Stuttgart (rad-net) Die Verantwortlichen der Bahnrad-Weltmeisterschaften in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle waren zufrieden. Trotz der Querelen um den deutschen Bahn-Vierer waren die Titelkämpfe erfolgreich. „15.000 Zuschauer fanden den Weg in die Halle. Das entspricht unseren Erwartungen,“ erklärte Rolf Schneider von der Stuttgarter Messe-und Kongressgesellschaft, die zusammen mit der Stadt Stuttgart und dem Bund Deutscher Radfahrer innerhalb von nur drei Monaten für eine reibungslose Organisation sorgten. „Stuttgart hat das in uns gesetzte Vertrauen bestätigt. Die Rahmenbedingungen, die wir in so kurzer Zeit geschaffen haben, waren optimal,“ lobte auch Dieter Besserer vom Sportamt der Stadt Stuttgart. „Alle Mitarbeiter haben engagiert und motiviert gearbeitet. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft schauen,“ blickte Besserer bereits ins Jahr 2007, wo neben der Kunstturn-Weltmeisterschaft auch das Championat auf der Straße in der Schwaben-Metropole ausgetragen wird. „Über diesen frühen Vertrauensbeweis der UCI sind wir natürlich sehr froh, können wir doch langfristig mit den Vorbereitungen beginnen,“ sagte Besserer. Und Schneider ergänzte: „Nur drei Monate um eine WM zu organisieren ist ein Grenzbereich. Wir sind mit unseren Kräften am Ende.“ Gelohnt hat es sich dennoch, denn die Erwartungen wurden auf organisatorischer Basis alle erfüllt. Großes Lob erhielten die Stuttgarter Veranstalter auch vom Weltradsportverband UCI. „Stuttgart ist uns wie ein Engel erschienen und hat die Bahn-WM gerettet,“ erklärte Gerrit Middag von der UCI. Wegen der Lungenkrankheit SARS wurden die Titelkämpfe erst im Mai von China nach Deutschland verlegt.
Für den Bund Deutscher Radfahrer zeigte diese WM aus sportlicher Sicht Licht aber auch Schatten. Angetreten, acht Medaillen zu gewinnen, wurden es am Ende drei. Die Tage in der Schleyer-Halle fanden einen glorreichen Auftakt, als Stefan Nimke Gold im 1000-m-Zeitfahren gewann, und endeten mit dem Gold im Teamsprint durch Jens Fiedler, Carsten Bergemann und René Wolff, der auch noch Bronze im Einzelsprint gewann. Damit schnitt man, was die Titel betrifft, besser ab als in den vergangenen Jahren in Kopenhagen und Antwerpen, wo der BDR keine Goldmedaille mit nach Hause nehmen konnte. Allerdings sorgte das Desaster des Vierers für Negativ-Schlagzeilen. „Diese andere Seite der WM hat die positive Seite dieser Titelkämpfe überlagert,“ bedauerte BDR-Präsidentin Sylvia Schenk. „Dabei wurden die organisatorischen Erwartungen in Stuttgart weit übertroffen und die Leistungen insbesondere unserer Kurzzeitathleten waren eindrucksvoll.“
Wegen der Nicht-Nominierung von Jens Lehmann in der Einerverfolgung kam es in Stuttgart zum Eklat, als vier Athleten des Vierers, allesamt Fahrer des Thüringischen Radsportverbandes, auf Anraten ihres Heimtrainers ihren Startverzicht erklärten und der Verband keine andere Wahl hatte, als den Vierer zurückzuziehen. „Der Vierer wollte im eigenen Land um Gold fahren. Die Unruhe, die der Boykott der Vier im Team auslöste, wirkte sich auch zwangsweise auf die übrigen Sportler aus. Zum Glück haben sich unsere Sprinter auf ihre Wettkämpfe konzentriert und dafür gesorgt, dass diese WM einen versöhnlichen und erfolgreichen Abschluss fand,“ erklärte BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer. In der kommenden Woche wird das Präsidium des BDR über die Ergebnisse von Stuttgart eingehend beraten und über die Konsequenzen für die Vierer-Athleten diskutieren.
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