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22.06.2000 11:23
Team Telekom und Hanka Kupfernagel Favoriten bei DM

Heppenheim an der Bergstraße ist am 24./25. Juni Gastgeber der Deutschen Straßen-meisterschaften. Eine Woche vor dem Start der Tour de France kämpfen die Frauen am 24. Juni (Start: 16.30 Uhr) und die Männer am 25. Juni (Start 10.30 Uhr) um die Meistertitel. Ausgerichtet werden die Meisterschaften vom RV Einhausen, der unter Leitung von Algis Oleknavicius, in den siebziger Jahren erfolgreicher Nationalfahrer sowie WM- und Olympia-teilnehmer, im letzten Jahr schon erfolgreich die U23-Titelkämpfe veranstaltete und viel Er-fahrung als langjähriger Veranstalter von Bundesligarennen mitbringt. Gefahren wird auf ei-nem 14,8 Kilometer langen schweren Rundkurs um Heppenheim. Die Männer müssen insgesamt 14 Runden (207,2 Kilometer), die Frauen sieben Runden (103,6 Kilometer) absol-vieren. Bei den Männern gelten die Fahrer des Team Deutsche Telekom erneut als heiße Anwärter auf den Titel, in Expertenkreisen wird vor allem der Name Steffen Wesemann (Nieder-lenz/SUI) hoch gehandelt. Dem „Shooting Star“ dieser Saison, der im April „Rund um Köln“ und Anfang Mai den GP Gippingen gewann, traut man zu, nach Bernd Gröne (1993), Jens Heppner (1994), Udo Bölts (1995 und 1999), Christian Henn (1996), Jan Ullrich (1997) und Erik Zabel (1998) den achten Titel in Folge für den Bonner Rennstall einzufahren. Aber auch sein Mannschaftskollege Rolf Aldag (Ahlen), der im Vorjahr in führender Position liegend nach seinem bei der Deutschland-Tour erlittenen Armbruch vorzeitig aufgeben musste, gilt als Kandidat auf den DM-Titel. Vorne mitfahren werden sicher auch Jan Ullrich und Erik Zabel. Ob die Meister von 1997 und 1998 am Ende jedoch ganz oben auf dem Siegertrepp-chen stehen könnten, hängt von der Mannschaftstaktik ab. Unmittelbar vor den Deutschen Meisterschaften wird das Team Deutsche Telekom auch seine Tour-Starter nominieren. Gute Chancen auf vordere Platzierungen haben neben den Telekom-Fahrern auch der 16. von Mailand-San Remo, Andreas Klier (Massenhausen) vom niederländischen GS1-Team Farm Frites, sowie Jens Voigt (Berlin), der für die französische Mannschaft Crédit Agricole fährt und zuletzt bei der Bayern-Rundfahrt siegreich war. Auch Grischa Niermann (Hanno-ver), der von seinem niederländischen Team Rabobank erstmals für die Tour de France no-miniert wurde, gehört zum erweiterten Favoritenkreis. Allerdings müssen alle drei weitestge-hend auf die Unterstützung ihrer Teams verzichten und sich als Einzelkämpfer durchschla-gen. Von den weiteren deutschen Mannschaften dürfte das Team Gerolsteiner die größten Chancen auf vordere Platzierungen haben. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten gehören hier Thorsten Schmidt (Schwelm) und Tobias Steinhauser (Scheidegg), letzterer unter der Voraussetzung, dass seine bei der Deutschland-Rundfahrt erlittene Muskelverletzung voll-ständig ausgeheilt ist. Auch im Team Nürnberger, das in dieser Saison viel Verletzungspech hatte (Baldinger, Werner, Wilhelms), zeigte sich bei den letzten Rennen ein Aufwärtstrend, aussichtsreichster DM-Fahrer der Nürnberger dürfte Bert Dietz (Schwabach) sein. Chancen auf eine Platzierung im Vorderfeld können sich auch Andreas Kappes (Köln/Team Agro Ad-ler Brandenburg) und Ralf Grabsch (Köln/Team Cologne) ausrechnen. Eine WM- oder gar Olympianominierung wird es, so Martin Wolf, Leiter des Referates Lei-stungssport im Bund Deutscher Radfahrer, unmittelbar im Anschluß an die DM noch nicht geben. „Bis zur Weltmeisterschaft im Oktober sind es noch mehr als drei Monate, da muss man den Saisonverlauf einfach abwarten.“ Die vorläufige Nominierung für die Straßen-WM erfolgt frühestens nach der Tour de France, die Nominierung der Olympiastarter Straße durch das Nationale Olympische Komitee am 3. August in Frankfurt. Favoritin auf den Meistertitel bei den Frauen ist die Siegerin der letzten drei Jahre, Hanka Kupfernagel. Ob die Berlinerin in Heppenheim allerdings so eindeutig wie in den letzten Jah-ren dominieren kann, bleibt abzuwarten. Die starken Leistungen der BDR-Starterinnen bei den Rennen des Frühsommers zeigten einen deutlichen Leistungszuwachs in der gesamten Breite. Etappen- und Rundfahrtsiege durch Petra Roßner (Leipzig), Ina-Yoko Teutenberg (Mettmann), Judith Arndt (Frankfurt/Oder) und Vera Hohlfeld (Erfurt) dürften den Rennaus-gang in Heppenheim spannender als in den Vorjahren gestalten. Bei den Frauen steht am Samstag jedoch nicht nur der Meistertitel im Vordergrund. Die Plat-zierungen von Heppenheim gehen ebenso wie die Ergebnisse der DM im Einzelzeitfahren (1. Juni/Forst, Siegerin Hanka Kupfernagel), des Weltcup-Rennens in Philadelphia (4. Juni, Sie-gerin Petra Roßner) und die UCI-Weltrangliste mit Stand 30. Juni in die Wertung zur Qualifi-kation für die Olympischen Spiele ein. Die drei Punktbesten dieser Wertung werden vom BDR Anfang Juli als Olympiakandidatinnen vorgeschlagen, die endgültige Nominierung durch das NOK erfolgt am 6. Juli. In Sydney stehen den BDR-Frauen insgesamt drei Start-plätze im Straßenrennen und zwei Startplätze im Einzelzeitfahren zur Verfügung. Aufgrund der bisher erbrachten Leistungen gelten Hanka Kupfernagel und Petra Roßner schon als si-chere Olympia-Kandidatinnen, um das dritte Olympiaticket kämpfen noch Ina-Yoko Teuten-berg und Vera Hohlfeld.
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