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Marcus Burghardt siegte beim Halbklassiker Gent-Wevelgem.
15.04.2007 13:15
Neue Rad-Ära: Deutsche Profis erfolgreich

Berlin (dpa) - Von Entzugs-Erscheinungen keine Spur: Im Jahr eins nach Jan Ullrich feiert der deutsche Radsport auch ohne die demontierte Galionsfigur Erfolge fast wie am Fließband.

Jens Voigt gewann das Critérium International und eine Etappe der schweren Baskenland-Rundfahrt, Marcus Burghardt gleich auf Anhieb mit Gent-Wevelgem einen Klassiker und Andreas Klöden holte sich beim Circuit de la Sarthe schon den zweiten Rundfahrt-Sieg 2007, womit er bewies, dass er auf dem rechten Kurs Richtung Tour de France ist. «Das ist eine gesunde und viel versprechende Entwicklung und widerspricht den Befürchtungen, dass der deutsche Radsport ohne Ullrich den Bach runtergeht», freute sich am Sonntag Dieter Kühnle, Vorstandsmitglied im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) über den jüngsten Trend.

Andreas Klöden, der nach acht Jahren in Bonner Diensten in dieser Saison für das neu gegründete Astana-Team fährt, träumt nach seinem gelungenen Frühjahr wieder vom ersten Triumph bei der Tour de France. Seine Auftritte scheinen zu beweisen, dass das kein Wunschtraum bleiben muss. Nach seinem Erfolg bei Tirreno-Adriatico im März - in der 42-jährigen Geschichte des Rennens gewann er als erster Deutscher - siegte der 31-jährige Wahl-Schweizer aus Mittweida/Sachsen in Westfrankreich. «Ich bin auf dem richtigen Weg für die Tour», zog Klöden, der den Winter ohne Krankheiten und Verletzungen überstand und sich in den Trainingslagern in Südafrika und Mallorca optimal vorbereiten konnte, eine erste zufriedene Bilanz.

«Wenn ich nicht dieses Jahr gewechselt wäre, hätte ich das nie mehr getan. Ich fühle mich in meinem neuen Team sehr wohl. Astana ist eine Top-Adresse», schwärmte Klöden und fügte hinzu: «Alles ist jetzt lockerer als früher. Bei T-Mobile waren zum Beispiel Interviews straff organisiert und wir bekamen Anweisungen, was wir sagen sollten.» Auch das Verhältnis zu seinen neuen Teamkollegen lobte er überschwänglich. «Winokurow, Kessler und Jakowlew kannte ich schon von T-Mobile. Die anderen habe ich bei Tirreno besser kennen gelernt. Wir haben eine Superstimmung», berichtete Klöden, der nach dem Klassiker Flèche Wallonne am 25. April eine etwa vierwöchige Pause einlegen wird. Über die direkte Tour-Vorbereitung soll noch entschieden werden.

Bei Telekom und T-Mobile stand jahrelang sein Freund Jan Ullrich als deutscher Hoffnungsträger im Mittelpunkt - mit Ausnahme der Tour 2006, bei der Klöden mit Rang drei zum zweiten Mal nach 2004 (Platz zwei) den Sprung auf das Podium schaffte. In seinem neuen Astana- Team, benannt nach der Hauptstadt Kasachstans, hat Klöden formal Alexander Winokurow als Kapitän vor sich. Aber die Rollenverteilung soll kein Konflikt-Potenzial beinhalten. «Die Tour ist für beide der absolute Saisonhöhepunkt und sie werden als Doppelspitze gut funktionieren. Wir hatten ja damals mit Ullrich und Riis auch nie Schwierigkeiten», meinte Walter Godefroot, der 1997 als Telekom- Manager hinter Ullrichs Toursieg stand.

Astana wird großzügig von den fünf Wirtschafts-Riesen Kasachstans gesponsert. Die Regierung steht hinter dem Prestige-Objekt, die Radprofis werben in den Landesfarben für die neue Boom-Region. Der große Geldsegen lockte Klöden, der sich auch in schwersten Zeiten immer zu Ullrich bekannte, und weitere ehemalige T-Mobile-Aktivisten wie Winokurow, Matthias Kessler, Manager Godefroot, Teamchef Mario Kummer, Mechaniker und Betreuer. Mit sprudelnden Finanzquellen aus Kasachstan - etwa 13 Millionen pro Saison - und Schweizer Knowhow ist fast eine Bonner Dependance entstanden.


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