Berlin (dpa) - Für Bjarne Riis ist Linus Gerdemann «das größte deutsche Talent seit Jan Ullrich».
Deshalb ist Gerdemann in im CSC-Team von Riis, das 2003 die Mannschaftswertung bei der Tour de France gewann, hoch willkommen. Der 22-jährige Jungprofi aus Münster tritt bei der französischen Radrundfahrt «Vier Tage von Dünkirchen» seinen Job beim Tour-Sieger von 1996 an.
«Der Kontakt kam über Jens Voigt zu Stande. Im Januar habe ich mich bei Riis in Lucca in der Toskana vorgestellt. Wir haben einen Zwei-Jahres-Vertrag gemacht, und seit Jahresbeginn trainiere ich nach der Riis-Methode. Das bedeutet vor allem sehr intensive Intervalle», erzählte Gerdemann, der bei seinem Abstecher in die Toskana nichts davon bemerkte, dass zur «Riis-Methode» auch die medizinisch-wissenschaftliche Betreuung bei Luigi Cecchini gehören soll, dessen Rat auch Ullrich sucht.
Bis zum 1. Mai fuhr Gerdemann noch im unterklassigen deutschen Akud-Team. Die Gesellenprüfung soll der deutsche U23-Meister jetzt bei CSC machen. «Ich bin ein Rundfahrer-Typ, der seine Stärken im Zeitfahren hat und bei langen Anstiegen», meinte Gerdemann, der nach Dünkirchen vor der Bayern-Rundfahrt ins zehntägige Höhentrainingslager nach Livigno/Italien fährt. Vielleicht wartet im September schon die erste große Bewährungsprobe bei der Spanien-Rundfahrt auf Gerdemann.
Gerdemanns Abschied vom Akud-Team beim Frankfurter Rennen «Rund um den Henninger Turm» war eindrucksvoll. Zusammen mit Fabian Wegmann (Gerolsteiner) und Matthias Kessler (T-Mobile) fuhr er über 100 km kraftvoll in einer Ausreißer-Gruppe. «Das ist ein Guter. Er kommt ja wie ich aus Münster. Er hat eine gute Wahl getroffen, zu Riis zu gehen», bekam Gerdemann Lob vom Berufskollegen Wegmann. Die CSC-Teammitglieder staunten nicht schlecht, als der Junge aus gutem Haus zum ersten gemeinsamen Training im Januar in Filmstar-Manier mit zahlreichen Luis-Vuitton-Koffern anreiste.
Wegmann und Gerdemann bilden zusammen mit Stefan Schumacher (Nürtingen/Shimano-Team), Eric Baumann (Rostock/T-Mobile), Patrik Sinkewitz (Fulda/Quick Step), Heinrich Haussler (Cottbus) und Markus Fothen (Karst/beide Gerolsteiner) den Stamm des deutschen Hoffnungs-Potenzials für die nicht mehr ferne Zeit nach Ullrich und Erik Zabel.