Hamburg (dpa) - Nach den Doping-Beichten ehemaliger Telekom-Fahrer sind in Deutschland die ersten Rennen abgesagt worden, doch Stuttgart hält an der Austragung der Straßen-WM vom 25. bis 30. September fest.
«Für den Radsport sind diese Geständnisse wie auch das frühere Gestammel von Jan Ullrich eine Katastrophe», sagte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) der dpa. «Die WM werden wir aber nicht zurückgeben.» Das für 3. August geplante Radrennen «Hammer City-Night» fällt dagegen aus. «Wir wollten damit ein Zeichen gegen Doping setzen», sagte Organisator Michael Erkeling im westfälischen Hamm. Auch die Premiere des «Messe-Grand-Prix» in Karlsruhe am 1. August soll aller Voraussicht nach gestrichen werden.
«Es gibt seitens der Stadt und der Messe Karlsruhe eine klare Tendenz, dass wir dem Profi-Radsport keine Plattform mehr bieten wollen», sagte Messe-Sprecher Martin Wacker. Am Vortag hatten Erik Zabel, Rolf Aldag und Brian Holm EPO-Doping zugegeben. Zuvor hatten sich deren frühere Team-Telekom-Kollegen Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts als Doping-Sünder geoutet. Einen Tag zog dann noch Ex-Teamkapitän Bjarne Riis, Sieger der Tour de France 1996, nach.
Viele deutsche Renn-Veranstalter befürchten wegen des erlittenen Imageschadens finanzielle Einbußen. Es sei nicht auszuschließen, dass Sponsoren wegen der Doping-Problematik ihre Engagements wieder absagen, sagte etwa die Stuttgarter WM-Chefin Eisenmann.
Die am 30. Mai beginnende Bayern-Rundfahrt soll ganz im Zeichen des Anti-Doping-Kampfes stehen. Statt eines Sponsors solle auf den Startnummern der Profis das Logo der Aktion «Bleib sauber - live clean» stehen. «Die des Dopings verdächtigten Teams wie Tinkoff, Relax GAM und L.P.R. haben wir von vorneherein nicht verpflichtet», betonte Rundfahrt-Leiter Ewald Strohmeier. Ob Sprinter Zabel vom Team Milram nach seinem Geständnis teilnehmen wird, stehe noch nicht fest.
Bei der «Nacht von Hannover» am 3. August soll Zabel trotz seiner Doping-Beichte an den Start gehen. «Nach heutigem Stand der Dinge werden wir an diesem Vertrag auch festhalten», erklärte Organisationschef Reinhard Kramer. Eine komplette Absage des Rennens käme nicht in Frage: «Jetzt hinzuschmeißen, wäre das absolut falsche Signal und würde auch nicht die Richtigen treffen.» Das Pro-Tour- Rennen Vattenfall-Cyclassics in Hamburg wird ebenfalls wie geplant am 19. August stattfinden. «Mittelfristig kann ich Konsequenzen nicht ausschließen, vielleicht werden wir den Breitensport mehr in den Vordergrund rücken», kündigte Renn-Veranstalter Michael Hinz an.
Die Veranstalter der Niedersachsen-Tour, die in diesem Jahr auf die Zugpferde Alessandro Petacchi und Zabel setzen konnten, rechnen für 2008 mit Schwierigkeiten. «Das wird in Zukunft sicherlich nicht einfacher werden», meinte Rundfahrtchef Otto Pätzold.