Berlin (dpa) - Die Teams von Gerolsteiner und T-Mobile gehen in die diesjährige Tour de France erstmals mit fast gleichen Waffen, ähnlichen Ambitionen und vergleichbarer Taktik.
Die Zeiten für das Team in Magenta sind vorbei, in denen es hieß: Alle für einen, alle für Jan Ullrich. Michael Rogers, Patrik Sinkewitz und Kim Kirchen (T-Mobile) sowie Markus Fothen und Stefan Schumacher (Gerolsteiner) sollen versuchen, sich im Gesamtklassement vorn zu platzieren. Bernhard Kohl (Gerolsteiner) und Linus Gerdemann (T-Mobile) haben bei ihren Tour-Premieren ab 7. Juli das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers im Visier.
Für die Massensprints setzt Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer auf den Leipziger Robert Förster: Nach den Erfolgen beim Giro d'Italia und der Vuelta fehlt ihm noch ein Etappensieg in Frankreich zum Grand mit Dreien. Wenn Heinrich Haussler mitkommt, wäre das ein zweiter heißer Trumpf. Im noch 13-köpfigen Kader bei T-Mobile, den noch vier Fahrer verlassen müssen, stehen die beiden Spezialisten Bernhard Eisel und Mark Cavendish (schon fünf Saisonsiege) für die Sprints bereit. Der 20-jährige U23-Weltmeister Gerald Ciolek ist frühestens im nächsten Jahr dran. Beide Teams wollen ihren Tour-Kader von neun Fahrern noch in der Woche vor dem Beginn der Tour präsentieren.
Hauptinteresse beider Mannschaften ist es, jeden Tag um einen Etappensieg zu kämpfen. Die Protagonisten bei Gerolsteiner heißen vor allem Fabian Wegmann und Stefan Schumacher, der sich mit einem guten Prolog auch Hoffnung auf Gelb in den ersten Tagen macht. T-Mobile kann auf den Gent-Wevelgem-Sieger Marcus Burghardt, Lorenzo Bernucci (bereits einen Etappensieg) und Roger Hammond sowie den erfahrenen Kletterer Giuseppe Guerini (37/zwei Etappensiege) zurückgreifen.
«Wir orientieren uns an der Taktik von CSC im letzten Jahr. Die Mannschaft hat Carlos Sastre beim Kampf um einen Podiumsplatz mit aller Kraft unterstützt, aber auch jede Gelegenheit zu einem Etappensieg zu nutzen versucht», sagte T-Mobile-Sportdirektor Rolf Aldag. «Das heißt aber nicht, dass wir Platz 4 und zwei Etappensiege als Ziele vorgeben. Für uns kommt es darauf an, dass wir uns aktiv zeigen und wenig taktische Fehler machen. Wenn dann weniger herausspringt, ist das kein Drama», präzisiert er die neue Taktik im Jahr eins nach Ullrich.
Während für T-Mobile der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers aus Australien als Kapitän feststeht, stellt sich für Holczer diese Frage nicht. «Markus Fothen und Bernhard Kohl sollen gucken, wie lange sie vorn überleben können. Vom Leistungsvermögen sind sie nicht weit auseinander. Wenn einer von beiden ins Gelbe Trikot fährt, ändern sich die Aufgaben natürlich», sagte Holczer. Eine besondere Konkurrenz zu T-Mobile sieht er trotz der ähnlichen Ausgangslage auch in diesem Jahr nicht. «Es wäre einfacher, wenn wir uns nur mit dem anderen deutschen Rennstall auseinander setzen müssten. Aber auch alle anderen Teams wollen jeden Tag gewinnen».
Prognosen zum möglichen Toursieger wollen Aldag und Holczer eher nicht wagen. «Astana hat mit seinem Trio Winokurow, Klöden und Kaschechkin hat sicherlich gute Karten, von bestimmten Rennsituationen können aber auch andere profitieren», meinte Aldag. Holczer: «Momentan wissen wir ja nicht einmal, wer alles starten darf. Wie soll ich mich da auf einen Sieger festlegen?»