Revel (dpa) - Er riss die Hände in die Luft und drehte sich im Gefühl deS sicheren Sieges genüsslich um: Drei Jahre nach seiner Doping-Verbannung hat Alexander Winokurow sein starkes Tour-Comeback mit einem Solosieg gekrönt.
Einen Tag nach seinem vergeblichen Angriff in Mende war der kasachische Flucht-Spezialist in Revel erfolgreich und feierte seinen insgesamt vierten Etappenerfolg bei der Tour de France. Der 36 Jahre alte Radprofi hatte im Ziel der 13. Etappe über 196 Kilometer einen Vorsprung von 13 Sekunden auf das Hauptfeld. Tageszweiter wurde der Brite Mark Cavendish, der den Sprint des Pelotons vor dem Italiener Alessandro Petacchi gewann.
«Das ist der schönste Sieg meiner Karriere», meinte Winokurow. «Im Gegensatz zu gestern hatte ich mir heute nicht vorgenommen, zu gewinnen. Aber am Schluss hat sich die Chance geboten, und ich habe es versucht, weil ich gegen die Sprinter keine Chance gehabt hätte.»
24 Stunden zuvor war ihm der mögliche Etappensieg in Mende in letzter Sekunde aus den Händen gerissen worden - ausgerechnet von seinem Astana-Kapitän Alberto Contador. Winokurow hatte danach leichte Kritik an dem Spanier geübt - doch löste sich der teaminterne Konflikt in Wohlgefallen auf. Im Ziel war Vorjahressieger Contador der erste Gratulant. Beide lagen sich lange in den Armen.
Winokurows Sieg hat aber einen schalen Beigeschmack, weil der 36-Jährige den Radsport alter Schule mit all seinen Doping- Verwerfungen verkörpert. Er war nach der Tour 2007 des Fremdblut- Dopings überführt und anschließend gesperrt worden. Die gesamte Astana-Equipe inklusive Andreas Klöden musste damals die Tour verlassen. Der ehemalige T-Mobile-Profi reagierte auf die positive Doping-Analyse mit seinem Rücktritt, den er wenig später zurücknahm.
In diesem Jahre hatte er bereits im April den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich zum zweiten Mal gewonnen und damit eine glanzvolle Rückkehr in die erste Reihe des Profi-Radsports gefeiert. Bis heute leugnet Winokurow trotz eindeutiger Beweislage Doping.
Bevor sich Contador auf die heimischen Pyrenäen freuen darf, blieb in der Gesamtwertung alles beim alten: der Luxemburger Andy Schleck führt weiter mit einem Vorsprung von 31 Sekunden vor Contador, mit dessen Angriff am Sonntag hinauf nach Ax 3 Domaimes gerechnet wird.
Schon nach 4000 Metern hatte sich ein Spitzentrio abgesetzt und schnell einen Vorsprung von fünfeinhalb Minuten herausgefahren. Wieder mal konnte kein Milram-Fahrer, die sich am Freitagabend zu einem Krisengespräch getroffen hatten, der Attacke folgen.
Die Teams der bisher besten Sprinter, Cavendish und Petacchi, ließen das Trio nicht außer Reichweite. 65 Kilometer vor dem Ziel beteiligte sich dann auch die Milram-Equipe an der Tempoarbeit. Der Plan ging aber nicht auf: Denn nachdem die ersten Ausreißer eingefangen waren, folgte der nächste Angriff - und der saß.
Der italienische Ex-Weltmeister Alessandro Ballan versuchte 8700 Meter vor dem Ziel beim giftigen Anstieg in Saint-Ferréol sein Glück, ihm hetzte Winokurow hinterher - und erreichte als Solist das Ziel.
Noch bevor der «heiße Start» erfolgte, hatte der entzauberte Rekordsieger Lance Armstrong einen heiklen Moment zu überstehen. Der 38-Jährige kam während des gemütlichen Schaulaufens in Rodez zu Fall - es war bereits sein fünfter Sturz bei dieser Tour. Im Ziel war der Texaner gezeichnet: Als er mit einem Rückstand von 4:34 Minuten auf Winokurow demonstrativ langsam und in ein Gespräch mit seinem Teamkollegen Jaroslaw Popowitsch vertieft ins Ziel eintrudelte, hatte Armstrong einen blutigen Ellenbogen und ein blutiges Knie.