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Sabine Spitz auf der Strecke in Windham, dahinter Annika Langvad. Foto: Erhard Goller
10.08.2014 21:28
Neff sichert sich vorzeitig Weltcup-Gesamtsieg - Schelb zeigt gutes Rennen - Grobert Fünfte

Windham (rad-net) - Die Schweizerin Jolanda Neff hat durch einen vierten Rang beim Mountainbike-Weltcup in Windham vorzeitig den Gesamt-Weltcup gewonnen. Die 21-Jährige ist damit die jüngste Gesamtsiegerin aller Zeiten. Die Kanadierin Catharine Pendrel (Luna Pro) gewann unterdessen den elften Weltcup ihrer Karriere, 29 Sekunden vor Tanja Zakelj (Unior Tools) und 30 Sekunden vor Annika Langvad (Dänemark, Specialized). Beste Deutsche wurde Sabine Spitz (Murg-Niederhof) auf Rang neun (+2:24), während Adelheid Morath als Elfte (+2:45) ins Ziel rollte.

Lange sah es in Windham so aus, als könnte Adelheid Morath um ein Top-Fünf-Resultat mitkämpfen. Nachdem auf den ersten zwei Kilometern Sabine Spitz das Rennen anführte, bevor Pendrel mit Neff am Hinterrad das Zepter übernahm, fuhr Morath in der dritten von fünf Runden an Sabine Spitz vorbei. Sie holte einen kleinen Abstand auf die Polin Maja Wloszczowska (Liv Pro XC) heraus, doch die kam in der Abfahrt wieder heran. Beide rückten zu Neff auf und kämpften um Rang fünf. Da allerdings hatte Morath bereits Magenprobleme. Sie konnte nichts zu sich nehmen und verlor zunehmend Energie.

«Ich bin voll eingegangen«, sagte Morath im Ziel. Dabei wirkte sie aber gar nicht traurig. «Ich bin zufrieden mit meinem Rennen. Ohne Gel ging eben nichts mehr, aber bis dahin war ich super drauf. Ein wenig habe ich gehofft, dass die Energie zurückkommt, aber es ist nicht passiert», so die Deutsche Meisterin aus Freiburg.

Sabine Spitz büßte wohl ein wenig für ihren starken Beginn. «Ich dachte, es kann kein Fehler sein als Erste in die Singletrails zu gehen. Aber vielleicht war es ein bisschen zu viel», bekannte Spitz, die damit in der Gesamtwertung von Rang vier auf fünf zurück fiel.

Die hat Jolanda Neff jetzt vorzeitig gewonnen und damit Olympiasiegerin Julie Bresset (BH Sr Suntour-KMC) aus Frankreich als jüngste Gesamtsiegerin aller Zeiten abgelöst.

Für zwei Runden geriet der Erfolg der U23-Weltmeisterin aber in Gefahr, denn Neff fiel zurück auf Platz sechs und in der Phase als Morath an ihr dran war, hätte es auch Rang sieben oder noch weniger werden können. Neff profitierte von Teamkollegin Wloszczowska und als die von Blaza Klemencic Anfangs der letzten Runde in die Begrenzung gedrängt wurde, da konnte sich Neff wieder alleine behaupten. Sie attackierte Klemencic zweimal und wäre beinahe noch auf die beiden vor ihr fahrenden Tanja Zakelj und Annika Langvad aufgefahren.

Zakelj überholte ihrerseits Langvad kurz vor Schluss und sicherte sich Rang zwei.

Neff wollte es im Ziel erst gar nicht glauben, weil sie einen zweiten Rang gebraucht hätte, um komplett sicher zu gehen. Doch als sie das Rechenexempel nachvollzog, war Neff überwältigt: «Das ist unglaublich, abartig, verdammt cool. Ich habe sehr viel dafür getan, auch schon im Winter und ich bin super happy, dass es aufgegangen ist». Dass sie auch noch die Jüngste in der Geschichte sei, das sei dann doch «genial». Es ist der erste Schweizer Gesamtsieg im Cross-Country seit Barbara Blatter 2001 und der zweite an diesem Wochenende nach Kathrin Stirnemanns Eliminator-Titel.

Die dritte Deutsche im Rennen, Hanna Klein (BH Sr Suntour-KMC) klagte schon die ganze Woche über Rückenschmerzen. «Seit Mont Sainte Anne habe ich das. Ich konnte am Berg keinen Druck aufs Pedal geben und bei so einer langen Abfahrt ist das sowieso tödlich», bedauerte Klein, nachdem sie als 34. (+10:19) das Ziel erreicht hatte.

U23: Schelb Sechster
Der Franzose Jordan Sarrou von BH Sr Suntour-KMC gewann das U23-Rennen in Windham. Der Weltcup-Führende gewann mit 41 Sekunden Vorsprung auf den Neuseeländer Anton Cooper (Cannondale) und eine Minute vor Grant Ferguson (Betch.nl Superior). Bester Deutscher war Julian Schelb (Multivan-Merida) auf Rang sechs (+1:40).

Sarrou und Cooper setzten sich in der zweiten Runde ab, während dahinter Julian Schelb Teil einer sechsköpfigen Verfolgergruppe war. Der Münstertäler und seine fünf Begleiter verloren aber immer mehr Zeit, auch nachdem Sarrou Cooper am höchsten Punkt der Strecke abgehängt hatte.

In der vierten von fünf Runden wurde das Feuer quasi eröffnet. «Es wurde plötzlich ganz nervös, aber es hat keiner angegriffen. Da habe ich mich an die Spitze gesetzt und bin meinen Rhythmus gefahren. Oben raus haben sie dann alle vorbei attackiert», erzählte Julian Schelb. Er kam nach der langen Abfahrt an siebter Position an die letzte Zielpassage.

Er gab nicht auf und konnte den Spanier Pablo Rodrigues Guede noch überholen und sein bestes Saisonresultat verbuchen. «Von der zweiten Runde an hatte ich Krämpfe, aber ich bin froh, dass ich bei dieser Hitze mal ohne größere Probleme durchgekommen bin. Bis zur WM sind es noch vier Wochen, ich bin erst mal zufrieden», erklärte der U23-Vize-Weltmeister des vergangenen Jahres.

Christian Pfäffle kam mit der Strecke nicht so gut zurecht. Weder mit dem teilweise holprigen Wiesenuntergrund, noch mit dem langen Anstieg. Der Neuffener Lexware-Fahrer fuhr von Rang 21 nach einer Runde noch auf Platz 14 (+3:42). «Ich hatte gerade mal zwei Passagen, in denen ich richtig stark war. Auf den holprigen Teilen habe ich immer viel Zeit verloren. Ich habe mich diese Woche auch nicht so gut gefühlt und nicht gut geschlafen, aber ich bin froh, das ich die WM-Norm gepackt habe», so Pfäffle. Martin Frey (Bad Urach) vom Team Bulls wiederholte seinen 18. Rang aus der Vorwoche. Er fand seine Leistung allerdings besser. «Ich spüre einen Fortschritt, auch wenn es die Platzierung nicht ausdrückt. In der Mitte lief es mal nicht so gut, aber zum Schluss konnte ich wieder zulegen», sagte Frey, der 4:24 Minuten Rückstand aufwies und damit da angepeilte Top-15-Resultat um 35 Sekunden verpasste.

Jordan Sarrou fuhr an der Spitze ein einsames Rennen zu seinem dritten Saisonerfolg, genauso wie Commonwealth-Sieger Anton Cooper auf der zweiten Position. Damit baute Sarrou seinen Vorsprung in der Gesamtwertung vor Michiel van der Heijden (Giant Pro XC, 5.) auf 60 Punkte aus und hat im französischen Meribel die Chance erstmals den Gesamtweltcup in der U23 zu gewinnen. Nur van der Heijden kann ihm den noch streitig machen. Julian Schelb verbesserte sich auf Rang elf.

U23 Frauen: Grobert Fünfte
Margot Moschetti heißt die Siegerin des U23-Weltcup-Rennens in Windham. Die Französin besiegte Yana Belomoina (Betch.nl Superior-Brentjens) und die Serbin Jovana Crnogorac. Für Helen Grobert aus Remetschwiel reichte es hinter der Weltcup-Führenden Jenny Rissveds (Scott-Odlo) zu Rang fünf (+2:46).

Helen Grobert zeigte sich nicht enttäuscht, obwohl sie in der Gesamtwertung von Rang zwei auf vier zurück fiel. «Der Rhythmus am Berg war schon wieder besser als vor einer Woche. Ich bin froh, dass ich auf diesem Kletterkurs so gut mithalten konnte», erklärte die Focus-Fahrerin. Grobert hatte schon in der ersten Runde den Kontakt zu den vier stärksten Fahrerinnen verloren. Jenny Rissveds stürzte aber in der Abfahrt der ersten Runde und brach sich den Sattel, so dass sie zu Grobert zurück fiel.

Die Schwedin hängte Grobert im Anstieg wieder ab, konnte aber den Verlust des weißen Trikots (um drei Punkte) an Margot Moschetti nicht mehr vermeiden. «Die Spritzigkeit hat mir noch gefehlt, ich konnte nicht übers Limit gehen. Einmal habe ich es ein bisschen getan und prompt ist mir Jenny davon gefahren. Mein Ziel ist eine Medaille bei der WM, dafür ordne ich alles unter», erklärte Helen Grobert.

Moschetti fuhr den verbliebenen beiden Konkurrentinnen in der vorletzten Runde davon und holte ihren dritten Saisonsieg, der ihr mit 340 Punkten auch erstmals die Führung in der Gesamtwertung brachte. Zweite ist jetzt Rissveds (337), Dritte Belomoina (330). Helen Grobert hat beim Finale nur noch Außenseiter-Chancen auf das weiße Trikot. Sie kommt auf 304 Zähler.

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