Sundern-Hagen (rad-net) - Bis zur achten von neun Runden sah es im Hochsauerland nach einer faustdicken Überraschung aus. René Tann (Suhl) lag mit 35 Sekunden Vorsprung in Führung vor Wolfram Kurschat (Deidesheim-Ruppertsberg). Der Österreicher Christoph Soukup, der lange gemeinsam mit Tann und Kurschat ein Spitzentrio gebildet hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits zurück gefallen und hatte keine Chance mehr auf den Sieg.
In der vorletzten Runde zog Kurschat das Tempo an und verkürzte innerhalb einer Runde seinen Rückstand auf die Hälfte. Am vorletzten Anstieg schloss der Ex-Meister auf und ging vorbei. Tann kam am letzten Berg zwar noch einmal näher, wollte im letzten Downhill aber nichts mehr riskieren und fuhr seinen zweiten Platz nach 45 Kilometern mit 33 Sekunden Rückstand auf Kurschat (1:53:41 Stunden) sicher ins Ziel.
„Ich bin immer nur 95 Prozent gefahren, weil ich zuletzt beim Weltcup und auch schon beim ersten Bundesliga-Lauf in Münsingen jeweils eingebrochen bin. In den letzten beiden Runden habe ich dann aufgedreht. Für mich ist dieser Sieg eine Bestätigung“, kommentierte Wolfram Kurschat seinen Bundesliga-Sieg. Seit 2003 in Heubach hatte er kein Bundesliga-Rennen mehr gewinnen können.
René Tann, U23-DM-Dritter des vergangenen Jahres zeigte sich nicht unglücklich über den knapp entgangenen Sieg. „Ich war am Anfang immer unterhalb von meinem Limit. Vielleicht habe ich dann ein wenig zu früh angezogen. Aber ich freue mich über den zweiten Platz. Ich habe ja noch genug Zeit um mich weiter zu entwickeln“, sagte der Thüringer Sportsoldat.
Auf Rang Drei kam der Österreicher Christoph Soukup mit 2:15 Minuten Rückstand ins Ziel. Karl Platt („ich konnte nie 100 Prozent fahren“) war wegen der Hochzeit seiner Schwester erst am Morgen angereist und fühlte sich nicht frisch genug, um das Tempo an der Spitze mitgehen zu können. Dennoch übernahm der Osthofener mit Rang Vier (3:17 zurück) die Führung in der Gesamtwertung.
Elsbeth Vink van Rooij souverän vor Ivonne Kraft
Das Damen-Rennen (36 Kilometer) wurde von der niederländischen Olympia-Fünften Elsbeth van Rooij-Vink dominiert. Ivonne Kraft (Gaggenau) lag in den ersten beiden von sechs Runden mit der Niederländerin in Führung, doch dann bekam sie Probleme mit der Schaltung und fiel zurück. „Ich habe nach zwei Runden gemerkt, dass ich schneller fahren kann und bin am Berg weg gefahren. Ivonne ist stark in den Downhills aber sie kam nicht mehr zurück. Ich bin glücklich sie geschlagen zu haben, nachdem ich in Houffalize noch gegen sie verloren habe“, sagte van Rooij-Vink, die sich sehr positiv über den 4,7 Kilometer langen Kurs äußerte. „Das ist Mountainbike“, meinte sie.
Ivonne Kraft war unglücklich über ihr technisches Malheur. „Ich konnte nicht um den Sieg mitfahren. Zum Teil musste ich in den Anstiegen schieben“, erklärte die Weltcup-Zehnte von Houffalize. Kraft verlor schließlich 3:12 Minuten auf die Siegerin (1:34:35 Stunden), übernahm aber die Führung in der Bundesliga-Gesamtwertung. Hinter den Beiden vergab Nina Göhl die Chance auf Rang Drei durch einen Sturz in der zweiten Runde. Die Freiburgerin schlug sich dabei das Bike ans Knie. „Mir wurde schwarz vor Augen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich weiter fahren konnte“, erklärte sie. Allerdings konstatierte sie auch, dass ihr zur Topform noch „einiges fehlt“.
Bei den Junioren, dominierte wie schon in Münsingen, Andy Eyring (Haselbach). Obwohl es „am Anfang recht zäh“ ging, siegte er nach 1:23:10 Stunden mit 1:19 Minuten Vorsprung auf Marcel Fleschhut (Mosbach) und 2:10 Minuten vor Marius Klein (Hilscheid), der unterwegs ein Laufrad wechseln musste.
Bei den Juniorinnen war es Ines Thoma (Wildpoldsried), die überlegen vor Gesa Brüchmann (Nordheide) und Katharina Haase (Römerstein) gewann. „Ich konnte heute mein Tempo ohne Probleme durchziehen,“ strahlte Thoma nach ihrem zweiten Saisonsieg.
Beim Veranstalter zog man eine positive Bilanz. „Für uns war das ein rundum gelungenes Wochenende. Besonders gut war natürlich das Herren-Rennen, das bis zuletzt spannend blieb“, meinte Norbert Appelhans, der die Gesamtleitung für das Bundesliga-Event inne hatte. Erhard Goller