Gerolstein/Lausanne (dpa) - Die Profis versammelten sich beim Saisonabschluss zum feuchtfröhlichen Teamtreffen am Firmensitz in Gerolstein. Doch die Musik spielte nicht in der Vulkaneifel, sondern in Lausanne.
Dort entschied der Sportgerichtshof CAS über die sportliche Zukunft des ehemaligen Team-Mitglieds Danilo Hondo (31). Die letzte Instanz der Sportgerichtsbarkeit fällte noch kein Urteil gegen den wegen Dopings seit April gesperrten Sprinter aus der Lausitz. Das soll spätestens in 14 Tagen passieren. «Anfang Dezember haben wir das Urteil», meinte sein Anwalt Michael Lehner.
Beim Mineralwasser-Hersteller zeichneten sich derweil eher geringe Rückkehr-Möglichkeiten für Hondo ab. «Ohne Freispruch keine Chance», meinte Firmensprecher Stefan Göbel unmissverständlich. Teamchef Hans- Michael Holczer ließ etwas Raum für Interpretationen: «Das Urteil muss eine Doping-Absicht klar ausschließen.» Eine Etatfrage wäre eine Wieder-Verpflichtung nicht.
Das drei Personen umfassende Entscheidungs-Gremien des CAS kann zwischen vier Urteils-Varianten wählen: Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA forderte zwei Jahre Sperre bis 1. April 2007 mit anschließendem, zweijährigem Arbeitsverbot in einem ProTour-Team. Der Schweizer Verband beharrte auf seinem Urteil vom 2. Juni: Ein Jahr Sperre bis 1. April 2006, ein weiteres Jahr auf Bewährung und 64 000 Geldstrafe. Der Weltverband UCI will lediglich ein Jahr Sperre, Hondo-Anwalt Lehner forderte Freispruch.
Die Freispruch-Chancen werden allgemein als gering eingeschätzt, die UCI-Forderung erscheint als realistischste Strafe. Mit der könnte Hondo leben, und sie hielte ihm vielleicht sogar noch eine Hintertür zu seinem alten Team offen. Ansonsten «hätte ich sicher einige andere Angebote», meinte der Sprinter, der vom umtriebigen Manager Tony Rominger, früher Zeitfahr-Weltrekordler, vertreten wird. Käme die WADA mit ihrer Forderung durch, würde das das Karriereende des Lausitzers mit Schweizer Wohnsitz bedeuten.
«Danilo ist ein absoluter Topsprinter. Ihn wieder im Team zu haben, wäre gut», meinte der Gerolsteiner-Neuling Stefan Schumacher, der in etwa einschätzen kann, was Hondo im Augenblick durchmachen muss. In einem Verfahren vor dem BDR-Bundessportgericht musste Schumacher seine Unschuld beweisen, nachdem ihn ein positiver Befund auf das Anti-Allergie-Mittel Cathin im Sommer gestoppt hatte. Seine Mutter, eine Ärztin, hatte das Präparat verordnet.
Hondo war im März überführt worden, als Spitzenreiter der Murcia- Rundfahrt in Spanien das verbotene Amphetamin Carphedon eingenommen zu haben. Allerdings waren die nachgewiesenen Spuren so gering, dass weder unzweifelhaft von Absicht ausgegangen, noch eine aufputschende Wirkung durch das Präparat erzielt werden konnte. Diese These vertrat in Lausanne auch Professor Werner Franke als Entlastungszeuge für Hondo. Der anerkannte Biologe gilt als scharfer Kritiker mancher Praktiken im Profiradsport, sah Hondo in diesem Fall aber eher als Opfer weiter nicht geklärter Umstände.
«Ich hatte mir etwas mehr ausgerechnet. Aber man wird sehen, wie die Urteilsbegründung und der Spruch lauten», sagte Hondo, der schon vor Wochen in Gerolstein in der Chefetage vorgefühlt hatte, ob eine Rückkehr zu bewerkstelligen sei. «Alles ist jetzt möglich. Ich bin ganz zufrieden mit dem Ausgang. Die WADA stand mit ihrer Straf- Forderung alleine da», meinte Lehner, der sich als Anwalt im Doping- Fall des Olympiasiegers Dieter Baumann einen Namen machte.