Berlin (rad-net) Sechstage-Manager Patrick Sercu konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ick kenn die Boulevard-Zeitungen. Die faseln immer etwas zusammen, Hauptsache, es gibt eine Schlagzeile.“ Der Belgier, einst Olympiasieger, Weltmeister und mit 88 Siegen der erfolgreichste Sechstagefahrer aller Zeiten, stellt sich vor seinen italienischen Schützling Marco Villa, der in Veröffentlichungen als Doping-Sünder verunglimpft wurde. Der drahtige Bursche, der in Spreeathen schon zweimal an der Seite von Silvio Martinello Gewinner des Berliner Sechstagerennens war, bestätigte in einem Gespräch mit Patrick Sercu, dass gegenwärtig in seiner Heimat der Kampf gegen Dopingsünder sehr offensiv geführt wird. Villa selbst ist allerdings – wie fälschlicherweise behauptet wurde – nicht angeklagt, sondern wurde mit anderen als Zeuge benannt, weil er bei einem namhaften Sportarzt, der von Ermittlungen betroffen ist, in der Patientenkartei geführt wurde.
Der 32jährige Marco Villa, der in dieser Sechstagesaison in Turin, Amsterdam und Grenoble schon dreimal als Sieger auf dem Treppchen stand, genießt deshalb zurecht auch das Vertrauen der Veranstalter der im Januar 2003 bevorstehenden Sechstagerennen in Bremen, Stuttgart und Berlin. „Es gibt keinen Grund, an Marco Villa zu zweifeln“, betont Heinz Seesing, Chef des Berliner Sechstagerennens, der sich mit seinen Kollegen einig ist. „Es gibt Verträge mit dem Sportler, die eingehalten werden“, betonte er, und bekräftigte, dass wegen schlecht recherchierter, unverantwortlicher Veröffentlichungen kein Athlet benachteiligt werden darf. „Dafür stehen auch wir als Veranstalter mit unserem Wort!“ Heinz Seesing unterstrich zugleich, dass dem Doping der Kampf angesagt ist. „Wir unterstützen alle Maßnahmen des Weltradsportverbandes UCI und des Bundes Deutscher Radfahrer nachdrücklich, um einen sauberen Sport zu gewährleisten. Als Veranstalter haben wir vor einigen Jahren die ständigen medizinischen Kontrollen auch bei den Sechstagerennen gefordert. Diese Überprüfungen, die viel Geld kosten, gehören heute zum Alltag des Radsports. Verstöße gegen die Dopingbestimmungen sind auch in den persönlichen Verträgen mit den Sportlern wichtige Eckpunkte, die bei Verstößen auch Sanktionen nach sich ziehen.
Marco Villa, der sich auf dem Lattenoval der Berlin Arena an der Seite seines langjährigen Partners Silvio Martinello als einer der Favoriten auf die Jagd nach seinem dritten Erfolg machen wird, und von Otto Ziege, Berlins Radidol, als vorbildlicher Sportsmann mit großen Kämpferqualitäten beurteilt wird, war über die Vorwürfe sehr überrascht. Den Radhelden aus Cremona, der auch schon zweimal als Weltmeister im Zweier-Mannschaftsfahren geehrt wurde, machten die erhobenen Anschuldigungen sehr betroffen: „Ich habe in meiner langen Laufbahn noch nie etwas mit Doping zu tun gehabt, war immer sauber.
Was soll das?“ - Das fragen sich auch andere, die mit Marco Villa überlegen, mit gerichtlichen Schritten gegen die Verleumdungen vorzugehen.
(Werner Ruttkus)