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Floyd Landis hat das Gelbe Trikot mit erhöhtem Testosteron-Wert errungen.
05.08.2006 16:23
Nach positiver B-Probe: Phonak entlässt Landis

Paris/Hamburg (dpa) - Das Schweizer Phonak-Team hat mit voller Härte auf die positive B-Probe bei Tour-de-France-Sieger Floyd Landis reagiert und seinen Kapitän fristlos entlassen.

Der eidgenössische Rad-Rennstall zog wegen der «Verletzung des internen Ethik-Codex'» die Konsequenzen aus dem kurz zuvor vom Radsport- Weltverband UCI veröffentlichten Ergebnis der von Landis geforderten Gegenanalyse. Bei dem 30 Jahre alten amerikanischen Radprofi war nach der 17. Etappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt in der A-Probe ein deutlich überhöhter Testosteron-Wert gefunden worden. Statt des erlaubten Testosteron-Verhältnisses von maximal 4:1 zu Epitestosteron wurde ein Wert von 11:1 ermittelt.

In den positiven Dopingproben war «synthetisches Testosteron» enthalten. Dies hat das Labor Chatenay-Malabry nach Angaben des Chefs der französischen Anti-Doping-Kommission, Pierre Bordry, festgestellt. Dies bedeute, dass das bei dem Amerikaner entdeckte Testosteron nicht auf natürliche Weise produziert worden sei. Bordry bestätigte damit eine Meldung der «New York Times» vom 1. August. «Ich habe vom Chatenay-Malabry-Laboratorium eine Mitteilung erhalten, die besagt, dass die B-Probe von Floyd Landis' Urin Testosteron enthält, das von außen eingeführt worden ist», sagte Bordry. Landis hatte behauptet, das Testosteron sei «natürlich und von meinem eigenen Organismus produziert».

Der Radsport-Weltverband gab den Fall nach der Bestätigung durch die B-Probe an den US-Verband weiter, der nun ein Doping-Verfahren gegen Landis einleiten wird. Ihm droht eine zweijährige Sperre und die Aberkennung des Tour-Sieges. Auf Grund des von den Radsport-Teams beschlossenen so genannten Ethik-Codes käme für Landis zu der Zwei-Jahres-Sperre noch ein Arbeitsverbot für zwei weitere Jahre in allen Pro-Tour-Teams hinzu. Tour-Direktor Christian Prudhomme sagte der spanischen Nachrichten-Agentur EFE: «Für uns ist Floyd Landis nicht mehr der Gewinner der Tour de France 2006.» Der Spanier Oscar Pereiro, der voraussichtlich zum Tour-Sieger vor Andreas Klöden erklärt wird, will sich am Samstagabend zum Fall Landis äußern.

Der Amerikaner will noch nicht aufgeben. Schon vor Bekanntgabe des Ergebnisses der B-Probe teilte er auf seiner Homepage mit: «Ich werde kämpfen, um meinen Namen zu säubern. Ich habe bei der Tour de France nicht aufgegeben und werde jetzt auch nicht aufgeben. Ganz gleich, was die B-Probe aussagt.»

In knapp drei Wochen wird das Schiedsgericht der Anti-Doping-Agentur der USA (USASDA) beide Seiten anhören und anschließend eine Entscheidung treffen. Diese könnte Landis allerdings vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anfechten. «Die Entscheidung heute ist erst der Beginn eines langen Prozesses. Wir rechnen frühestens im Dezember oder Januar mit einer endgültigen Entscheidung», betonte Landis-Anwalt Jose-Maria Buxeda.

Der Druck auf den Radprofi, der sich in Kürze einer Hüftoperation unterziehen und deshalb ohnehin rund ein Jahr pausieren muss, wird immer größer. Und die Chancen, glimpflich aus der Affäre heraus zu kommen, immer kleiner. «Uns ist klar, dass es nun an uns ist, zu beweisen, warum der Test positiv war. Entweder können wir zeigen, dass ein Fehler in der Analyse des Labors vorlag oder dass andere Begleitumstände den hohen Testosteron-Wert erklären», sagte Landis- Anwalt Buxeda weiter. Und ergänzte: «Vielleicht lag es an den Schilddrüsen-Tabletten, die er einnahm, vielleicht am Alkohol, den er am Abend vor dem Test trank oder vielleicht lag es an beidem.»

Für Tour-Direktor Prudhomme ist die Nachricht von Landis' positiver B-Probe ein «harter Schlag» für den Radsport. «Man weiß sehr wohl, dass die Gegenanalyse fast immer das erste Ergebnis bestätigt. Man hat das Gefühl eines heillosen Schlamassels, gleichzeitig hat man auch Lust, mit aller Kraft dagegen anzukämpfen», betonte er und forderte: «Man darf nicht tolerieren, dass das Gelbe Trikot beschmutzt wird.»

Prudhomme schlug vor, dass neben Landis auch die Manager, die Mannschaftsleiter und die Ärzte bestraft werden müssen. Ein Grund zu hoffen sieht der Tour-de-France-Chef in der Haltung der Sponsoren, die sich dem Beispiel der deutschen Marken T-Mobil und Gerolsteiner folgend in diesem Kampf engagieren sollten: «Die Sponsoren müssen sich in diesem Bereich investieren. Dass die sportliche Autonomie für eine Mannschaft notwendig ist, ist selbstverständlich. Doch der Sponsor darf nicht ignorieren, was passiert.»


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