Berlin (dpa) - Der italienische Radprofi Filippo Simeoni zweifelt am «sauberen» Lance Armstrong und dessen geäußerten Comeback-Motiven.
In einem Interview mit der «Welt am Sonntag» antwortete Simeoni, der seit 2004 als Intimfeind des 37 Jahre alten siebenmaligen Tour-de- France-Siegers aus Texas gilt, auf die Frage der Glaubhaftigkeit der Armstrong-Beteuerungen, nie gedopt zu haben: «Nach all den stringenten Beweisen ist es ja kaum möglich, das zu glauben. Aber er wurde nie positiv getestet. So sieht eben die offizielle Realität aus, ob man das nun glaubt oder nicht.»
Dass die Triebfeder seiner Rückkehr nach dreieinhalb Jahren Rennpause das Engagement für seine Krebsstiftung «Livestrong» sei, glaubt Simeoni «nicht eine einzige Sekunde». Tief im Herzen spüre Armstrong, dessen viel beachtetes Comeback am Sonntag mit einem Kriterium in Adelaide/Australien begann, «diesen absoluten Antrieb zum Erfolg, nichts anderes als der Sieg zählt. Er ist kein Typ, um auf Promo-Tour einfach nur mitzuradeln», sagte Simeoni, der beim Giro d'Italia im Mai wieder direkt auf Armstrong treffen wird.
Simeoni war Haupt-Belastungszeuge im Doping-Prozess gegen Armstrongs Leibarzt Michele Ferrari, nach dessen Anweisungen der Italiener EPO und Wachstumshormone bekam. Bei der Tour de France 2004 musste Simeoni für seine Aussagen bezahlen: Auf der 18. Etappe fuhr Armstrong im Gelben Trikot einer Ausreißergruppe mit Simeoni höchstpersönlich hinterher, um einen möglichen Etappensieg des «kleinen» Profis zu stoppen. Armstrong redete auf die Mitglieder der Fluchtgruppe ein, die Simeoni danach unmissverständlich aufforderten, sich wieder ins Hauptfeld zurückfallen zu lassen.
«Er ist eine mächtige Figur, sportlich, politisch und ökonomisch. Da ist es logisch, dass sein Comeback hohe Wellen schlägt. Sagen wir mal so: Er hat sich die Aufmerksamkeit verdient», sagte Simeoni, der 2006 eine Anzeige gegen Armstrong wegen Einschüchterung von Zeugen zurückgezogen hat, zum Comeback-Ballyhoo in Australien.
Gegen Armstrong, der Doping stets bestritt, halten sich hartnäckig Verdächtigungen. Wenige Tage nach seinem letzten Toursieg 2005 veröffentlichte die «L'Équipe» nachträglich vorgenommene Doping- Analysen des Jahres 1999, in denen Armstrong in sechs Proben EPO nachgewiesen wurde. Weil der Nachweis sportrechtlichen Vorgaben nicht genügte, hatte das Ergebnis keinerlei juristische Relevanz. Weltverbands-Präsident Pat McQuaid unterstrich in dieser Woche darauf angesprochen noch einmal: «Es gab nie eine positive Analyse bei Armstrong.»