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Off. Logo der Cross-Weltmeisterschaft 2005 in St. Wendel
18.11.2004 12:03
„Spannung bis zur letzten Runde“ - Interview mit Mike Kluge zur Cross WM

St. Wendel (rad-net) - Drei Mal war Mike Kluge Querfeldein-Weltmeister, 1985 und ´87 bei den Amateuren sowie 1992 bei den Profis, und gehörte mehr als ein Jahrzehnt zur absoluten Weltspitze. In St. Wendel steht er dem OK-Team als Technischer Berater zur Seite und erzählt in folgendem Interview über seine Erwartungen an die Titelkämpfe in St. Wendel und die Situation im deutschen Cross-Sport.

Fast 20 Jahre nach Ihrem großen Triumph in München findet wieder eine Cross-WM in Deutschland statt. Welche Empfindungen haben Sie dabei?
Kluge: „Ich denke dabei natürlich an München 1985, an die WM, bei der ich zum ersten Mal Weltmeister wurde. Das bleibt für mich immer etwas Besonderes. Und ich empfinde es als schade, dass viele Querfeldeinfahrer gar nicht wissen, was ein solcher Erfolg für die eigene Karriere bedeutet und das deshalb nicht so wichtig nehmen. Für mich war München damals das Sprungbrett."

Deutschland war einmal eine führende Cross-Nation. Warum gab es keine Nachfolger für Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge?
Kluge: „Es liegt sicherlich auch daran, dass man für diesen Sport ein gewisses Grundtalent braucht, Weltmeister lassen sich nicht einfach so "produzieren". Was aber eben so wichtig ist, dass man Fahrer hat, die sich unter einander gut verstehen, und sich gegenseitig motivieren. Querfeldeinfahrer müssen im Winter hart trainieren, wenn es draußen kalt ist und nass. Da musst du schon viel Spaß an diesem Sport haben, um jedes Mal wieder aufs Rad zu steigen, egal welches Wetter ist. Geld allein ist da kein Motivationsfaktor. Ein weiterer Punkt ist das hohe Maß der technischen Anforderungen. Heute reicht es nicht mehr, schnell geradeaus zu fahren. Die richtige Technik anzuwenden ist nicht einfach. Dazu braucht man jemanden, der sich auskennt, und der einem das beibringt."

Wie beurteilen Sie die Situation im deutschen Cross-Sport?
Kluge: „Ich bedaure, dass die Gemeinschaft fehlt. Sie ist ein wichtiger Grundstein zum Erfolg, denn nur wenn ein Team harmoniert, setzt sich einer für den anderen ein. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die deutsche Spitze eher missgünstig und neidisch aufeinander sind, so kommt man natürlich nicht weiter. Hilfreich wäre sicherlich, jeden Monat eine Art Trainingslager zu veranstalten, wo alle zusammenkommen, dann würden sie näher zusammenwachsen und erfolgreicher sein."

Warum sind die Belgier so dominant?
Kluge: „Weil sie genau das tun. Seit etwa zehn Jahren arbeiten die Crosser konsequent zusammen, seit fünf, sechs Jahren stehen sie an der Spitze. Vor vielen Jahren haben sie angefangen, als Gruppe aufzutreten, gemeinsame Trainingslager zu absolvieren. Dabei entsteht eine Gruppendynamik, die jeden einzelnen Sportler leistungsbereiter macht. Vor einigen Jahren sind dann die ersten belgischen Junioren vorn rumgekreist, heute gehören sie zur Weltspitze"

Wie beurteilen Sie die WM-Strecke von St. Wendel?
Kluge: „Ich habe den Kurs mit ausgesucht und finde ihn natürlich optimal. Wenn ich noch einmal einen Wunsch frei hätte, dann würde ich gern noch einmal in Sankt Wendel fahren wollen. Es ist ein richtiger Highspeed-Kurs, ein Mix aus Querfeldein und Kriterien. So müssen die Veranstaltungen der Zukunft sein, denn so bleiben die Rennen bis zum Schluss auch für die Zuschauer interessant. Die Chance ist groß, dass große Gruppen lange zusammenbleiben, und erst kurz vor Schluss, vielleicht sogar erst im Sprint, die Entscheidung fällt. Der Kurs von St. Wendel verspricht Spannung bis zur letzten Sekunde. Und organisatorisch wird es bestimmt eine Spitzen-Weltmeisterschaft. Das erfahrene Organisations-Team um Bürgermeister und OK-Präsident Klaus Bouillon wird ganz sicher für eine Top-Veranstaltung sorgen."

Kann die Weltmeisterschaft im eigenen Land dem deutschen Crosssport neue Impulse geben?
Kluge: „Ich glaube, St. Wendel bietet dafür eine exzellente Plattform, nicht nur die WM-Rennen selbst, sondern auch das ganze Drumherum wird begeistern. Es wird ein richtiges Event. Wenn dadurch das Interesse nicht geweckt wird, wann dann? In Deutschland muss endlich mehr für den Crosssport getan werden, auch wenn er nur eine Randsportart ist. Aber es ist ein zu toller und wertvoller Sport, um ein Schattendasein zu führen. Meiner Meinung nach wäre es enorm wichtig, die Rennstrecken in Deutschland schneller zu machen, so dass im Winter auch der eine oder andere Straßenfahrer mal wieder aufs Crossrad steigt. Wenn namhafte Profis ins Gelände gehen, wird das auch Zuschauer und Medien anziehen. Und dann hätte der Sport schon gewonnen."


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