dpa: Was hat Sie zur Rückkehr zur Telekom-Tochter T-Mobile veranlasst?
Ullrich: «Ausschlaggebend war, dass ich oft genug Tour-Zweiter war. Ich brauchte ein Team, das stark genug ist, Lance Armstrong bei der Tour wirklich Paroli zu bieten. Das habe ich jetzt gefunden. Wir sind das stärkste Team der Welt.»
dpa: Die Personalie Rudy Pevenage ist für Sie sehr wichtig. Wegen der Querelen mit Team-Manager Walter Godefroot konnten Sie Ihren langjährigen Begleiter bisher nicht in offizieller Funktion bei T- Mobile unterbringen. Wie lösen Sie das Problem?
Ullrich: «Ich habe diesbezüglich ein festes Konzept im Kopf. Ich habe am Freitag lange mit Rudy, mit dem ich bekanntlich seit fast neun Jahren erfolgreich zusammen arbeite, gesprochen und will ihn als persönlichen Berater verpflichten. Die Details müssen noch ausgefeilt werden. Wir finden eine Lösung.»
dpa: Sie verließen Telekom vor knapp zehn Monaten auch unter dem Vorwurf der Bevormundung. Wie gehen Sie jetzt damit um, da Sie ja zum großen Teil wieder mit denselben Partnern zusammenarbeiten?
Ullrich: «Die Vorwürfe wurden überbewertet. Ich musste nach meiner Trennung beweisen, dass ich auch allein zurecht komme und allein Entscheidungen treffen kann. Ich bin ein Jahr älter und reifer geworden und funktioniere jetzt anders. Ich brauche kein Babysitter- System mehr.»
dpa: Durch Ihre Entscheidung für T-Mobile versetzten Sie Ihrem bisherigen Bianchi-Team wohl den Todesstoß und sorgten für weitere Arbeitslosigkeit unter Rad-Profis. Haben Sie ein schlechtes Gewissen?
Ullrich: «Das ist natürlich eine extreme Sache. Ich habe mir viele Gedanken und den Wechsel nicht leicht gemacht. Einige stehen jetzt vielleicht auf der Straße. Das belastet mich. Meine Kameraden haben sich bei der Tour für mich ausgekämpft. Aber auch bei einer anderen Entscheidung hätte ich ja nicht die ganze Mannschaft mitnehmen können.»
dpa: Welche Rolle spielen 2004 in Ihrer Planung neben dem Saison- Höhepunkt Tour de France die Olympischen Spiele in Athen ?
Ullrich: «Sie stehen an Nummer 2 meiner Prioritätenliste. Ich darf ja in Athen starten, woran ich nie gezweifelt habe. Oft erreiche ich ja meine Höchstform nach der Tour. Da kommen die Rennen in Athen zum idealen Zeitpunkt. Ich will die Tour gewinnen und meine Goldmedaille von Sydney verteidigen.»
Andreas Zellmer, dpa