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Der Australier Cadel Evans (r) bekommt aus seinem Heimatland viel Unterstützung.
22.07.2011 18:23
Tour-Hype «down under»: Australier fiebern mit Evans

Sydney (dpa) - Tausende Fans beim Public Viewing in Melbourne, unzählige Landsleute als Schlachtenbummler an den Tour-Strecken in Frankreich und ein Abgeordneter mit einem patriotischen Vorschlag: Australien ist im Cadel-Evans-Fieber.

Der Radprofi, der kurz vor dem ersten Gesamtsieg eines Australiers bei der Tour de France steht, verzückt den Kontinent am anderen Ende der Welt. «Ich will einen nationalen Cadel-Evans-Tag», twitterte Parlamentsmitglied Ed Husic und schlug den Montag nach der letzten Tour-Etappe vor.

Nach Platz acht bei seinem Tour-Debüt, Rang vier 2006 und zwei zweiten Plätzen 2007 und 2008 weiß man in Australien: Jetzt oder nie! Ins entscheidende Zeitfahren am Samstag geht Evans nach dem erneuten Kraftakt hinauf nach L'Alpe d'Huez, wo er mit seinen beiden ärgsten Rivalen Andy und Frank Schleck mithielt, mit den besten Aussichten.

«Niemand verdient es mehr», betonte Robert Doyle, Bürgermeister von Melbourne. Im Stadtzentrum verfolgten zuletzt bereits Tausende Fans zu später Stunde die Etappen auf einem Großbildschirm. Zum Tour- Finale an diesem Wochenende wird das nicht anders sein.

«Evans ist in Form wie noch nie», meinte Trainer und Evans-Mentor Dave Sander. Tatsächlich überzeugte der 34 Jahre alte Familienvater, der bis zu seinem Weltmeistertitel 2009 als Zauderer galt, in den ersten zweieinhalb Tour-Wochen mit seiner cleveren Rennaufteilung.

Der auf der Schweizer Seite des Luganersees wohnende Evans erfuhr zudem auf den Straßen in Frankreich reichlich Unterstützung. Kaum ein Tagesabschnitt verging, an dem nicht Heerscharen von Fans mit Flagge und Plastikkänguru die Strecke säumten. Neben Niederländern und Norwegern bilden die «Aussies» die stärkste ausländische Fangruppe.

In den vergangenen Jahren scheiterte der fleißige Profi mit der Pieps-Stimme, der sich neben dem Radsport sozialen Projekten sowie einer Free-Tibet-Bewegung widmet, stets an der Schwäche seiner Teams. Nach der Etappe auf den Galibier, als er am Donnerstag Dritter hinter Andy und Frank Schleck wurde, lobte er die Taktik der Brüder und haderte leise mit der Performance seiner BMC-Mannschaftskollegen.

«Er tut sich keinen Gefallen, wenn er über die Taktik der anderen spricht und dabei auch die fehlende Stärke seines Teams erwähnt», kritisierte der frühere Radprofi, olympische Bronzemedaillengewinner und jetzige australische TV-Kommentator Scott McGrory.

Seit jeher warten die Australier auf einen Sieger beim wichtigsten Rennen der Welt. 2007 scheiterte Evans - vom Fachblatt «L'Équipe» als «Clown mit dem traurigen Gesicht» bezeichnet - um 23 Sekunden an Alberto Contador. So nah dran am Tour-Triumph war in der 108-jährigen Geschichte noch kein Fahrer vom fünften Kontinent.


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