Castellania/Caserta (rad-net) - Genau heute vor 60 Jahren ist Fausto Coppi im Alter von nur 40 Jahren in Tortona gestorben. Der italienische Radsportheld trug den Spitznamen «Il Campionissimo» («Weltmeister der Weltmeister») - nicht umsonst: er war dreifacher Weltmeister, gewann zweimal die Tour de France und fünfmal den Giro d'Italia.
1940 gewann Coppi seinen ersten Giro d'Italia. Doch seine vielversprechende Karriere wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Er wurde zur italienischen Armee eingezogen und kam in Afrika zum Einsatz. Hier wurde er durch englische Truppen gefangen genommen und wurde schließlich nach Ercole di Caserta gebracht. Dort arbeitete er von November 1944 bis 29. April 1945, als die Kapitulation der deutschen Armeen in Italien unterzeichnet wurde, unter einem britischen Offizier. Als er freigelassen wurde, machte er sich aus dem Süden per Fahrrad auf den Weg in seine norditalienische Heimat.
So wurde heute um 10 Uhr eine Gedenkmesse in Ercole di Caserta in einer kleinen Kapelle abgehalten. Die Kapelle liegt unweit des Palazzo Antonucci, wo Coppi sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aufhielt. Die Feier der Messe ist mittlerweile zu einem festen Termin geworden, um die Erinnerung und die Unternehmungen eines endlosen Mythos am Leben zu erhalten. Das heutige Datum schließt irgendwie das Festjahr von «100 Jahre Coppi» ab, das am 15. September, dem Geburtstag Coppis, mit einer Reihe von Veranstaltungen und Veröffentlichungen gipfelte, die Italien durchquerten und mit großem Interesse verfolgt wurden.
Erst 1946 konnte Fausto wieder Rennen fahren. Nach sieben Jahren Unterbrechung gewann er 1947 das zweite Mal den Giro d'Italia. Es folgte eine Erfolgsserie, die die italienische Radsportgeschichte umschrieb und die erst von Eddy Merckx übertroffen werden sollte. Zweimal, 1949 und 1952, gewann Coppi als erster Rennfahrer das begehrte «Giro-Tour-Doppel». Fünf Siege konnte der «Campionissimo» insgesamt beim Giro einfahren, gemeinsam mit Alfredo Binda und Eddy Merckx hält er damit den Rekord. Fausto Coppi dominierte aber auch die schwersten Eintagesrennen: Er gewann fünfmal die Lombardei-Rundfahrt, dreimal Mailand-Sanremo und einmal Paris–Roubaix. Dazu wurde er 1953 Straßen-Weltmeister. Im selben Jahr wurde er von den Verantwortlichen der Tour de France nicht eingeladen, da sie befürchteten, dass durch die Dominanz Coppis das öffentliche Interesse an der Frankreich-Rundfahrt nachlassen würde.
Prägend für Coppis Karriere war die Konkurrenz mit dem fünf Jahre älteren Gino Bartali. Es entwickelte sich die berühmteste Rivalität der Radsportgeschichte, und die riesige italienische Fangemeinde teilte sich in die Lager der «Bartalisten» und der «Coppisten».
Seine sportliche Laufbahn war aber auch von Schicksalsschlägen geprägt. 1951 starb sein jüngerer Bruder Serse bei der Piemontrundfahrt mit nur 28 Jahren. Bei einer Stadtdurchfahrt blieb Serse mit dem Rad in einer Straßenbahnschiene hängen, stürzte und fiel dabei unglücklich auf den Kopf. An den Folgen des einsetzenden Hirnblutens verstarb er. Aber auch Fausto Coppi selbst erlitt im Verlauf seiner Karriere zahllose Knochenbrüche und schwere Verletzungen, wie etwa einen dreifachen Beckenbruck beim Giro 1950.
Ende 1959 nahm Fausto Coppi an einer Afrikatour in Obervolta teil und die sollte sein Schicksal besiegeln. Im Anschluss an das Rennen fand eine Jagd in freier Wildbahn statt. Dabei infizierte er sich mit Malaria. Nach seiner Rückkehr nach Italien brach die Krankheit aus, der Erreger wurde im Krankenhaus aber zunächst nicht erkannt und Coppi starb im Alter von nur 40 Jahren Ganz Italien trauerte um sein Radsportidol. Seine Grabstätte befindet sich im Mausoleo seines Geburtsortes Castellania.
Dem Radsporthelden wurden einige Ehren zuteil: Seit 1965 wird am höchsten Punkt des Giro d'Italia die Bergwertung Cima Coppi vergeben. Dieser Anstieg bringt am meisten Punkte in der Bergwertung der Rundfahrt. 2017 wurde der Asteroid 214820 «Faustocoppi» benannt. Castellania wurde im März vergangenen Jahres zu seinen Ehren in «Castellania Coppi» umbenannt. Mehrere Denkmäler erinnern in Italien an Fausto Coppi, wie etwa vor der berühmten Madonna del Ghisallo am Comer See.
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