Leipzig (dpa) - Sprintspezialist Jens Fiedler hat mit seinem 13. nationalen Titel «Tschüß» zum Velodrom gesagt. Jens Lehmann will dagegen nach zwei Goldmedaillen bei den 118. deutschen Bahnrad-Meisterschaften in Leipzig noch einmal angreifen.
«Der Weltcup ist in einem Monat. Ich denke, da sollte der deutsche Meister fahren», sagte der 36-Jährige, der nach dem Boykott des Bahn-Vierers bei der Weltmeisterschaft 2003 in Stuttgart zusammen mit Daniel Becke (Erfurt) zeitweise aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde und keine Berücksichtigung für das Athen-Aufgebot fand.
Ohne Training stieg der Leipziger auf das Rennrad und entschied, in der 4000-m-Einzelverfolgung sowie in der Mannschaftskonkurrenz zu starten. «Ich habe mich wohl gefühlt und die Lust am Rennen wieder entdeckt. Ich wollte eine Medaille. Dass es zwei Mal der Titel wurde, war nicht vorauszusehen.»
Nach den WM-Vorfällen und der Nicht-Nominierung für Athen herrscht zwischen dem zweimaligen Olympiasieger und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ein angespanntes Verhältnis. Ob Lehmann seine Chance für die anstehenden internationalen Rennen bekommt, ist unklar. «Wir haben das Ziel Peking im Auge. An den Erfolgen dort werden wir gemessen. Bis dahin gibt es sicherlich auch Zwischenstationen. Und wenn die Älteren schnell fahren, werden wir an denen nicht vorbei kommen», betonte BDR-Sportdirektor Burkhardt Bremer.
«Ich denke, dass sich Jens auch international würdig verabschieden will. Und mit dieser Leistung hat er gezeigt, dass er eindeutig zur internationalen Spitze gehört», meinte Lehmanns Trainer Jens Lang (Erfurt) und verwies dabei auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Derweil erklärte Lehmann, dass die Klage auf Schadensersatz wegen der Nicht-Berücksichtigung für Athen gegen den nationalen Verband noch nicht vom Tisch ist.
Diesmal ohne seinen Sohn Ramon Noel ging der dreimalige Olympiasieger Jens Fiedler nach der Goldmedaille im Teamsprint auf seine Ehrenrunde. Bei seinem Triumph in Athen hatte der Chemnitzer sein vierjähriges Kind noch auf den Lenker genommen. Zusammen mit Olympiasieger Stefan Nimke (Schwerin) und Carsten Bergemann (Heidenau) entthronte der Chemnitzer das Team aus Erfurt. «Das war mein letztes großes Rennen. Meine Beine brummen. Die Wehmut kommt erst später», sagte der 34-Jährige, der nach der Wintersaison ins Management seines Teams einsteigen wird.
Für die kommenden Aufgaben hat der fünfmalige Weltmeister bereits klare Vorstellungen: «Ich denke, dass Carsten Bergemann in Zukunft Weltmeister und Olympiasieger im 1000-m-Zeitfahren werden kann. Zudem will ich nicht, dass wir bei den Olympischen Spielen in Peking nur die chinesische Hymne hören», erklärte Fiedler.
Bergemann gewann souverän das 1000-m-Zeitfahren in der sächsischen Metropole. Zudem sicherte sich der Weltmeister von 2000, Jan van Eijden (Dudenhofen), Gold im Sprint. Im Keirin der Männer verteidigte René Wolff (Erfurt) seinen Titel, bei den Frauen siegte Christin Muche. Die Cottbusserin gewann zudem den Sprint der Frauen. Im 500-m- Zeitfahren setzte sich Dana Glöß (Berlin) durch. Beim 40-km- Punktefahren gewann Bronze-Medaillengewinner Guido Fulst (Berlin).