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Der Slowene Primoz Roglic bleibt der Topfavorit auf den Tour-Sieg. Foto: Benoit Tessier/Pool Reuters/dpa
07.09.2020 11:37
Tour-Favoritencheck: Roglic stark, Bernal kommt in Schwung

Rochefort (dpa) - Primoz Roglic in der Favoritenrolle, sein junger slowenischer Landsmann Tadej Pogacar als große Überraschung und Titelverteidiger Egan Bernal mit schwerem Start.

Nach 1535,5 Kilometern und den Pyrenäen kristallisieren sich die Favoriten der 107. Tour de France heraus. Dass der deutsche Hoffnungsträger Emanuel Buchmann noch in den Kampf um die Podestplätze eingreift, hat sich erledigt. Die Tour-Favoriten im Check:

ROGLIC, PRIMOZ (Slowenien/1. Platz): Der Vuelta-Champion hat seine Favoritenrolle untermauert und pünktlich zum Ende der ersten Tour-Woche das Gelbe Trikot erobert. «Jedes Kind träumt davon, es einmal zu tragen. Ich bin glücklich, jetzt in dieser Position zu sein», sagte der Slowene, der den stärksten Eindruck hinterlassen hat. Er gewann die Bergankunft in Orcières-Merlette, wurde Zweiter in Laruns und sicherte sich einige Bonussekunden durch seine Sprintfähigkeiten. Bislang zeigte der Ex-Skispringer keine Schwäche. Dazu hat Roglic das Bergzeitfahren am vorletzten Tag in der Hinterhand, bei dem er favorisiert sein sollte. Und sein Jumbo-Visma-Team ist bärenstark.

BERNAL, EGAN (Kolumbien/2./0:21 Minuten zurück): Auf der letzten Pyrenäen-Etappe meldete sich der Vorjahressieger zurück und lancierte erstmals Attacken. An den Tagen zuvor hatte er Schwächen gezeigt, als er etwa auf dem Weg nach Loudenvielle mal kurz von Roglic abgehängt wurde. Den Rückstand hat er sich eingehandelt, weil er im Sprint um die Bonussekunden gegen Roglic klar unterlegen ist. «Das ist nicht entscheidend. Ich fühle mich besser und es kommen noch schwere Anstiege», sagte der Kolumbianer mit Blick auf die hohen Alpen-Pässe. Ob er dann auf sein Ineos-Team zählen kann? Die Mannschaft hat ihre Dominanz aus den vergangenen Jahren verloren.

MARTIN, GUILLAUME (Frankreich/3./0:28): Ganz unauffällig fährt der Franzose im Windschatten der Besten. Wie lange der Pariser das durchhalten kann, ist die große Frage. Die Form stimmt jedenfalls, bei der Dauphiné-Rundfahrt belegte der 27-Jährige bereits Platz drei. Martin hatte die lange Corona-Pause genutzt und viele Wochen in der Höhe verbracht. Erst war er zwei Wochen im Jura, schlief dort in einer Höhenkammer. Dann ging es drei Wochen in die Alpen, wo er in rund 2000 Metern Höhe trainierte.

BARDET, ROMAIN (Frankreich/4./0:30): Eigentlich wollte der Franzose die Tour gar nicht fahren, durch die Corona-Verschiebung änderte er seine Planungen. Auf der Rechnung hatte ihn trotzdem kaum einer, nachdem er in den vergangenen beiden Jahren enttäuscht hatte. So war er 2019 schnell raus aus dem Favoritenkreis, so dass er sich auf das Gepunktete Trikot konzentrierte und auch gewann. Dass er es drauf hat, zeigte Bardet 2017 mit dem dritten Gesamtrang. Im nächsten Jahr fährt er für das deutsche Sunweb-Team.

QUINTANA, NAIRO (Kolumbien/5./0:32): Der kolumbianische Routinier hinterlässt bisher einen starken Eindruck, auch wenn er in den Pyrenäen Sekunden verloren hat. Mit solchen Leistungen war nicht zu rechnen, schließlich hatte den 30-Jährigen ein Sturz in der Vorbereitung beeinträchtigt. Gut möglich, dass in den Alpen noch seine Stunde schlägt. Quintana weiß, wie es geht. Er hat bereits den Giro und die Vuelta gewonnen, dazu wurde er zweimal Gesamtzweiter bei der Tour (2013 und 2015).

URAN, RIGOBERTO (Kolumbien/6./0:32): Auf seine alten Tage läuft Uran noch einmal zur Hochform auf. 2017 hatte der 33-Jährige bereits den zweiten Gesamtrang in Paris belegt, danach aber nicht mehr an die Erfolge anknüpfen können. Der Kolumbianer ist ein gewiefter Taktiker, ihm unterlaufen kaum Fehler. Vielleicht zahlt sich das noch aus.

POGACAR, TADEJ (Slowenien/7./0:44): Der junge Slowene könnte die große Tour-Sensation werden. Auf der ersten Pyrenäen-Etappe knöpfte der 21-Jährige den Top-Favoriten rund 40 Sekunden ab, bevor er die nächste Bergetappe in Laruns gar gewann. Hätte Pogacar auf der Flachetappe am Freitag, als er durch einen gestürzten Fahrer in der entscheidenden Phase aus der Spitzengruppe fiel, nicht über eine Minute verloren, würde er jetzt sogar in Gelb fahren. «Das macht nichts. Das Spiel hat gerade erst begonnen. Es wird noch große Unterschiede geben», sagte der Youngster. Im Vorjahr gewann er bei der Vuelta als jüngster Fahrer in einer großen Rundfahrt drei Etappen.


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