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22.04.2009 16:44
WADA unter Druck: EU hat Rechtsbedenken gegen Kodex

Düsseldorf (rad-net) - Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gerät wegen des umstrittenen Meldesystems immer stärker unter Druck. Nach den Attacken des Fußball-Weltverbandes FIFA begehrt die Europäische Union (EU) gegen den neuen WADA-Code auf und meldet schwerwiegende rechtliche Bedenken gegen die restriktiven Meldepflichten für Athleten an. In einem 19-seitigen Report der unabhängigen EU- Arbeitsgruppe «Artikel 29» wird festgestellt, dass der WADA-Kodex und die internationalen Standards für Doping-Tests teilweise dem geltenden Recht in den 27 EU-Ländern widersprechen würden. Dabei geht es vor allem um die Pflicht von Eliteathleten, ein Vierteljahr im Voraus ihre Aufenthaltsorte und für jeden Tag eine Stunde anzugeben, während der sie für Kontrollen erreichbar sind.

WADA-Präsident John Fahey hat die Kritik der EU, die zusätzlich auch einen unzureichenden Schutz der Daten beklagen, die die Athleten über das elektronische Meldesystem ADAMS weitergeben, zurückgewiesen. «Die EU-Arbeitsgruppe greift etablierte und akzeptierte Anti-Doping- Praktiken an und bietet keine konstruktiven Lösungen. Damit untergräbt sie den Kampf gegen Doping im Sport», sagte der Australier am Mittwoch. Der EU-Parlamentarier Emine Bozkurt fordert hingegen, dass die Europäische Kommission schnell aktiv werde. «Die Schlussfolgerung aus dem Report ist, dass ein Land, das den neuen WADA-Code akzeptiert hat, die neuen Regeln annullieren und dem Recht auf Privatsphäre den Vortritt lassen muss», sagte er. Bozkurt wolle nun die Kommission fragen, was sie zu tun gedenke.

Auch die deutschen Datenschützer sehen gravierende Lücken beim Meldesystem der WADA. «Der WADA-Code bedarf in einigen Punkten dringend einer Nachbesserung», erklärte Roland Bachmeier, der Leiter der Dienststelle des Bundesbeauftragten für Datenschutz am Mittwoch in einer öffentlichen Sitzung des Sportausschusses im Deutschen Bundestag in Berlin. Im seit 1. Januar 2009 gültigen Code gebe es großen Spielraum und in einigen Punkten «mehr Fragen als Antworten. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen», sagte Bachmeier.

In Belgien haben bereits 65 Sportler Klage gegen das Meldesystem bei einem Gericht eingereicht, weil es nach ihrer Ansicht gegen die Europäische Konvention für Menschenrechte verstoße. Im Alleingang hat die spanische Regierung bereits eine Einschränkung der Doping- Kontrollen beschlossen und mit einem «Königlichen Dekret» nächtliche Test zwischen 23.00 Uhr und 08.00 Uhr verboten. Nach den WADA- Melderegeln müssen Spitzensportler im Prinzip 24 Stunden für Kontrollen zur Verfügung stehen. «Die WADA hat über das Dekret davon nur über die Medien erfahren», erklärte WADA-Sprecher Frederic Donzé. In den kommenden Wochen seien Gespräche mit der spanischen Regierung geplant, bei denen das Thema Teil der Diskussionen sein werde.

Unterdessen hat die WADA fünf Weltverbänden wegen unzureichender Trainingskontrollen mit Konsequenzen gedroht. «Das betrifft Handball, Volleyball, Turnen, Ringen und Modernen Fünfkampf», erklärte WADA- Präsident John Fahey in einem Interview mit der «Sport-Bild» (Mittwoch-Ausgabe). «Sie haben es Ende 2008 versäumt, der Anordnung der WADA zu folgen, den Code zu erfüllen.»

Die Frist sei daraufhin um sechs Monate verlängert worden. Nun haben die Verbände Zeit bis zur Sitzung des WADA-Vorstandes am 9./10. Mai in Montreal, um für Besserung zu sorgen. Falls es keine Reaktion geben sollte, droht sogar der Ausschluss von Olympischen Spielen. «Es wird Konsequenzen geben, aber über die können wir erst dann sprechen. Ich möchte nicht spekulieren», sagte Fahey.

Enttäuscht zeigte sich der Australier über die Einstellung des Fußball-Weltverbandes FIFA zum neuen Meldesystem für Doping- Kontrollen der WADA. «Ich finde die Haltung der FIFA sehr enttäuschend und ziemlich frustrierend, denn das neue System war einstimmig verabschiedet worden», so Fahey.

Dazu, dass die FIFA unverdächtige Spieler im Urlaub nicht mehr kontrollieren lassen will, sagte er: «Für Alkohol am Steuer gibt es in den meisten Ländern harte Strafen. Es wäre aberwitzig zu fordern, dass man bei so einem Gesetz im Urlaub unter Alkoholeinfluss fahren dürfte.» Wenn man vorschlage, dass Athleten, wie Fußballer, etwas Freizeit haben sollten, «dann ist das eine Einladung für Dopingbetrüger, in dieser testfreien Zeit Mittel zu nehmen».

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