Berlin (dpa) - Das Leben von Kristina Vogel hat sich am 26. Juni auf der Betonpiste von Cottbus von einer Sekunde zur nächsten auf brutalste Weise radikal geändert.
Lähmung vom siebten Brustwirbel abwärts - so lautete die niederschmetternde Diagnose, nachdem die Doppel-Olympiasiegerin mit einem niederländischen Nachwuchsfahrer in hohem Tempo zusammengeprallt war.
Ihr neues Leben begann im Berliner Unfall-Krankenhaus Marzahn, in dem die 28-Jährige täglich in der Reha schwitzt. Über die Weihnachtsfeiertage kehrt Kristina Vogel zur Familie und ihrem Freund nach Erfurt zurück.
Die ehemalige Ausnahme-Sportlerin hatte ihr Schicksal schnell angenommen. Im September stellte sie sich neun Wochen nach dem Unfall der Öffentlichkeit - im Rollstuhl. «Der Tag ist nach wie vor hart. Aber ich bin bereit, die Situation anzunehmen und was daraus zu machen», sagte sie bei ihrem ersten Auftritt nach der Tragödie.
Zuletzt erklärte sie in einem «L'Équipe»-Interview aber auch: «Ich will nicht lügen: Natürlich hasse ich es manchmal, was mir passiert ist. Und ich bin auf die eifersüchtig, die einfach so die Straße lang laufen können.» Pläne einer möglichen Paralympics-Karriere schob Kristina Vogel vorerst in weitere Ferne.
Erst Anfang März hatte die Erfurterin ihren elften WM-Titel gewonnen. Bei der Wahl zur «Sportlerin des Jahres» kam sie nur knapp hinter Wimbledonsiegerin Angelique Kerber auf Platz zwei, auch weil viele bewundern, wie sie mit ihrem Schicksal umgeht.
Bereits 2009 hatte Kristina Vogel einen schweren Trainingssturz. Der damals 18-Jährigen hatte ein Kleinbus die Vorfahrt genommen. Sie flog mit Tempo 50 durch die Heckscheibe, lag zwei Tage im Koma, erlitt zahlreiche Brüche am Brustwirbel, an der Hand, am Arm, am Kiefer und verlor fast alle Zähne. Noch heute sind die Narben in ihrem Gesicht zu sehen.
Vielleicht sei dieser Unfall die «Vorbereitung auf jetzt» gewesen, sagte sie. «Die Kraft, die ich 2009 dadurch erlangt habe», erzählte sie neun Jahre später, die habe ihr nun geholfen.
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