Veraona (rad-net) - Die deutschen Athleten starten nicht nur am Sonntag bei den Elite Männern mit Medaillenchancen in die Strassenrennen. Bereits am Freitag und Samstag gibt es berechtigte Medaillenhoffnungen bei den WM-Straßenrennen der Frauen, U23, Junioren und Juniorinnen.
Straßen-WM: Vorschau Frauen
Ein starkes deutsches Frauenteam will am Samstag (13:30 - 17:25 Uhr) in
Verona in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Judith Arndt (Leipzig/Equipe Nürnberger
Versicherung) wird nach ihrer tollen Vorstellung bei Olympia und der
WM-Silbermedaille im Zeitfahren von Bardolino als Mitfavoritin im Straßenrennen
über 132,75 Kilometer (9 Runden) gehandelt. "In Athen war Judith klar die
stärkste Fahrerin", erklärt Bundestrainer Jochen Dornbusch. Und dass die
Athletin aus der Equipe Nürnberger Versicherung ihre Olympia-Form konservieren
konnte, hat sie mit WM-Silber im Zeitfahren bewiesen.
"Eine Medaille ist unser Ziel", sagt der Bundestrainer und weiß,
dass mit etwas Glück auch mehr drin ist. "Am Ende werden die stärksten
Fahrerinnen unter sich sein. Judith Arndt und Trixi Worrack sind beide in der
Lage, ganz vorne mitzufahren", beschreibt Dornbusch die Vorteile der
Doppelspitze in seinem Team. "Wir müssen angreifen", verspricht der
Frauen-Coach eine offensive Fahrweise auf dem schweren Kurs rund um Verona.
"Wir haben vier Fahrerinnen, die gut den Berg hochkommen", sagt
Dornbusch und meint damit neben Arndt und der 23-jährigen Worrack (Dissen/Equipe
Nürnberger Versicherung) auch Tina Liebig (Frankfurt/ Main - Equipe Nürnberger
Versicherung) und Theresa Senff (Siegelbach/Team Euregio Egrensis).
Einzig Regina Schleicher (Marktheidenfeld/Safi - Pasta Zara Manhattan), die
ab kommender Saison bei der Equipe Nürnberger Teamkollegin von Arndt, Worrack
und Liebig sein wird, soll geschont werden. Die 30-jährige DM-Zweite aus
Franken, die in diesem Jahr unter anderem Etappen bei Giro und Holland-Rundfahrt
gewinnen konnte, ist der große Trumpf bei einer Sprintankunft.
Als Frau für alle Fälle fungiert im deutschen Team Madeleine Sandig
(Frankfurt/Main - Team Euregio Egrensis), die kurzfristig für Angela Brodtka
ins Team rutschte. Brodtka hatte bei der Toskana-Rundfahrt zwar einen
Etappensieg eingefahren, sich aber auch eine Erkältung eingefangen. Ein einwöchiges
Trainingsverbot zerstörte ihre WM-Ambitionen. "Schade, mit ihr hätten wir
bei einer Sprintentscheidung besser variieren können", so Dornbusch. Von
einer Schwächung fürs Team will der Bundestrainer aber nichts wissen:
"Mit Sandig haben wir jetzt eine wichtige Helferin, die bedingungslos für
die Mannschaft arbeiten wird."
Straßen-WM: Vorschau U23
Am morgigen Freitag (12:30 - 17:15 Uhr) kämpfen die unter 23-jährigen Männer
um die WM-Medaillen. Die 177 Kilometer (12 Runden) lange Strecke ist identisch
mit dem Kurs von 1999, als Verona zuletzt Gastgeber der Titelkämpfe war.
Bundestrainer Peter Weibel rechnet mit einem schnellen Rennen, in dem die
Gastgeber aus Italien den Ton angeben werden. Sie wird das deutsche Team im Auge
behalten müssen.
Weibel schickt Marcus Burghardt (Zschopau - RG Wiesenhof Sachsen), Heinrich
Haussler (Cottbus - ISPO Lotusan Cottbus), Andreas Schillinger (Haselmühl - RG
Teag Team Köstritzer), Konstantin Schubert (Keltern - Team Optik Delker) und
Carlo Westphal (Heinrichsberg - RG Team Wiesenhof Sachsen-Anhalt) an den Start.
Den Ton angeben sollen Heinrich Haussler und Marcus Burghardt. Haussler,
gerade einmal 20 Jahre jung, gilt als kompletter Fahrer, der trotz seiner Jugend
schon eine gute Rennübersicht hat, sehr selbstbewusst Rennen fährt und auch körperlich
die besten Voraussetzungen hat. "Er ist gut im Zeitfahren und gut am Berg,
sein Tritt ist so geschmeidig wie Butter", schwärmt Weibel vom
Wahl-Cottbuser, der schon als Juniorenfahrer von Australien nach Deutschland
kam, um Rad zu fahren. Hausslers Vater ist Deutscher, doch Heinrich ist in
Australien geboren, wo die Familie immer noch lebt. Auf dem fünften Kontinent
fand Haussler keine optimalen Bedingungen für seinen Sport, also ging er allein
nach Deutschland und träumt jetzt von einer Profikarriere. Zusammen mit Marcus
Burghardt fuhr er die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt als Gastfahrer bei T-Mobile.
Marcus Burghardt ist einer der offensivsten Fahrer in der Weibel-Mannschaft.
Nach gesundheitlichen Problemen in seinem ersten U23-Jahr fand er letzte Saison
spät Anschluss, startete aber dieses Jahr voll durch und ist der beständigste
Fahrer im Team. "Marcus kann Kilometer lang aufs Tempo drücken, er ist
schnell und genauso stark am Berg. International hat er eine gute Saison
absolviert", lobt Weibel den 21-Jährigen, der in dieser Saison Zehnter im
Giro delle Regioni war und das Punktetrikot in der Friuli-Rundfahrt gewann.
Eine Überraschung traut Weibel seinem jüngsten Athleten zu. "Carlo
Westphal ist unser größtes Talent", sagt der Bundestrainer und gibt ihm
schon in Verona eine Chance, "er zeichnet sich durch seinen großen
Siegeswillen aus, und er ist sehr stark am Berg."
Straßen-WM: Vorschau Junioren
Am Samstag beginnt für die BDR-Junioren von Bundestrainer Patrick Moster das
wichtigste Rennen des Jahres. Marcel Barth (SSV Gera), Mathias Belka (Endspurt
Cottbus), Michael Franzl (RSV Rosenheim), Sebastian Hans (SC Berlin) und Philipp
Seubert (RSC Reinheim) starten um 9:00 Uhr in das WM-Straßenrennen von Verona
über 132,75 Kilometer (9 Runden). Die Zielankunft ist für 12:40 Uhr geplant.
Vor der WM hatte Bundestrainer Patrick Moster die Erfolgsaussichten seines Teams
eher zurückhaltend beurteilt: "Ein Platz unter den ersten Zehn ist unser
Ziel", meinte er. Aber die überraschende Goldmedaille von Patrick Gretsch
im Zeitfahren am Dienstag dürfte die Mannschaft beflügelt haben. Moster setzt
vor allem auf Marcel Barth, den er für den cleversten Fahrer hält. "Er
kann Rennsituationen sehr gut abschätzen, ist ein guter Taktiker", sagt
der Trainer über den Junioren-Weltmeister im Punktefahren. Insgesamt fünf
Junioren sind pro Nation zugelassen.
Straßen-WM: Vorschau Juniorinnen
Im WM-Straßenrennen der Juniorinnen am Freitagvormittag (9:30 - 11:50 Uhr)
hofft Bundestrainer Jochen Dornbusch auf eine Medaille. Er schickt Sabine
Fischer (RSG '88 Montabaur), Virginia Hennig (SC Riesa), Carolin Ibele (RU
Wangen), Franziska Kniesche (Endspurt Cottbus) und Alexandra Sontheimer (RV Conc.
Reute) ins Rennen über 73,75 Kilometer (5 Runden). Sabine Fischer freute sich
vergangenes Jahr in Hamilton über die Bronzemedaille. Eine taktische
Marschroute gibt Jochen Dornbusch nicht vor. "Es wird ein schweres Rennen.
Wir werden sehen, wer am Berg am besten drauf ist", sagt er. Kandidatinnen
für den Titelgewinn sind schlecht auszumachen. "Es gibt einfach zu wenig
internationale Rennen für Juniorinnen", meint Dornbusch.