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T-Mobile kehrt dem Radsport den Rücken zu.
27.11.2007 17:06
Trotz Telekom-Ausstieg: Zukunft des Team gesichert

Bonn (dpa) - Der deutsche Profi-Radsport steht vor einer düsteren Zukunft. Die Deutsche Telekom AG hat die Konsequenzen aus den jüngsten Doping-Enthüllungen von Patrik Sinkewitz gezogen und das Sponsoring des T-Mobile-Teams mit sofortiger Wirkung beendet.

Diese lang erwartete Entscheidung traf der Vorstand des Bonner Telekommunikations-Konzerns am 27. November. «Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, um uns und die Marke T-Mobile von den jüngsten Doping-Erkenntnissen im Sport und speziell im Radsport zu distanzieren», begründete Telekom-Vorstand und T-Mobile International Vorstandsvorsitzender Hamid Akhavan das Ende der 16-jährigen Ära. Sowohl das Männer- als auch das Frauen--Team werde nicht länger unterstützt. Noch am 9. August hatte der Konzern vertraglich zugesichert, bis 2010 dem Radsport treu zu bleiben.

Die Zukunft des Teams ist jedoch gesichert. Teammanager Bob Stapleton will mit seiner Firma «High Road Sports» die Arbeit mit dem gesamten Stab inklusive aller 29 Fahrer und den Mitarbeiter fortsetzen. Das gilt auch für den Frauen-Rennstall. Der millionenschwere Kalifornier besitzt die ProTour-Lizenz bis 2010. «Wir hoffen, dass die Mannschaft als unabhängige Einheit weiter arbeiten kann, um nicht nur die sportlichen Ziele zu erreichen, sondern auch weiter die Führungsrolle im Anti-Doping-Kampf einzunehmen», erklärte Stapleton. Linus Gerdemann, der nach seinem Etappengewinn bei der Tour de France als «neue deutsche Hoffnung» nicht nur vom T-Mobile-Team gefeiert wurde, traf die Neuigkeit im Trainingslager auf Mallorca: «Ich muss mir erst über das Ganze jetzt erst mal Gedanken machen. Vor Morgen kann ich dazu nichts sagen.»

Für die Auflösung seines Vertrags mit T-Mobile dürfte Stapleton eine satte Abfindung erhalten. Der Wert des Vertrags bis 2010 wird insgesamt auf bis zu 40 Millionen Euro geschätzt. «Über die getroffene Vereinbarung zwischen Sponsor und Stapleton ist Stillschweigen vereinbart worden», sagte Team-Sprecher Stefan Wagner der Deutschen Presse-Agentur dpa. Jetzt gehe es darum, beim Weltverband UCI die Umbenennung des Teams auf den Firmennamen Stapletons zu beantragen. In den vergangenen Tagen sei «über die Auflösung des bis 31. Dezember 2010 geschlossenen Vertrages in beiderseitigem Einvernehmen verhandelt worden, teilte die Telekom mit.

Trotz der Doping-Geständnisse ehemaliger Magenta-Profis wie Erik Zabel und Rolf Aldag hatte T-Mobile noch am 9. August die Fortsetzung des Sponsoring-Engagements angekündigt. «Wer verändern will, darf nicht weglaufen», hatte T-Mobile-Kommunikationsdirektor Christian Frommert damals erklärt. Doch nach den Aussagen des Kronzeugen Sinkewitz, der für das vergangene Jahr umfassendes Eigenblut-Doping beim T-Mobile-Team schilderte, zog das Unternehmen die Reißleine. Damit steht der deutsche Profi-Radsport vor der größten Zerreiß- Probe, da bereits zuvor Gerolsteiner den Rückzug nach 2008 und das Wiesenhof-Team zum Ende diesen Jahres angekündigt hatten.

«Angesichts unserer langjährigen Unterstützung für den Profiradsport und der Fortschritte, die das Management um Bob Stapleton zuletzt machte, ist uns dies nicht leicht gefallen», sagte Akhavan. Der Konzern habe aber auch eine Verpflichtung gegenüber seinem Kerngeschäft und damit den Mitarbeitern, Kunden und Aktionären. «Wir haben mit dem aktuellen Team-Management hart daran gearbeitet, für einen sauberen Radsport einzutreten. Wir haben uns aber nun dazu entschieden, unsere Mittel an anderer Stelle einzusetzen.» Die Entscheidung sei nicht wegen Unstimmigkeiten mit dem Team-Management oder dessen Fehlverhalten getroffen worden, betonte er. Der Konzern werde seinen Verpflichtungen im Anti-Doping-Kampf durch eine «nennenswerte Summe» nachkommen.

T-Mobile-Team 2007

Die "Pressemitteilung der Deutschen Telekom AG" im Wortlaut:

    Die Deutsche Telekom AG wird das Radsport-Sponsoring des T-Mobile Männer- und Frauen Teams mit sofortiger Wirkung beenden. Diese Entscheidung traf der Vorstand des Bonner Telekommunikations-Konzerns, der seit 1991 im Profi-Radsport engagiert war.

     „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, um uns und die Marke T-Mobile von den jüngsten Doping-Erkenntnissen im Sport und speziell im Radsport zu distanzieren. Angesichts unserer langjährigen Unterstützung für den Profiradsport und der Fortschritte, die das Management um Bob Stapleton zuletzt machte, ist uns dies nicht leicht gefallen“, sagte Telekom-Vorstand und T-Mobile International Vorstandsvorsitzender, Hamid Akhavan. Aber „wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber unserem Kerngeschäft und damit unseren Mitarbeitern, Kunden und Aktionären“, fügte er hinzu.

    „Wir haben mit dem aktuellen Team-Management hart daran gearbeitet, für einen sauberen Radsport einzutreten. Wir haben uns aber nun dazu entschieden, unsere Mittel an anderer Stelle einzusetzen. Die Entscheidung, das Engagement im Radsport zu beenden wurde „nicht auf Grund von Unstimmigkeiten mit dem Team-Management oder dessen Fehlverhalten getroffen", betonte Akhavan.

    An der Sichtweise, dass man durch seine Sponsoring-Engagements auch Verantwortung trägt, hat sich für die Deutsche Telekom AG nichts geändert. „Wir werden unseren Verpflichtungen im Anti-Doping-Kampf, dem wir eine nennenswerte Summe zur Verfügung stellen, unverändert nachkommen“, sagte Akhavan.

    „Wir hoffen, dass die Mannschaft als unabhängige Einheit weiter arbeiten kann, um nicht nur die sportlichen Ziele zu erreichen, sondern auch weiter die Führungsrolle im Anti-Doping-Kampf einzunehmen“, ergänzt Bob Stapleton. In den vergangenen Tagen hat der Konzern mit dem Unternehmen „Neuer Straßen Sport“, der Betreibergesellschaft der beiden T-Mobile Profi-Rad-Teams, über die Auflösung des bis 31. Dezember 2010 geschlossenen Vertrages in beiderseitigem Einvernehmen verhandelt. Die Details werden von beiden Seiten vertraulich behandelt.

 

Die "Pressemitteilung High Road Sports" im Wortlaut:

High Road Sports führt Profi-Radteams weiter

Die us-amerikanische Betreibergesellschaft „High Road Sports Inc.“ wird nach dem Ende des Engagements von T-Mobile den Rennbetrieb sowohl für sein Männer- als auch das Frauen-Radteam in der Saison 2008 unter dem Namen „Team High Road“ fortsetzen.Die Betreibergesellschaft ist in Besitz einer ProTour-Lizenz und hat nun die entsprechenden Änderungen beim Radsport-Weltverband UCI beantragt. High Road Sports Inc. und ihre Töchter stellen die Infrastruktur beider Teams.

„Die Entscheidung von T-Mobile, das Engagement im professionellen Radsport zu beenden, ist eine große Herausforderung für den Sport und für unser Team. Wir werden unsere Arbeit überprüfen und anpassen, um unseren sportlichen Erfolg weiter voranzutreiben. Und wir stehen weiterhin zu unserem Commitment für sauberen und fairen Sport, womit wir während unserer Arbeit mit T-Mobile begonnen haben“, sagt der Inhaber der High Road Sports Inc., Bob Stapleton.

2007 war ein sehr erfolgreiches Jahr für beide Mannschaften. Das Männerteam erzielte insgesamt 37 Siege, die Frauen beendeten die Saison als Nummer eins der UCI-Weltrangliste.

“Wir haben einen herausragenden Kader mit vielen jungen, aufstrebenden Talenten, die von erfahrenen Rennfahrern unterstützt werden”, sagt Stapleton. „Wir werden eines der jüngsten ProTour-Teams sein und sind davon überzeugt, dass unsere Athleten mit ihrem Talent und ihrem Commitment für sauberen und fairen Sport die Zukunft mitgestalten können.“

High Road Sports wird die nächsten Wochen nutzen, um sich intensiv auf die Saison 2008 vorzubereiten. „Wir haben gute Möglichkeiten, aber auch noch viel zu tun, um in weniger als 60 Tagen das erste Rennen bestreiten zu können“, sagt Stapleton. Das Team startet die Saison 2008 im Januar mit der Tour Down Under in Australien.


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