannt.
Stattdessen will Klöden seinen Astana-Kapitän Alberto Contador bei der Spanien-Rundfahrt vom 30. August bis 21. September als Edelhelfer unterstützen. Damit läuft beim wichtigsten deutschen Radrennen alles auf ein Duell zwischen Titelverteidiger Jens Voigt und Rückkehrer Linus Gerdemann hinaus. «Für Astana ist die Vuelta als eine der drei großen Rundfahrten im Jahr sehr wichtig und wir möchten die Rundfahrt natürlich gewinnen», begründete Klöden via Homepage am Wochenende seinen Verzicht auf das Heimrennen.
Dass einer seiner mutmaßlich schärfsten Rivalen nicht antritt, nahm der Münsteraner Gerdemann vom T-Mobile-Nachfolger Columbia gelassen zur Kenntnis. «Sicher hätte Klöden zum Favoritenkreis gezählt, aber für mich macht das keinen Unterschied», sagte Gerdemann der Deutschen Presse-Agentur dpa. Während der 25-Jährige über Klödens Entscheidung insgeheim nicht enttäuscht sein dürfte, ist die Absage für die Veranstalter eine weitere schlechte Nachricht. «Wir müssen das so akzeptieren», kommentierte Upsolut-Sprecher Reinald Achilles.
Klöden will bei der Vuelta dem Spanier Contador, der 2007 die Tour de France und in diesem Jahr den Giro d'Italia gewann, zum Gesamtsieg bei der dritten großen Rundfahrt verhelfen. «Ich hoffe, dass ich dann bei den entscheidenden Etappen Akzente setzen und einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung des Teams leisten kann», erklärte der 33- Jährige, der mit der Reise nach Spanien zugleich unliebsamen Fragen zum Dauerthema Doping in seinem Radsport-kritischen Heimatland entgeht. Erst im März hatte die Untersuchungskommission der Uni-Klinik Freiburg neue Verdachtsmomente gegen Klöden, dessen Astana- Team wegen der Doping-Skandale der Vergangenheit nicht bei der Tour 2008 starten durfte, während seiner Zeit beim früheren T-Mobile-Team geliefert. Der Wahl-Schweizer wies aber stets alle Vorwürfe zurück.
Unabhängig von der Klöden-Absage zählt sich Gerdemann trotz seines beeindruckenden Comebacks mit dem Gesamtsieg der Tour de lAin und dem Gewinn des Eintages-Rennens Coppa Agostini bescheiden nur «zum erweiterten Favoritenkreis». Für den Berliner Voigt ist der Münsteraner, der erst vor fünf Monaten schwer gestürzt war und dabei einen Beinbruch und einen Kreuzbandanriss erlitten hatte, neben Tour-Überraschung Bernhard Kohl (Gerolsteiner) und Milram-Kapitän Christian Knees der schärfste Rivale auf dem Weg zum angestrebten dritten Triumph in Serie. «Die Deutschland-Tour wird sein Höhepunkt», sagte Voigt der Zeitschrift «tv14». Zugleich gab sich der 36-Jährige vor dem Prolog im Ski-Ort Kitzbühel kämpferisch: «Ich will gewinnen, aber ob es ein Hattrick wird oder nicht, ist mir egal.»