Saragossa (dpa) - Die deutschen WM-Kandidaten Erik Zabel, Stefan Schumacher und Bert Grabsch sind im Aufwind. Trotzdem herrscht nicht unter allen im deutschen WM-Team eitel Sonnenschein.
14 Tage vor dem Start der Titelkämpfe in Stuttgart hinterließen die drei Profis beim «Warmfahren» in Spanien einen starken Eindruck. Zabel scheint langsam seine traditionelle Herbst-Hochform zu erreichen, was er mit dem insgesamt achten Vuelta-Etappensieg seiner Karriere in Saragossa unterstrichen hatte.
Einen Tag später sorgte Grabsch mit seinem überraschenden Erfolg im Zeitfahren an gleicher Stelle nach 52,2 Kilometern für den größten Erfolg seiner Laufbahn. Schumacher unterstrich mit Rang sechs beim Zeitfahren und dem 14. Platz im Gesamtklassement vor der 9. Etappe seine ansteigende Form. Sein seit langem erklärtes Ziel: Der Gerolsteiner-Profi will am 30. September quasi vor der Haustür erster deutscher Weltmeister nach Rudi Altig (1966) werden und ist damit auch direkter Konkurrent von Zabel, um dessen WM-Nominierung ein Konflikt entbrannt ist.
Der Schwabe Schumacher wird nicht müde, die Führungsrolle im Team für den 30. September zu fordern. «Die Strecke ist auf mich zugeschnitten - sie ist vom Profil mit dem Amstel Gold Race zu vergleichen, das ich im April gewann», sagte Schumacher bei der 62. Spanien-Rundfahrt und wies erneut auf die Widersprüche bei der WM-Nominierung durch den Verband im Fall der geständigen Zabel, des Schumacher Teamleiters Christian Henn und Rolf Aldag hin: «Zabel darf nach Stuttgart kommen, die beiden anderen nicht. Ich habe nichts gegen Erik, seine Qualitäten und seine Erfahrung sprechen für sich. Aber ich fordere eine Gleichbehandlung und, dass das Team 100 Prozent hinter dem Kapitän steht.»
Zabel tat dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und Schumacher nicht den Gefallen, wie auf Peking («möchte die Mannschaft nicht belasten») mit dem selben Argument auch auf Stuttgart zu verzichten. Der 37-jährige Berliner, Vize-Weltmeister 2004 in Verona und 2006 in Salzburg, weiß: Das ist seine letzte WM-Chance. «Ich habe mir extra die Vuelta zur WM-Vorbereitung ausgesucht, weil sie wie immer harte Bergpassagen im Profil hat. Das ist gut für Stuttgart, wo wir es wahrscheinlich in erster Linie wieder mit Paolo Bettini und Oscar Freire zu tun bekommen werden», hatte Zabel nach seinem Tagessieg in Saragossa erklärt.
Einen Tag nach dessen Sprintsieg hatte der T-Mobile-Fahrer, im Vorjahr noch für die Skandal-Mannschaft Phonak unterwegs, für den zweiten deutschen Etappensieg bei der Vuelta gesorgt. «Ich wusste, dass ich nach der Tour de France eine gute Form habe. Aber der Sieg kam trotzdem etwas überraschend», sagte der 32-jährige Grabsch, der neben Sebastian Lang für das WM-Zeitfahren vorgesehen sein dürfte. «Ich war bei der Vuelta schon einmal Zeitfahr-Vierter und -Fünfter. Schön, dass es jetzt zu meinem größten Sieg gereicht hat», freute sich der bullige Wittenberger.