Freiburg (rad-net) - Für die Deutschen Straßenmeisterschaften am kommenden Wochenende in Freiburg haben alle deutschen Radsportstars gemeldet. Jan Ullrich, Erik Zabel, Patrik Sinkewitz, Jörg Jaksche und Jens Voigt, aber auch Judith Arndt, Trixi Worrack, Petra Roßner und Hanka Kupfernagel wollen in die Rennen um die Meistertrikots starten.
Die Trikotfarbe des Deutschen Straßenmeisters bei den Männern war in den vergangenen Jahren immer Magenta. Man musste vor den Rennen meist nur die Liste der Telekom-Fahrer abstreichen, die schon das Meistertrikot gewonnen hatten, um den Kreis der potenziellen Sieger einzugrenzen. Inzwischen haben aber Zabel und Ullrich schon zweimal gewonnen, diesmal könnte der Gewinner also Andreas Klöden (Merdingen/T-Mobile) oder Matthias Kessler (Nürnberg/T-Mobile) heißen, sie waren nämlich noch nicht an der Reihe.
Doch das Siegen ist für das T-Mobile Team schwerer geworden, denn die Konkurrenz, die früher nur wie Statisten das Feld auffüllte, ist längst gewachsen und stark genug, selbst das Ruder zu führen. Die Zeiten, als nur Magenta auf dem Podium leuchtete, sind längst vorbei. Letztes Jahr flankierten Patrik Sinkewitz und Fabian Wegmann (Münster/Gerolsteiner) den Deutschen Meister Erik Zabel.
Wer letztlich um den Titel kämpfen wird, hängt von der Mannschaftstaktik der beiden deutschen GSI-Mannschaften Gerolsteiner und T-Mobile ab. Vielleicht heißt der Sieger am Sonntag Jan Ullrich, so wie 1997, als er die deutschen Meisterschaften gewann und wenig später im weißen Trikot mit schwarz-rot-goldenem Brustring bei der Tour de France triumphierte. Kommt es zu einer Sprintankunft, ist es auch möglich, dass Danilo Hondo (Ascona/Gerolsteiner) seinen zweiten Titel erobert. Es wäre der erste im Trikot von Gerolsteiner. Als unwahrscheinlich gilt, dass sich ein Einzelkämpfer, ein Fahrer des Zweitligisten Wiesenhof oder gar einer aus den Reihen der GSIII-Mannschaften durchsetzen wird. Dafür ist der Titelkampf doch zu prestigeträchtig.
Auch bei den Frauen ist die Sache durchschaubar. Alles andere als ein Sieg wäre für die Equipe Nürnberger eine Blamage. Im letzten Jahr beherrschte Trixi Worrack das Rennen und sie zählt auch diesmal zu den Favoritinnen. Teamkollegin Judith Arndt gewann in Stuttgart schon den Zeitfahr-Titel, ist aber in Freiburg ebenfalls klare Titelanwärterin. Gespannt darf man sein, was Shootingstar Angela Brodtka (Guben/Team Red Bull) leistet, oder die jungen Talente Theresa Senff (Siegelbach/Euregio Egrensis), Claudia Stumpf (Queidersbach/Equipe Nürnberger), Claudia Hecht (Erfurt/Euregio Egrensis) oder Tina Liebig (Frankfurt/M./Equipe Nürnberger), die gerade die Trentiner-Rundfahrt gewinnen konnte.
Anders als bei den Männern muss die Equipe Nürnberger in Freiburg auch die Einzelstarterinnen fürchten, und dort insbesondere Regina Schleicher (Karbach/Safi) und Hanka Kupfernagel, die beide noch auf einen Olympia-Startplatz hoffen. Und da nur drei Fahrerinnen in Athen an den Start gehen können, wird es ein besonders hartes Meisterschaftsrennen.
Start und Ziel des 21 Kilometer langen Rundkurses ist am Konzerthaus - 300 Meter vom Hauptbahnhof gelegen und somit mitten im Herzen Freiburgs. Die anspruchsvolle Strecke mit einer zehnprozentigen Steigung an der Berghauser Kapelle führt über St. Georgen, Leutersberg, Schallstadt-Wolfenweiler, Wittnau, Au und Merzhausen wieder zurück zum Konzerthaus.
Der Startschuss für das Männer-Rennen fällt am 27. Juni um 11:40 Uhr. Gefahren werden zehn Runden mit einer Gesamtlänge von 210 Kilometern. Der Sieger wird gegen 16:40 Uhr feststehen.
Die Frauen ermitteln die neue Deutsche Meisterin bereits einen Tag vorher am Samstag, dem 26. Juni. Um 14:30 Uhr beginnen sie den 105 km langen Meisterschaftskampf, der gegen 17:00 Uhr enden wird.
Jan Ullrich: "Wehre mich nicht gegen Titel"
Jan Ullrich ist der Top-Star der diesjährigen Deutschen Meisterschaft in Freiburg. Für den 30-Jährigen ist es fast ein Heimspiel. Bis vor eineinhalb Jahren wohnte er in Merdingen, nur 20 Kilometer von Freiburg entfernt. Wie es der Nummer eins des T-Mobile Teams in der Woche vor den Titelkämpfen geht, verrät Jan Ullrich im Interview.
Was machen die Beine?
Jan Ullrich: "Gut."
Und Ihr
"Kampfgewicht"?
"Auch alles im Plan."
Das heißt, Sie sind für die Tour de France
bestens gerüstet?
"Na klar, haben Sie daran gezweifelt?"
Wobei momentan spekuliert wird, dass Lance
Armstrong zu dick sei...
"Was soll ich dazu sagen? Die Medien brauchen halt Storys! Jetzt ist
Lance eben mal dran. Ich gebe darauf nix!"
Wie gehen Sie den letzten Test - die Deutsche
Meisterschaft - an?
"Ganz entspannt! Ich bin ja schon zweimal Meister gewesen, muss also
nicht wieder vorn sein. Jedenfalls in diesem Jahr nicht."
Das heißt, Sie fahren auf Sieg?
"Gerade das heißt es eben nicht. Wenn es gut läuft, werde ich mich
aber nicht dagegen wehren."
Ein Meistertrikot zu Beginn der Tour hat Ihnen
aber schon einmal Glück gebracht...
"Aber auch einmal schon nicht..."
Welches sind Ihre Favoriten?
"Ich denke, es wird sich zwischen Gerolsteiner und uns
entscheiden."
Ein Wort zur Strecke. Von früheren
Trainingsfahrten müssten Sie diese ja kennen...
"Die hat es in sich. Es gibt ein paar Stellen, die könnten extrem
wichtig werden. Welche das sind, behalte ich für mich."
Extrem schwer ist die 21-km-Schleife nicht, oder?
"Bei uns gibt es einen Spruch: Die Fahrer machen das Rennen
schwer!"
Haben Sie als Ex-Südbadener wenigstens einen
Heimvorteil?
"Nicht wirklich. Die meisten deutschen Profis kennen dieses Gebiet aus
dem Eff Eff."
Was vermissen Sie denn nach ihrem Umzug ins
schweizerische Scherzingen aus Merdingen am meisten?
"Viele Freunde und die Familie meiner Freundin."