Genf (dpa) - Der kleine Spanier José Miguel Echavarri ist, wie er glaubt, fündig geworden. Der einstige Karriere-Lenker des fünffachen Tour-de-France-Siegers Miguel Indurain will Alejandro Valverde Belmonte im Juli in Frankreich auf den Thron helfen.
«Er hat Geschichte geschrieben», schwärmte Echevarri gewohnt salbungsvoll, als Valverde als erster Spanier in Lüttich den ältesten aller Klassiker gewann. Damit hat er den 1996 zurückgetretenen Radprofi Indurain zumindest schon in einem Punkt übertroffen. Mit Valverde hofft auch Echavarri, Teamchef bei Iles Balears, auf sein großes Comeback bei der Tour de France.
Bei der Tour de Romandie will Valverde sein grandioses Frühjahr mit dem dritten ProTour-Sieg in Serie beenden, um dann erst wieder im Juni bei der Dauphiné Libérée als Tour-Generalprobe einzusteigen. Den kurvenreichen Prolog in Genf, ein Fall für Artisten, hat der 26- Jährige nur 63 Hundertstel hinter dem siegreichen Spezialisten Paolo Savoldelli (Italien) auf Rang zwei beendet. Die kommenden Bergetappen schrecken ihn nicht - schließlich rollt er laut sportlichem Steckbrief mit etwa 20 Kilogramm weniger Kampfgewicht an den Start als beispielsweise Jan Ullrich.
Zum ersten Mal geriet Echavarri über Valverde 2005 ganz groß ins Schwärmen. Auf der schweren Bergetappe nach Courchevel stahl er dem siebenfachen Gesamtsieger Lance Armstrong die Show und holte seinen ersten Tour-Etappensieg. «Die Situation in diesem Jahr wird völlig verändert sein. Der Platz von Armstrong ist leer, und Alejandro ist einer der Kandidaten, die diesen Platz einnehmen können. Mehr möchte ich nicht sagen», erklärte Echavarri, der mit Pedro Delgado (1988) und Indurain (1991 bis 95) zwei spanische Toursieger unter seinen Fittichen hatte.
Der zweifache Vize-Weltmeister Valverde ist ein Allround-Talent. Er kann klettern, er kann bergauf sprinten, wie kein Zweiter, und er ist auch ein passabler Zeitfahrer. «Er gehört in diesem Jahr mit zu den Favoriten», schätzte Ullrich ein. Der 1,78 Meter große Spanier hält sich mit Prognosen zurück: «Ich bereite mich seriös auf die Tour vor und bin zur Zeit in sehr guter Form, wie meine Siege beim Flèche Wallonne und vier Tage später in Lüttich gezeigt haben. Über alles weitere können wir im Juli sprechen.»
Zurückhaltung ist angesagt, die Tour de France bleibt immer ein Wagnis. Das weiß auch Valverde, der die Tour de Romandie im weißen Trikot des ProTour-Spitzenreiters bestreitet: Kurz nach seinem Etappensieg in Courchevel musste er im Vorjahr aussteigen, weil er sich beim Zeitfahren den Lenker gegen das Knie geschlagen hatte.