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Jan Ullrich tritt in die Pedale.
26.09.2004 11:05
Italiener fürchten Ullrich - WM-Chancen für «Il Kaiser»

Bardolino (dpa) - Bei der Tour de France fehlte ihm die Topform, in Athen die rechte Motivation - doch bei der in Bardolino am Gardasee mit dem U23-Zeitfahren beginnenden Straßen-WM will Jan Ullrich das Blatt wenden und doch noch einen akzeptablen Saison-Abschluss hinbekommen.

«Im Zeitfahren holt er Gold», ist sein nicht nominierter Profi-Kollege Jens Voigt von Ullrichs aktueller Stärke überzeugt. Auch der italienische Auswahltrainer Franco Ballerini war vom Sieg Ullrichs - in der Landespresse stets als «Il Kaiser» verehrt - bei der Coppa Sabatini schwer beeindruckt: «Er wird am Sonntag in Verona im Straßenrennen unser härtester Konkurrent.»

Am 29. September hat der T-Mobile-Kapitän über 46,7 km die Chance, nach der Athener Enttäuschung mit Platz sieben zum dritten Mal in seiner Karriere nach 1999 und 2001 Weltmeister im Kampf gegen die Uhr zu werden. Der 30-Jährige steht an der Spitze des Aufgebotes des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) für die Titelkämpfe, die am 3. Oktober mit dem Elite-Straßenrennen in Verona enden.

Nicht nur der populärste deutsche Radprofi hat berechtigte Medaillenchancen in Norditalien. «Auch Athen hat bewiesen: Wir sind immer für Medaillen gut», sagte Fritz Ramseier.

Neben Ullrich und Michael Rich (Emmendingen) im Elite-Zeitfahren spekulieren U23-Europameister Christian Müller (Erfurt) ebenfalls im Zeitfahren sowie die Olympia-Zweite Judith Arndt (Leipzig) in beiden Disziplinen auf Podiumsplätze. Der Antrag auf eine Wild Card für Vize-Weltmeister Uwe Peschel als dritten BDR-Starter wurde abgelehnt. Ullrichs Chancen im Straßenrennen über 265,5 km gleichen angesichts der scheinbar übermächtigen Gastgeber um Olympiasieger Paolo Bettini zwar fast denen in einer Lotterie. Aber die Gastgeber haben gehörigen Respekt vor «Herrn Kaiser».

«Natürlich kann er ganz vorne mit reinfahren, genau wie Alexander Winokurow und vielleicht auch Erik Zabel, aber an Bettini und den Italienern müssen sie erstmal vorbei», prophezeite T-Mobile-Manager Walter Godefroot. Ein Titel auf der Straße, den er bei der WM 1999 an gleicher Stelle mit Rang sieben knapp verpasste, würde Ullrich natürlich mehr reizen, als das dritte Zeitfahr-Gold. Mit dem ersten Titel eines deutschen Profis nach Rudi Altig 1966 hätte er seine verkorkste Saison 2004 mit einem Handstreich gerettet und vergoldet.

Bei der vergangenen WM in Hamilton/Kanada, bei der Ullrich nach seinem Super-Comeback bei der Tour fehlte, fiel die Bilanz der deutschen Teilnehmer mit je zwei Mal Gold und Silber und ein Mal Bronze sehr ansehnlich aus. Allerdings trugen dazu bis auf Zeitfahr- Vizeweltmeisterin Judith Arndt und der Zeitfahr-Elite um Peschel und Rich vor allem Junioren- und U23-Fahrer bei. Die beiden Profis des Gerolsteiner-Teams hatten im Nachhinein von der Doping-Disqualifikation des Weltmeisters David Millar profitiert und waren einen Platz aufgerückt, nachdem der Schotte sein Gold verloren hatte.


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