Valkenburg (dpa) - Prologsieg, eine blutige Schnittwunde, artistische Radakrobatik und das Gelbe Trikot: Innerhalb von drei Tagen erlebte der Norweger Thor Hushovd bei der Tour de France ein Wechselbad der Gefühle.
Nicht ganz so dramatisch, aber trotzdem mit Höhen und Tiefen begann die Frankreich-Rundfahrt für den sechsmaligen Gewinner des Grünen Trikots, Erik Zabel. «Der dritte Platz auf der 1. Etappe war super, der neunte Rang enttäuschend», zog der 35-Jährige vom Team Milram bei seinem Comeback nach einjähriger Zwangspause eine Zwischenbilanz nach den ersten beiden Massensprints.
Für Hushovd wurde der Beginn der «Großen Schleife» von vielen Emotionen begleitet. «Für das Team und mich ist es sehr wichtig das Gelbe Trikot so lange wie möglich zu behalten», sagte der Gewinner des Grünen Trikots aus dem Vorjahr nach seinem Auftaktsieg beim Prolog in Straßburg. Einen Tag später verlor der 28 Jahre alte Sprinter im Ziel nicht nur die Führung im Gesamtklassement, sondern auch sehr viel Blut. Ein Zuschauer hatte Hushovd auf der Zielgeraden mit einer Werbehand aus Pappe unabsichtlich tiefe Schnittwunden am Arm zugefügt. «Im Krankenhaus hatte ich Angst, nicht mehr antreten zu können. Ich habe viele Medikamente eingenommen», sagte Hushovd, der nach dem Vorfall vorgeschlagen hatte, auf den letzten 500 Metern eine zusätzliche zweite Bande für die Zuschauer zu errichten.
Trotz des Schocks holte der bärenstarke Norweger aber einen Tag später das Gelbe Trikot zurück, vermied dabei jedoch nur durch gekonnte Radakrobatik einen Sturz. Tagessieger Robbie McEwen (Australien/Davitamon) hatte seine Fahrlinie leicht verlassen. «McEwens Sprints sind manchmal sehr gefährlich. Heute war es aber meine Schuld», sagte Hushovd hinterher. Die letzten Meter der 2. Etappe musste der dreifache Tour-Etappensieger aus den Pedalen gehen und überquerte im Stil eines Kindes mit Laufrad als Dritter die Ziellinie. «Ganz oder gar nicht» - so benannte McEwen sein radikales Tour-Motto.
Im Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters möchte nach einem Jahr Pause auch Erik Zabel wieder mitmischen. Als Konkurrenten im Punkteklassement muss der zwölffache Etappensieger neben Hushovd und McEwen auch den belgischen Weltmeister Tom Boonen fürchten. «Wenn man den Sprint bei meinem dritten Platz hinterher im Fernsehen angeschaut hat, dann sah das schon gut aus», sagte der Rekordsieger des «Maillot Vert» selbstbewusst.
Bei seiner 12. Tour-Teilnahme genießt Zabel seine Stellung als Kapitän beim Team Milram: «Das ist Luxus. Ich brauche keine Wasserflaschen zu holen.» Angesichts der harten Zielsprints mit bis zu 70 Stundenkilometer freut sich der 35-jährige Berliner, der am Freitag 36 wird, mit einem Augenzwinkern auf sein Karriereende: «Ich habe neulich zu Jens Voigt gesagt, es ist doch schön, wenn wir das nicht noch Mal zwölf Jahre machen müssen.»