Frankfurt/M. (rad-net) - Um einen Tag verkürzt und zum ersten Mal im März beginnen am kommenden Donnerstag in Los Angeles die Bahn-Weltmeisterschaften. Der Bund Deutscher Radfahrer hat ein 17-köpfiges Team in die kalifornische Metropole geschickt, das vom 24. bis 27. März zeigen muss, wie es mit den veränderten Bedingungen zurecht kommt. Erstmals bilden die Weltmeisterschaften den Abschluss einer Weltcup-Serie, die komplett im europäischen Winter absolviert wurde.

„Wir müssen abwarten, wie die WM ausgeht“, erklärt Bernd Dittert, der als Bundestrainer für die deutschen Ausdauer-Athleten zuständig ist. Er will sich auf keine Prognose festlegen lassen, was Robert Bartko, Guido Fulst und Co. in Los Angeles erreichen können. „Wir mussten eine komplett andere Vorbereitung als üblich durchziehen und haben nur eine Rundfahrt in Portugal in den Beinen“, sagt er, „wir haben die Sechstagerennen zur Vorbereitung genutzt und in Mallorca und Deutschland bei schlechtem Wetter so gut trainiert, wie es ging.“ Der BDR könne es eben nicht finanzieren, das Nationalteam den ganzen Winter über auf die Südhalbkugel zu schicken. Dort und speziell in Australien wurden die Rennen gefahren, die Ausdauer-Athleten eigentlich zur optimalen Vorbereitung bräuchten.

Dennoch sollen seine Fahrer in Los Angeles um Medaillen kämpfen. Nach den Olympia-Ergebnissen von Athen, wo der Vierer Vierter war, Guido Fulst Bronze im Punktefahren holte und zusammen mit Robert Bartko Vierter im Madison war, traut Dittert seinem Vierer eine Medaille zu. Ebenfalls gut für Edelmetall ist Robert Bartko in der Einerverfolgung, aber auch Guido Fulst im Punktefahren und im Madison. Wer im Vierer antreten wird, ist noch nicht zu 100 Prozent klar. Nominiert wurden Robert Bartko (RSV „Werner Otto“ Berlin), Robert Bengsch (Berliner TSC), Henning Bommel (Berliner TSC), Guido Fulst (RSV „Werner Otto“ Berlin) und Leif Lampater (RSG Heilbronn). Für den Madison-Wettbewerb kommt neben Guido Fulst und Robert Bartko auch Andreas Müller (Berliner TSC) in Frage, der außerdem für das Scratch-Rennen vorgesehen ist.

Bei den Frauen startet Charlotte Becker (RSV Unna) im Punktefahren und im Scratch. Die Deutsche Meisterin Verena Jooß (RC Friesenheim) tritt in der 3000-Meter-Einerverfolgung an.

Ebenso wie Dittert hatte sein Sprint-Kollege Detlef Uibel mit dem Winterwetter zu kämpfen. Das ursprünglich für Februar im kalifornischen San Diego geplante Trainingslager musste nach Mallorca verlegt werden, wo die Sprinter um die Teamsprint-Olympiasieger René Wolff und Stefan Nimke bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad auf der offenen Bahn trainieren mussten.

„Wir konnten dort zwar nicht die Geschwindigkeiten fahren, die wir geplant hatten, aber dennoch glaube ich, dass wir im Teamsprint um die Medaillen mitfahren werden“, sagt Uibel, der seinen Athleten seit dem 10. März in Los Angeles den letzten Schliff verpasst hat. Uibel sieht Medaillenchancen im Teamsprint sowie für René Wolff und Stefan Nimke. Wolff wird im Keirin und im Sprint antreten, Stefan Nimke bestreitet die 1000 Meter gegen die Uhr und den Sprint. „Er hat seine Pläne, sich ganz auf den Sprint zu konzentrieren und die 1000 Meter auszulassen, geändert“, sagt Uibel über den Olympia-Dritten über 1000 Meter, „dennoch bildet der Sprint den Schwerpunkt. Die 1000 Meter laufen ein wenig nebenbei.“

In den Sprintwettbewerben der Frauen starten Christin Muche (RSC Cottbus) und Susan Panzer (RSV „Werner Otto“ Berlin). Die Cottbuserin hat im Januar mit einem Sprintsieg beim Weltcup in Manchester auf sich aufmerksam gemacht. Dennoch sieht sie sich nicht als Medaillenkandidatin: „Ich gehöre nicht zu den Favoritinnen. Mein Ziel ist es, unter die ersten Acht zu kommen. Dass ich das schaffen kann, habe ich gezeigt. Alles andere wäre ein Sahnehäubchen“, sagt die 21-Jährige.

Am Rand der Bahn wird sich Jens Fiedler in Los Angeles zeigen. Der dreimalige Olympiasieger zählt nach seinem Karriere-Ende zur offiziellen BDR-Delegation. „Er wird der gute Geist der Mannschaft sein“, kündigte Detlef Uibel an, der sich vorstellen kann Fiedler künftig stärker in das BDR-Sprint-Team einzubinden.