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Zabel (r) trainiert in Stuttgart mit Scholz (M) und Knees (l) für das Hauptrennen.
28.09.2007 14:44
Deutsches WM-Team um Einigkeit bemüht

Stuttgart (dpa) - Erik Zabels umstrittene WM-Nominierung, der Streit um die Kapitänsrolle im Team und heftige Kollegen-Schelte des Zeitfahrers Sebastian Lang: An Konfliktstoff hat es im deutschen Team im Vorfeld der Straßenrad-Titelrennens in Stuttgart nicht gefehlt.

Als die neun WM-Starter im Waldhotel Degerloch in Reih und Glied saßen, flankiert vom Verbands-Präsidenten Rudolf Scharping, war das Bemühen zu spüren, Entspannung zu demonstrieren.

«Wir werden uns nicht die Köpfe einschlagen», sagte Stefan Schumacher vom Team Gerolsteiner, der seit Wochen wortreich Eigenwerbung für den Posten des Team-Kapitäns betrieb. «Ich werde mit Äußerungen nicht noch Öl ins Feuer gießen», erwiderte Zabel dem nicht anwesenden Schumacher-Teamkollegen Lang, der den Routinier wegen dessen Doping-Vergangenheit einen WM-Verzicht nahe gelegt hatte.

«Ich hatte ein Gespräch mit DOSB-Präsident Thomas Bach, in dem ich mich zu einem Olympia-Verzicht für Peking entschlossen hatte, weil ich den jungen Fahrern bei einer Nominierung nicht im Weg stehen wollte. Für Stuttgart galt eine andere Position», sagte Zabel zu den Querelen um seine WM-Startberechtigung, die er sich durch einen 6:2- Beschluss des Präsidiums des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) absegnen ließ. Nach der Abstimmung war BDR-Vize Dieter Kühnle aus Protest zurückgetreten.

Der auch mit 37 Jahren und nach 200 Profisiegen noch überaus ehrgeizige Berliner wollte unbedingt seine wahrscheinlich letzte Chance nutzen, doch noch Weltmeister zu werden. Dieser Titel würde ihm in seiner imposanten Sammlung noch fehlen. Dafür war Zabel offensichtlich bereit, alle Bedenken gegen einen WM-Start nach seinem Doping-Geständnis vom 24. Mai vom Tisch zu wischen.

Trotzdem blieb er vor dem Titelrennen auf dem sehr anspruchsvollen Kurs über 267,4 Kilometer zurückhaltend. «Ich bin nicht so vermessen zu sagen, Sonntag wird der schönste Tag in meiner Karriere. Egal, wie das Ergebnis ausfallen wird - das Leben verändert sich nicht», sagte Zabel, der an seinen Auftritt als Amateurfahrer bei der Stuttgarter WM 1991 erinnerte: «Ich glaube da wurde ich 36.»

Schumacher scherzte zuerst ein wenig, als er nach der Rollen-Verteilung im Team gefragt wurde, wiederholte dann aber seine Ansprüche: «Der Kurs ist auf mich zugeschnitten. Die Chancen, dass eine kleinere Gruppe ankommt, und damit meine Chancen steigen, schätze ich 80:20 ein. Die entscheidenden Angriffe werden in der letzten Runde kommen.» Er kann im BDR-Team zumindest auf die Unterstützung seine Kollegen David Kopp, Ronny Scholz und Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner zählen.

Die anderen WM-Starter, angeführt von Jens Voigt, sind wahrscheinlich der Zabel-Fraktion zuzurechnen, obwohl alle Beteiligten die Einigkeit betonen. Zabel, der wie Schumacher die größten Konkurrenten in dem dreifachen Weltmeister Oscar Freire (Spanien) und dem nun doch startberechtigten Titelverteidiger Paolo Bettini (Italien) sieht, analysierte die möglichen Szenarien der WM ganz nüchtern.

«Wir haben ein starkes Team. Es gibt pro Runde drei Anstiege und es könnte zu einem Ausscheidungsrennen kommen. Wegen der Schwere der Strecke kann sich eine Spitzengruppe bilden, in der Schumacher, Wegmann und Voigt ihre Stärken ausspielen könnten», sagte Zabel. «Wenn eine größere Gruppe das Ziel erreichen sollte, könnten sicher ich und Ciolek unsere Stärken in die Waagschale werfen.» Er betonte, dass er die Präsidiums-Entscheidung akzeptiere, ihn zu nominieren, die ebenfalls geständigen Teamleiter Christian Henn (Gerolsteiner) und Rolf Aldag (T-Mobile) aber nicht.


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