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Ivan Basso freut sich über den Sieg der 12. Etappe.
19.07.2004 16:08
Basso neuer Herausforderer von Armstrong

Orange (dpa) - Das Gelbe Trikot ist in weiter Ferne, das Interesse an seiner Person jedoch so groß wie nie zuvor. Am zweiten Ruhetag der 91. Tour de France war Ivan Basso der gefragteste Rad-Profi.

Den Hindernislauf vorbei an den zahllosen Mikrofonen meisterte der Italiener genauso souverän wie die schweren Pyrenäen-Etappen in den Tagen zuvor. Bei allem Respekt vor seinem übermächtigen Widersacher und den bevorstehenden schweren Alpen-Etappen ist sein Optimismus ungebrochen: «Alles ist möglich. Lance hat die Tour im letzten Jahr mit einem einzigen Angriff gewonnen. Wenn sich die Chance bietet, werde auch ich es versuchen.»

Nach jahrelangen Duellen zwischen Seriensieger Armstrong und Jan Ullrich ist Basso in die Kronprinzen-Rolle des fünfmaligen Tour-Zweiten aus Deutschland geschlüpft. Anders als sein Vorgänger, der sich bereits in den Pyrenäen mit Leidensmiene aus dem Favoritenkreis verabschiedete, liegt der Italiener vom dänischen Team CSC vor dem schweren Tour-Abschnitt in den Alpen mit einem Rückstand von 1:17 Minuten auf Armstrong noch aussichtsreich im Rennen.

Der Rollentausch machte sich nicht nur auf den Anstieg hinauf zum Plateau de Beille bemerkbar. Während sich Ullrich am zweiten Ruhetag der diesjährigen Rundfahrt den vielen Interview-Wünschen verweigerte, stellte sich Basso in Orange geduldig der Öffentlichkeit. CSC-Teamchef Bjarne Riis stand die Genugtuung über den imposanten Aufstieg seines 26 Jahre alten Fahrers dabei ins Gesicht geschrieben. «So viele Journalisten hatten wir nicht erwartet. Das zeigt, dass wir in den letzten Tagen Positives geleistet haben. Ivan ist in den Bergen phantastisch gefahren», sagte Riis.

Erneut ist es dem Tour-Sieger von 1996 und ehemaligem Teamgefährten von Ullrich gelungen, einen Rohdiamanten zu veredeln. Seine ungewöhnlichen und innovativen Methoden haben ihm den Ruf des Perfektionisten eingetragen. Vor allem das Motivationstraining von Riis ist berüchtigt: Noch heute denkt Basso mit zwiespältigen Gefühlen an jene Nacht im Dezember zurück. Drei Kilometer musste der Nichtschwimmer zusammen mit sieben Teamgefährten zurück zur Küste von Lanzarote schwimmen, einzige Hilfe war ein kleines Surfbrett. «Ich will die Jungs in schwierige Situationen bringen, in denen sie sich konzentrieren müssen und sich gegenseitig helfen müssen. Nicht nur auf dem Fahrrad», sagte Riis.

Um die Zeitfahr-Schwäche von Basso zu beheben, organisierte Riis kurzerhand ein Training im Windkanal von Massachusetts. Die Reise ließ sich Riis im April 20 000 Euro kosten. Diese Investition soll sich lohnen: Nach dem vorzeitigen Aus bei seinem Debüt 2001, dem weißen Trikot für den besten Nachwuchsfahrer zwölf Monate danach und dem siebten Rang im Vorjahr soll es für Basso diesmal noch weiter nach oben gehen. Im Kampf um Platz zwei fürchtet Riis mehr die Konkurrenz von Andreas Klöden als von Ullrich.

Viel wird für Basso davon abhängen, wie diese «Therapie» im Windkanal angeschlagen hat. Denn die beiden Einzelzeitfahren hinauf nach L'Alpe d'Huez (15,5 km) und nach Besancon (55 Km) haben es in sich. Seinem großen Widersacher und Freund Armstrong werden beim Kampf gegen die Uhr bessere Chancen eingeräumt. Seit der Amerikaner ihm bei der Behandlung seiner an Krebs erkrankten Mutter hilfreich zur Seite stand, sind die beiden Rad-Profis befreundet. Nicht zuletzt deshalb machten sie in den Pyrenäen gemeinsame Sache und fuhren den Konkurrenten davon. Mit der Zusammenarbeit ist es nun vorbei. Doch wer durch die harte Schule von Riis gegangen ist, hat keine Furcht, sich als Einzelkämpfer durch das Tour-Finale zu schlagen: «Ich bin ruhig und habe keine Angst».


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