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Damiano Cunego im Ziel der 18. Etappe.
31.05.2004 14:15
Giro-Sieger Cunego "rettet" italienischen Radsport

Mailand/Karlsruhe (dpa) - Im traurigsten Jahr des italienischen Radsports steigt Damiano Cunego wie Phönix aus der Asche. Nach den jüngsten Dopingskandalen und dem Drogentod von Marco Pantani hat Italien mit dem erst 22-jährigen Sensationssieger des Giro d'Italia sein so heiß ersehntes neues Idol.

«Hoch lebe Cunego, der Retter des Radsports», bejubelte der «Corriere della Sera» den Jungen Wilden aus dem Veneto, den sein Heimatblatt «Arena» gleich zum «Pantacunego», dem neuen Pantani erklärte. Die kleine Giro-Revolution der neuen Generation machte der 23-jährige Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner perfekt, der völlig überraschend die Bergwertung gewann. Beide hatten sich auf ihren Triumph-Wegen gegenseitig Schützenhilfe gewährt.

Der König ist tot - es lebe der König. Für die Fans am Rande des letzten Giro-Etappen war ohnehin klar: Der kletterfeste Cunego ist der würdige Thronfolger des legendären «Pirata». Mehr noch: Pantani selbst habe den Nobody zu seinem Nachfolger auserkoren und ihm die Berge hinauf geholfen. «Cunego - der Pirata schaut auf Dich, er schiebt Dich», stand auf großen Spruchbändern am Rande der Strecke. Sein Nachfolger genannt zu werden, ist allerdings eine etwas fragwürdige Ehre. Der lange auch von den Doping-Jägern verfolgte Pantani starb am 14. Februar an einer Überdosis Kokain.

Cunego selbst maßte sich den Vergleich mit Pantani vielleicht auch deshalb nicht an. «Dies ist die Krönung eines Traums», meinte der Saeco-Fahrer, der in Mailand am Ende der Drei-Wochen-Tour seinen Kapitän und zweifachen Giro-Gewinner Gilberto Simoni, der ihn kurz vor Giro-Ende als «Bastardo» beschimpfte, abgelöst hatte. Voreiligen, die ihn auch schon bei der Tour de France siegen sehen, erteilte Cunego, früher Eishockey-Spieler, eine Absage: «Ich will nicht zur Tour, mein Traum ist Athen.»

Cunegos Träume wurden bisher immer wahr. Schon als kleiner Junge war er vom Radsport fasziniert. «Als Kind war ich ein Kamikaze», gab Cunego zu. Eine Abfahrt endete in den Bergen des Veneto mit einem Frontal-Zusammenstoß mit einem Transporter. Aber das Leichtgewicht (59 Kilo) kam heil davon. Sein erstes Rennrad finanzierte er sich selbst, weil sein Vater von der Plackerei im Radsport gar nicht begeistert war. Aber Cunego verfolgte zielstrebig seinen Traum und jobbte dafür sogar als Hilfsbäcker in der Bäckerei seines Heimatortes. «Um vier Uhr aufstehen: das war schlimmer als eine Bergetappe», erinnerte sich Cunego.

Mit dem ersten Rennrad kamen 1997 die ersten Erfolge und wenig später der erste, hoch dotierte Profi-Vertrag für den Junioren-Weltmeister von 1999. Für drei Jahre und 300 000 Euro im Jahr unterschrieb Cunego bei Saeco. Der größte italienische Campionissimo Fausto Coppi war bei seinem ersten Giro-Sieg 1940 nur wenige Monate jünger als Cunego.


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