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27.05.2009 15:16
Reportage: Torsten Schmidt als Sportlicher Leiter beim Giro d'Italia

Monte Pretano (rad-net) - Drei Wochen Italien - klingt nach Urlaub, bedeutet aber harte Arbeit. Zumindest für Torsten Schmidt. Der Bad Neuenahrer ist derzeit beim Giro d"Italia rund um die Uhr gefordert. Wenn in irgendeinem italienischen Städtchen im Hotel des Radsportteams Saxo Bank um 6.30 Uhr der Wecker klingelt, dann war die Nacht des Bad Neuenahrers Torsten Schmidt mal wieder viel zu kurz. Schmidt ist Sportlicher Leiter des Radsportteams Saxo Bank. Beim Giro d`Italia steht er als Sportlicher Leiter in der Verantwortung und muss zusammen mit dem Dänen Lars Michaelsen die Geschicke des Teams leiten, sportlichen Erfolg herbeiführen und gleichzeitig für eine perfekte Organisation sorgen.

Als ehemaliger Profi in Diensten der Teams Roslotto, Chicky World, Gerolsteiner und Wiesenhof möchte Schmidt heute nicht mehr den Platz am Steuer des Begleitfahrzeugs gegen den Rennsattel eintauschen. „Mit jedem Tag Abstand von der Aktivenzeit bekomme ich mehr Respekt vor den Fahrern. Ich sitze im Auto, fahre hinter dem Feld her und denke: Das müssen die Jungs alles mit den Pedalen bewältigen. Da vergesse ich schon mal, dass ich das früher selbst gemacht habe“, sagt Schmidt schmunzelnd.

Erst in der Zeit als Sportlicher Leiter hat er Einblicke erhalten, welche Organisation und Arbeitsaufwand hinter einer dreiwöchigen Rundfahrt steckt. „Früher hast du dein Rad am Bus geholt, bist gestrampelt, hast dich später auf die Massagebank gelegt und gemeckert, wenn es das falsche Wasser gab“, so Schmidt. 22 Personen - darunter neun Fahrer - gehören beim Giro zum Team Saxo Bank. Radsport ist Teamsport - allein am Mannschaftsbus brennt von 6 bis 23 Uhr das Licht. „Wir wissen abends alle, was wir getan haben", so der 37-Jährige aus Bad Neuenahr.

Nach dem Frühstück sucht Schmidt das Einzelgespräch mit den Fahrern, fragt nach deren Befinden. Vor dem Start der Etappe hält er im Bus das Mannschafts-Meeting ab, die Taktik wird besprochen. „Wir müssen zu jeder Zeit die Übersicht bewahren. Die Fahrer dürfen nichts missen. Das fängt bei der Verpflegung an und endet beim Material und der Team-Kleidung“, sagt Schmidt. Die Arbeit im Auto während der Etappe variiert zwischen vier und sieben Stunden. Nach der Etappe findet im Mannschaftshotel ein Briefing statt. „Und dann suche ich nochmals die Gespräche mit den Fahrern. Ich halte das für sehr wichtig“, sagt Schmidt.

Sportlich läuft es beim dänischen Team noch nicht rund. Der Schweizer Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara stieg nach der elften Etappe wie im Vorfeld abgesprochen aus und bereitet sich nun intensiv auf die Tour de France vor. Der Berliner Jens Voigt findet zwar seine Form, der erhoffte Tagessieg sprang bislang aber noch nicht heraus. Saxo Bank setzt in Italien auch vermehrt auf den Nachwuchs. Schmidt: „Du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Wenn unsere Chance kommt, werden wir sie nutzen.“ Die Luxemburger Frank und Andy Schleck bereiten sich auf die Tour de France vor - dort will das Team von Chef Bjarne Riis glänzen und den Gesamtsieg einfahren. „Das ist das große Ziel. Aber auch ein Podium wäre ein Erfolg“, so Schmidt.

Die Tour ist eben noch immer das wichtigste Rennen der Welt, der Giro hingegen wohl das schönste. Das Comeback des siebenmaligen Tour-Siegers Lance Armstrong (Team Astana) nimmt Schmidt gelassen auf: „Es ist toll, ihn kämpfen zu sehen. Natürlich dreht sich alles um ihn. Er ist eine Sportlegende, genießt eine Sonderstellung und erkennt nun, dass auch die neue Generation strampeln kann.“

Nach der Rundfahrt steht für Schmidt erst mal Familienurlaub an - und zwar in Deutschland: „Meine beiden Kinder vermissen ihren Papa, und ich vermisse sie jede Stunde.“ David Geisbüsch

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