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Richard Virenque scheit nach dem Etappensieg seine Freude heraus.
15.07.2004 13:35
Frankreich jubelt - Virenque weint

Figeac (dpa) - Die Nation jubelte, ihr Held weinte nach seiner Triumphfahrt durch das Zentralmassiv. Sein insgesamt 7. Etappensieg bei der Tour de France, noch dazu am französischen Nationalfeiertag, übermannte Richard Virenque ähnlich wie sein Tour-Ausschluss vor sechs Jahren.

Seinen bemerkenswerten Erfolg nach einer 202 Kilometer langen Alleinfahrt, die er nach 35 km mit Axel Merckx gestartet hatte, widmete der 34-jährige Bergspezialist mit der dunklen Vergangenheit seiner Großmutter und dem ebenfalls kürzlich verstorbenen Joel Chabiron. Virenque würdigte den Mitbegründer der Festina-Mannschaft mit tränenerstickter Stimme.

Festina - das ist das Trauma des in Casablanca geborenen und in der Schweiz lebenden Virenque. Der einstige Mannschafts-Kapitän der nicht mehr existierenden Formation, die für systematisches Doping stand, ist der letzte große «Überlebende» des Tour-Skandals von 1998. Bis zu seinem Geständnis im Doping-Prozess 2001 in Lille hatte Virenque jahrelang gelogen und sich auch nicht gescheut, ein Buch («Meine Wahrheit») zu veröffentlichen.

Andere Autoren und Festina-Insider hatten ihn längst des Dopings angeklagt. In Lille gab Virenque alles zu und outete sich als eine Art Testperson für fast jede erdenkliche Doping-Substanz. In diesem Zusammenhang erschien auch sein zweiter Platz 9:09 Minuten hinter Jan Ullrich 1997 in anderem Licht.

Aber neue Zweifel waren nach Virenques Gala-Fahrt ins Bergtrikot, das er in Paris zum siebten Mal tragen will (Rekord), in Frankreich nicht angebracht. «Virenque mit ganzem Herzen», titelte die «L'Équipe», ein Fernsehreporter taufte ihn nach dem Sieg im Express-Tempo «Richard National». Auch Ullrich gratulierte zu dem umjubelten Alleingang mit einem sagenhaften Stundenmittel von 39,5 km/h über neun Anstiege und insgesamt 237 Kilometer auf dem längsten Tour-Abschnitt: «Das hat er sich sehr verdient».

Bereits im Mai sei Virenque die Strecke mit Laurent Dufaux abgefahren «und hat seitdem von nichts anderem gesprochen, als von seinem geplanten Etappensieg am 14. Juli», erzählte sein Team-Kollege Patrik Sinkewitz, der auf Tour-Besuch in Figeac war. Trotz des Gewinns der Deutschland-Tour hatte der 23-jährige Radprofi aus Fulda in diesem Jahr noch keine Tour-Reife erlangt.

Virenque hat längst bereut, lässt schon lange die Hände von Drogen, und prophezeite für die Tour weitere Großtaten. Von seinem zum Jahresbeginn angekündigten Karriereende nach Ablauf der Saison will er im Moment nichts mehr wissen: «So lange das Feuer noch brennt, denke ich jetzt nicht daran. Es läuft so gut bei mir, in den Pyrenäen werde ich wieder etwas versuchen, auch, wenn es in meinem Alter immer schwerer wird, mit den Großen mitzugehen, wenn sie attackieren.» Die neue Punktverteilung der Bergwertungen bevorteilt ihn nicht, weil die Schlussanstiege doppelt zählen. «Am besten, mir gelingt noch so ein Ding wie in St. Flour», sagte Virenque.


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