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Das Fahrerfeld der Tour de France bewegt sich auf der 14. Etappe.
20.07.2008 17:05
Doping-Labor bietet interne Tests an: «Dramatisch»

Prato Nevoso (dpa) - Die ersten Profis gestehen EPO, die ersten Sponsoren nehmen Reißaus, doch der befürchtete Doping-Flächenbrand ist vor Beginn der letzten Tour-Woche noch nicht ausgebrochen.

Ein ARD-Bericht über das dubiose Angebot eines Doping-Labors rückt den Profi-Radsport allerdings wieder ins Zwielicht. Eine südspanische Universität hat mehr als zehn Teams offeriert, «durch Urin-Analysen ein komplettes Steroid-Profil der Radfahrer» anzulegen, mit dem man sich etwa an Grenzwerte herandopen könnte. «Ich habe eine solche Mail am 19. Februar 2008 erhalten und sie an unseren Team-Arzt weitergeleitet, der sich dann mit Professor Schänzer in Verbindung setzte», sagte Gerolsteiner-Manager Hans-Michael Holczer.

Unterdessen beichteten der Spanier Moises Dueñas Nevado, zweiter Fall der diesjährigen Tour, und Leonardo Piepoli (Saunier Duval) EPO- Doping. Laut der spanischen «El Pais» soll der von seinem Team entlassene Piepoli, Mannschaftskamerad des bereits überführten Dopers Riccardo Ricco, seinem Sportdirektor Fernandez Matxin EPO-Konsum bestätigt haben, obwohl er von den Kontrolleuren in Frankreich noch nicht entlarvt wurde: «Ich habe das gleiche gemacht wie Riccardo.»

Eine interessante Aussage, zumal Ricco trotz unerschütterlicher Indizien weiter Doping strikt leugnet. Ricco bezweifelte in der heimischen Presse, die Gültigkeit der Anti-Doping-Tests in Frankreich. Dueñas Nevado outete sich ebenfalls und beschuldigte seinen Arzt Jesus Losa, ihm das illegale Präparat beschafft zu haben. Dieser stritt ab: «Ich habe ihm nie verbotene Produkte gegeben.»

Schon vor den Beichten zog der gleichnamige Sponsor der Barloworld-Equipe als erster Geldgeber die Konsequenzen aus der Skandal-Tour und dem eigenen Dopingfall Dueñas Nevado und beendet nach der 95. Frankreich-Rundfahrt sein Engagement. «Wir haben unsere Position bezüglich Dopingvergehen klar gemacht und handeln jetzt dementsprechend», sagte Barloworld-Marketingchef Chris Fischer. Eine Kettenreaktion weiterer Sponsoren droht. Nach dem Doping-Fall Ricco und dem Verdacht gegen Piepoli sei es «sehr wahrscheinlich», dass Saunier-Duval das Sponsoring einstellt, so Generaldirektor Thierry Leroy.

Gerolsteiner-Teamchef Holczer muss den umgekehrten Weg gehen und einen neuen Finanzier finden. «Es ist Bewegung reingekommen», sagte er trotz der prekären Nachrichtenlage. Auch ohne aktuellen Dopingfall will das französische Team Crédit Agricole zum Saisonende aus dem Radsport aussteigen. Zugleich konkretisierte der Schwabe die ominöse Offerte der Universidad de Extremadura. «Das Angebot der Universität Cáceres lautete unter anderem 50 Euro pro Kontrolle und Fahrer», sagte Holczer. Er habe die Email - wie ähnliche Schreiben zuvor - an die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA weitergeleitet.

«Die von Ihnen beschriebenen mutmaßlichen Praktiken sind besorgniserregend», wurde WADA-Generalsekretär David Howman in der «Sportschau» zitiert. Nun sollen sich die spanischen Behörden des Falles annehmen. «Wenn das so stimmt, dann ist das dramatisch», sagte der Chef der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, Pierre Bordry.

«Das haben wir schon länger vermutet, dass es irgendwo in Europa noch Laboratorien gibt, die Proben vorchecken. Laboratorien, die Urin-Anteile von Athleten untersuchen, so dass die genau wissen, wann sie ihre Doping-Substanzen absetzen müssen, um nicht bei Kontrollen aufzufallen» kommentierte Hans Geyer vom Zentrum für präventive Doping-Forschung in Köln den «Wahnsinn». Laut ARD, die wie das ZDF wohl bis 2011 die Frankreich-Rundfahrt übertragen wird, ging das Schreiben des als Absender genannten Prof. Dr. Marcos Maynar Marino auch an die Teams Milram, CSC und Columbia.

Er habe niemanden gedopt und sei auch von keinem Radsportler dessen beschuldigt worden, ließ Maynar mitteilen. Die Teams seien an eigenen Kontrollen interessiert, um festzustellen, ob ihre Profis verbotene Mittel nehmen. Auf diese Untersuchungen bezöge sich das Angebot. «Wir unterstützen also nicht das Doping, sondern versuchen zu verhindern, dass ein Team-Mitglied etwas tut, dass die Mannschaft zerstören könnte», sagte der Wissenschaftler.

Während vor dem Start der ersten Alpenetappe keine neuen Dopingsünder bekannt wurden, beteuerte der als EPO- Konsument entlarvte Giro-Zweite Ricco seine Unschuld, verlangte eine Gegenprobe und richtete - obwohl ihm eine zweijährige Haftstrafe droht - schon wieder markige Worte an die Konkurrenz: «Ich werde stärker zurückkommen». Die Zuneigung seiner Landsleute hat er aber verloren. «Ricco ist wie Pantani: 50 Kilo Fleisch, Knochen und Doping», umschrieb «La Stampa» Italiens einstige Radsport-Hoffnung wenig charmant.

Trotz der dritten Skandal-Tour hintereinander halten die französischen TV-Zuschauer dem Spektakel die Treue. Auch in Deutschland sind die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender mit den Einschaltquoten zufrieden und werden im September - mit der Tendenz auf TV-Fortsetzung - entscheiden, ob sie künftig weiter berichten.


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